Cosa Mia
linken
Seite, an der Mauer, war ein kleiner Kräutergarten für das Haus angelegt,
kleinere Bäume warfen ihre Schatten darauf und doch gab es auch
Stellen, die ganz von der Sonne beschienen wurden. Wenn der
Wind auffrischte, konnte man die Stauden von Basilikum und den Oregano,
Thymian, Oleander und meinen würzigen Rosmarin rauschen hören, den ich als
Gewürz so sehr schätzte. Und wenn man sie berührte, fingen sie an zu duften.
Diese Gerüche können betäubend sein, wie die der großen Rosenblüten oder der
zarten Hyazinthen im Frühling und gleichzeitig wird man trunken und völlig
hingebungsvoll, wenn man eine Weile seine Nase zwischen die hübschen
Blätterchen hält.
Ja, wie mag es erst den Tausenden von Insekten gehen, taumeln
sie nicht auch verliebt und trunken zwischen den wunderbaren Kelchen, Bettchen
aus Blütenstaub und den Halmen, die ihren Duft wie Fangarme benutzen, um sich
in ihrem Streben selbst am Leben zu halten?
Gar nicht weit weg von dem Kräuter- und Gemüsebeet, befand
sich ein kleiner Brunnen, auch im Halbschatten, denn die Mauer war von Bäumen
und Sträuchern gesäumt, vornehmlich auch von Zypressenarten.
Das Wasser plätscherte munter von einem Knaben, der eine
Muschel abwärts geneigt hielt und sammelte sich in dem steinernen Becken.
Hinter dem Brunnen streckte sich eine rosa Kletterrose zu dem
Jungen hinauf, das Becken war schon alt und zum Teil von moosähnlichem grünem
Belag bedeckt, dort, wo die Tropfen zum Teil noch hinspritzten. Ich ließ meine
Hand durch das Wasser gleiten und benetzte auch mein Gesicht damit, das war
eine angenehme Abkühlung. Von dem Brunnen aus konnte ich auch die Hinteransicht
des Hauses sehen, mit der mächtigen Terrasse, die vom Erdgeschoß aus, mit zwei
steinernen, großen Treppen direkt auf das von Rosenbüschen gesäumte Rasenstück
führte, an dessen Ende sich der Pool befand. Zwischen den beiden Treppen und
unterhalb der Steinbrüstung von der Terrasse waren viele Buchsbäume
unterschiedlichen Wuchses gepflanzt und davor stand noch ein Brunnen aus weißem
Marmor, gepflegt und ansehnlich. Wasser schoss aus vier Fischmündern in das
große, flache Becken. Sabatino hatte eine Ader für Skulpturen und Brunnen und
er liebte am liebsten altmodische römische oder griechische Figuren, sinnliche
Körper in der Bewegung eingefangen oder mit geistlich verklärtem Blick in einer
stehenden Haltung verwahrend.
Solcherlei zum Teil sehr großen Statuen hatte er überall im
Garten verteilt, jedoch ohne, dass es ganz zu überladen aussah. Auch ich mochte
die lieblichen Gesichter der Jünglinge und Frauen, Engel und Weisen, Helden und
Tiere und es waren auch schon Nächte dahingegangen, wo ich mich von Wein
berauscht an die Wange eines solchen Jünglings geschmiegt hatte, glatt und kalt
wie sie war, und irgendwelche Melodien sang und summte, die ich mir auch selbst
ausdachte. Das war die Magie von Sommernächten, vom Mond und Wein. Sicherlich
wurde ich dabei schon von einen von den Männern Castellis entdeckt, aber man
lachte nur und fand es niedlich, wie ich da so singend hockte, an dem Fuße des
Marmors. Nicht selten stimmte auch Emidio ein und das eine Mal war ich mit
Maurizio allein und er erzählte mir alte Geschichten aus der Umgebung und
Heldenmythen aus der alten Vergangenheit sehr lebendig und immer an seinem
Zigarillo paffend, während ich, die Weinflasche in meiner Hand und zwischen den
Beinen baumelnd, mir die Worte mit großartigen Bildern
ausmalte. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, die seit dem
verstrichen ist. Eine Ewigkeit.
Und nun quälte mich damals wieder das Gesicht Sabatinos, was
ich vor meinem inneren Auge sah und sein einlullendes Lachen, womit er mich
manchmal bedachte. Ich wollte unnachgiebig und sauer auf ihn sein, doch
irgendwie konnte ich ihm kaum böse sein. Er war eine Art Zauberer und ich hatte
kaum die Kraft, mich seinem Bannkreis zu entziehen. So sehr ich auch wollte,
ich denke, ich liebte ihn so, wie er war und ich liebte die Wut und die
Leidenschaft, die mich zu ihm erfüllten. Langsam schlenderte ich umher, den
Blick auf den Boden vor mir gerichtet. Wo ging ich eigentlich hin? Plötzlich
ein fast übermütiger, kurzer Schrei und ein riesiges Klatschen.
Augenblicklich waren all meine Sinne wieder auf das Schärfste
gespannt, jemand war in den Pool gesprungen und es hörte sich an wie... Emidio!
War er etwa hier und warum wusste ich nichts davon?
Sofort war ich in freudige Überraschung entbrannt und rannte
in schnellen
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