Cosa Mia
lustig! Sicher fand ich seine Schwester attraktiv
und es konnte auch sein, dass ich Raffaele ein wenig eingehender gemustert
hatte, aber mir das gleich so auf die Nase zu binden? Ich wurde zornesrot und
biss mir fast in die Zunge. Sabatino lachte: „Ist doch kein Problem.“
„Natürlich- für dich sowieso nicht!“ Ich wurde nun ziemlich
laut und böse und es gefiel mir irgendwie. „Du machst doch eh alles so, wie du
willst und spielst mit mir, wie mit einem kleinen Hund! Und nun weichst du mir
wieder mal aus und machst dich über mich lustig, ja du hast wahrlich keine
Probleme, was?! Genug davon! Ich gehe!“ Damit hatte er nicht gerechnet. Er war
verdattert. Ich war aufgesprungen und hatte mir meine Sachen geschnappt. Ich
hatte keine Lust mehr auf ein Gespräch, aber den Fehler, halbnackt durch die
Gegend zu laufen, würde ich nicht noch einmal machen, das war klar.
„Ciao, Don!“, r ief
ich ihm spöttisch noch zu und dann war ich bereits auf dem Weg nach unten, er
konnte ruhig auch mal etwas nachdenken, dachte ich, ich würde jedenfalls nach
hause gehen. Idiot . Unterwegs zog ich mich komplett an, doch als ich zum
Ausgang der Einfahrt
zusteuerte, kam mir mit festen Schritten wieder Maurizio
entgegen und steckte sein Telefon gerade in die Tasche, aber er würde nicht
wissen wollen, wo ich so eilig hin wollte. Falsch, denn er stellte sich mir
genau in den Weg und lächelte. Ach, immer dieses hübsche Gangsterlächeln, das
konnte mich echt zur Weißglut bringen. „Tut mir leid, ich darf dich jetzt nicht
gehen lassen, Paolo, ich habe meine Befehle.“
„Welche Befehle denn?“, fragte ich ungläubig. Was lief hier
eigentlich ab? Ich verstand nichts mehr. „Befehle von diesem ehrenhaften Mann
da.“ Er grinste und zeigte auf die Villa. Ich sah nachdenklich zurück und
wollte am liebsten schreien. Oben aus dem Fenster der zweiten Etage war es
Sabatino, der sich aus dem Fenster lehnte, grinste und mir zuwinkte, als sei
ich gerade angekommen! Verdammt noch mal!
„Und was jetzt?“ fragte ich Maurizio gereizt.
„Na, raus geht’s jedenfalls nicht, Paolo.“
Blödmann! Idiot! Aber sich mit ihm anzulegen, wäre unsinnig.
Trotzdem, er konnte gut lachen, ich aber war spuckewütend. Na
dann eben nicht, brummte ich und lief
in Richtung Garten, nur weg vom Haus, vielleicht gab es ja
irgendwo eine Möglichkeit über die Mauer zu klettern? Aber ich verwarf den
Gedanken sofort wieder, alles war zu gut gesichert, Piero hatte mir einmal
alles genau erklärt, Strom, Laserschranken, Bewegungsmelder, versteckte Fallen,
Alarmanlagen und dergleichen, eine Festung. Piero, Piero war tot, Piero war
Vergangenheit. Nicht dran denken .
Diesmal saß ich wirklich in der Falle, schoss es mir durch
den Kopf. Hmm, aber es war wirklich ein sehr schöner Tag heute und schön warm,
ich genoss es über das üppige und saftige grüne Gras zu laufen, weg von dem
Weg, das war ja so grün, fast unglaublich. Und es war nicht steril und kurz
geschoren, sondern natürlich lang und Blumen mit zarten Blüten hatten darauf
Platz, kleine Gänseblümchen und diese blau-lilane, deren Name mir nicht
einfiel, das war ein richtiger Rasen, einer der lebte und Sinnlichkeit
ausstrahlte. Wie ich diese Rasen liebte! Und ich konnte es nie verstehen und
verstehe es immer noch nicht, wie man bloß in einem Garten oder Park den Rasen
immer so gewalttätig kurz scheren muss, warum? Damit auch das kleinste Blümchen
geköpft wird und
der kleine Dschungel seine Lebendigkeit verliert? Und dabei
dient der gemähte Rasen, wenn es nicht dem Grünfutterbedarf nützt, keinem
weiter außer dem Abfall, das ist doch unsinnig, beim Golfspiel sehe ich es ja
gerade noch so ein, aber dort wo man sich erholen, dort wo man Kraft tanken
möchte, pah! Da soll der Rasen ab? Damit es hygienischer, gepflegter, bezähmter
aussieht? Da hat man wohl Angst vor der Wildheit der Natur, wo man sie so kurz
beschneidet, dass es noch nicht einmal der Kunst dient, denn ein geschorener
Rasen ist keine Kunst, sondern für Quälerei für mein Auge.
Doch dem Herrgott sei Dank, lebte dieser Rasen fröhlich, auf
dem ich lief, meine Füße sanken zwischen den Halmen weich ein. Ein wenig
wunderte ich mich über meine Gedanken, denn über diesen Garten hatte ich mir
vorher kaum Gedanken gemacht. Diese Schönheit fiel mir erst jetzt auf, wo ich
mich voller Argwohn von den Menschen in meiner Nähe abwandte. Langsam verflog
meine Gereiztheit. Und ich wollte auch nicht an Piero denken. An der
Weitere Kostenlose Bücher