Cosa Mia
aufnahm und verkraftete.
Ich sah in die Tasse und es war immer wieder die Szene zu
sehen, als sie Piero und Toni an mir vorbei trugen und dann kam die Verwirrung
zurück. Sabatino hatte sicher schon viele Männer verloren in all den Jahren,
wer weiß. Vielleicht war es wirklich die beste Methode, nicht darüber zu reden,
keiner redete groß darüber, jeder hatte seine Gedanken und Gefühle unter
Verschluss und trug seinen Packen . Was nach außen besprochen wurde, war
das Geschäft . Man würde die beiden anständig beerdigen lassen, aber
trauern? Dafür waren keine Zeit und keine Energie vorhanden, ich glaube, dass
es genau das war, aber ich fand mich nicht leicht damit ab.
Manchmal sah ich Sabatino von der Seite an und war empört,
dennoch war es sicher die einzige Möglichkeit für ihn, wollte er nicht genauso
enden. War es Kaltblütigkeit? Was ist Kaltblütigkeit? Dasselbe wie Gleichmut?
Doch die Ernsthaftigkeit solcher Momente verflog auch wieder,
denn schon kam Maurizio um die Ecke und erzählte irgendeine Posse aus der
Vergangenheit, denn er hatte ein Talent seinen Boss aufzumuntern und auch ich
konnte mich seiner Mimik nicht entziehen.
Sie werden sicher denken, ich hätte mit Sabatino eine
wahrhaftig enge und innige Liebschaft gehabt, und das stimmt auch, aber wir
waren nicht jeden Tag zusammen und es kam nicht selten vor, dass wir uns zwei
Wochen am Stück nicht sahen, dennoch war er es und seine Umgebung, auch Emidio,
die mir die Lebensspanne in und um Spoleto versüßten. Alltag, Schule, warum
soll ich darüber schreiben, wo ich doch sinnlich erst in seiner Nähe erwachte
und in seinen Autos fremde Städte kennenlernte, mit seinen Männern feierte? Es
war wie ein Rausch, wie man ihn nur mit sechzehn bis achtzehn Jahren erfahren
konnte, wo man immer hungrig, wo einem das Blut immer schwelend heiß durch die
Adern schießt, wo man ein Junge ist, gewitzt und schön, und naiv. Ich möchte
Ihnen schildern aus welchen Sonnen mein Leben in diesem Alter bestanden hat,
was für mich in dieser Zeit Alles bedeutete und wie geblendet ich wirklich war.
Ich hatte den Tod an anderen erfahren und verdrängte ihn wie ich nur konnte,
natürlich, denn ich wollte nichts erfahren, was mich aus diesem Traum von
Sicherheit und einer gewissen Macht aufwecken könnte. Zu allem, was danach und
bis jetzt geschah,
so waren die Anfänge in meinem verwinkelten,
mittelalterlichen Städtchen sehr prägend für mich.
Die nächsten Tage wurden von dem Vorfall in San Benedetto
überschattet und beherrscht.
VIII
San Benedetto: Auswertung…
Gleich eine Woche später fuhren wir wieder in das Hospital,
Sabatino hatte mich auf mein Bitten hin widerwillig mitgenommen, doch ich
konnte ihn davon überzeugen, dass es auch mich anging, wie sehr er das auch zu
vermeiden versuchte, ich hatte schließlich Clara in den Armen gehalten und
wusste über einiges nun Bescheid. Es wäre nicht fair, mich auszuschließen. Ein
Tag vorher hatte ich wieder Stress mit meinen Eltern gehabt, sie drängten mich
zu einem Job oder zu einer Ausbildung in der Stadt, denn das hatte ich ganz aus
den Augen verloren. Ich sei zwar ständig weg, meinten sie, aber bezahlen könnte
ich davon nichts. Und sie hatten auch recht, zum einen wollte ich Zeit mit
Emidio und seiner Familie verbringen, zum anderen musste ich mich
auch ein wenig um Onkel Pedro kümmern, wo sollte ich dann
noch Zeit für Arbeit finden, obwohl meine Eltern ein wenig Beihilfe gut
gebrauchen könnten? Ich war wirklich in der Zwickmühle. Theoretisch würde ich
sicher eine Aushilfsstelle bei Vito in seiner Cafeteria am Domplatz bekommen,
denn Touristen waren genug da und Vito war ein Stammkunde von meinem Vater, und
auf Marcellos Ziegenfarm vor der Stadt gäbe es jetzt sicher auch einiges zu
tun, oder ich könnte mich rumhorchen, ob jemand Gehilfen oder eine
Ausbildungsstelle anbot, ja ja, das war alles möglich und meine Eltern gaben
mir ein Woche Zeit und danach musste ich ihnen etwas anbieten.
Und dann saßen wir wieder im Auto, diesmal in einem blauen
Cabrio und Maurizio fuhr mit dem alten Kleinwagen hinterher. Mein Vater hatte
auch ein kleines Auto, aber die meiste Zeit saß ich bei den Castellis im Wagen.
Da Spoleto ein hübsches Städtchen war, aber ein wenig
abgelegen, mussten wir, um jemanden zu treffen, meistens lange fahren, aber das
war gut so, Sabatino liebte seine Ruhe, die er in Spoleto genoss und viele
bekamen es nie zu erfahren, wo er überhaupt wohnte. Der
Himmel war
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