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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Auner
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den Einheimischen, so wie es manche Sizilianerbanden in ihren Dörfern und
Städten tun?“ Plötzlich kam mir diese Frage in den Sinn, ich hatte davon nicht
nur aus dem Fernsehen gehört.
    „Wo denkst du hin?“, entgegnete er ernst. „Das habe ich nicht
nötig und finde es armselig!
    Das ist das Niedrigste vom Niedrigsten, seine Leute und die
Menschen aus seinem Umfeld, aus der Gegend, wo man selbst aufgewachsen ist, zu
erpressen. Das hat nichts mehr mit Schutz zu tun. Glaub mir, ich habe nur
Verachtung für die ehrlosen Hunde übrig, die das tun. Aber es gibt einige
solche Strukturen, leider. Wenn du es wissen möchtest, in Kalabrien gibt es
ganze Gemeinden und Städtchen, die vom Untergrund kontrolliert werden, keine
Gewalt des Staates oder Beamtentum reicht bis in diese Gegenden, ganze Dörfer
sind unterhöhlt mit Fluchtwegen und Verstecken. Nicht nur in Süditalien ist es
so. Ich für meinen Teil weiß nicht, was ich davon halten soll, diese Strukturen
sind etabliert und es ist schwierig mit ihnen zu verhandeln, tss.“ Er machte
eine wegwerfende Geste. „Wie im Mittelalter. Das ist nichts für uns. Man muss
mit der Zeit gehen, es hat keinen Sinn, sich abzuschotten und sich der Illusion
einer Kontrolle hinzugeben, Sizilien und diese Gruppierungen sind zwar
relativ... ach, aber was rede ich! Bist du vorerst zufrieden mit dieser
Antwort, kleiner scharfsinniger Schönling?“
    Er zog fragend die linke Braue hoch und lächelte. Ich musste
auch lächeln. „Du hättest ruhig weiter reden können.“ Aber diese Antwort
erleichterte mich schon. Aber jetzt würde ich mich nicht mehr mit solch einer
Antwort zufrieden geben. Das war einmal…
    Das Gute war, dass er jetzt viel Zeit in Spoleto verbrachte,
aber das hieß nicht, dass er sich ausruhte, sondern er empfing am laufenden
Band Freunde, Familienmitglieder, Geschäftsleute und manchmal ging er mit ihnen
auch ins Restaurant, wo ich sie aufs Fürstlichste bediente, wenn es meine
Aufgabe war, dort zu arbeiten, denn ich wollte Eindruck auf sie machen.
Sabatino stellte mich auch jedem seiner Gäste vor, das war ein Privileg für
mich und anerkennend ließ ich mir die Schulter klopfen. Er zeigte damit an,
dass ich unter seinem Schutz stand, obwohl ich nicht zur Familie gehörte und
seine Freunde erkannten dies sofort. Nicht selten waren Männer dabei, grob
gehauen, breit wie Schränke, die eine Nachricht brachten, oder in Stellvertretung
kamen, die mir das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten. Keine Emotion
war an ihnen zu sehen und wenn Sabatino mit ihnen sprach,
    wenn es nicht Maurizio tat, war er einer von ihnen, genauso
kalt und regungslos, wie sie selbst. Und mit Staunen bemerkte ich dann sein
großzügiges Lächeln, mit dem sich sein Gesicht überzog, wenn das Geschäftliche
geklärt war und sich alle Anwesenden etwas entspannten. Schurken waren sie
allesamt und die konnten leider am schönsten lächeln.
    Einmal fragte ich Maurizio an der Bar, wie es eigentlich um
Signor Palmeri stünde und wie weit sie in diesem Fall wohl wären, denn ich
wusste, dass sich Sabatino darüber sehr bedeckt hielt. „Schon fast alles
erledigt. Eine alte und mächtige Familie hat uns unterstützt, denn sie
schuldeten uns noch einiges. Dem Don geht es besser denn sonst und es gibt auch
einige, denen es nun sehr schlecht geht, denn sie haben Erde im Mund.“
    „Maurizio, hör auf bloß in diesen Bildern zu reden!“ Ich
dachte, er würde mir mehr erzählen.
    „Tut mir leid, dafür bist du noch zu jung. Wir wollen dich in
nichts herein ziehen. Die Schießerei in Benedetto war schon schlimm genug für
dich, das musst du verstehen, Junge. Wir passen schon auf dich auf, aber die
internen Dinge sind unsere Sache, das ist einfach nichts
    für dich.“ Na das war ja klar, dachte ich, Sabatino hat ihm
ins Gewissen geredet. Und trotzdem tat er oft so, als gehörte ich dazu.
Maurizio bemerkte mein grimmiges Gesicht.
    „Schau nicht so, verstehe doch, dass wir dir nicht viel
erzählen können und zwar um dich zu beschützen. Wenn jeder weiß, dass du nichts
weißt, dann lassen sie dich in Ruhe, denn eines kannst du mir glauben, unsere
‘Freunde’ greifen nach jedem Grashalm, der ihnen etwas Macht versprechen
könnte. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Komm’, ich spendier’ dir Einen!“
    „Okay.“, knurrte ich noch etwas enttäuscht und spülte dann
meinen Frust mit Wodka-Cola herunter.
    Feinde, Freunde oder das eine für das andere, das waren doch
leere Begriffe, nach all der

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