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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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entstanden?«
    »So hat Darwin die Entwicklung der Arten beschrieben. Ich wende das Prinzip lediglich auf die Universen an.«
    »Aber damit schließt du aus, daß es für unser Universum irgendeinen Grund gibt.«
    »Es sei denn, der Zufall wäre nur ein Trick, den Gott anwendet, um sich der Verantwortung zu entziehen.«
    »Und die Kette ist nicht unendlich, richtig?« Sie biß sich auf die Unterlippe. Das hatte unübersehbare Konsequenzen. »Du hast nichts anders getan, als den Anfang in deiner … äh … Metazeit, ein Stück weit zurückzuversetzen.«
    »Richtig. Ich werde mich nicht dazu äußern, welcher Gott oder welche Göttin den ersten Schritt getan hat.«
    »Paßt die Vorstellung eines Anfangs denn überhaupt in dein Konzept?«
    Verlegenes Murmeln. »Nicht unbedingt. Seit Augustinus – du siehst, ich habe mich gründlich mit dem Thema befaßt – haben die Denker des Westens den Anbeginn der Zeit mit der Erschaffung des Universums gleichgesetzt. Niemand hat den Schöpfungsakt jemals als eine Art Zellteilung oder Zeugung betrachtet, bei der eine neue Art entsteht.«
    Sie zuckte die Achseln. »Also schön, ich bin nicht die erste Göttin. Und auch nicht die letzte. Ich gehöre nur zur Familie.«
    »Tut mir leid, wenn ich dir etwas von deinem Glanz genommen habe.« Er streichelte ihr die Hand. Die seine war warm.
    »Sollte mich das deprimieren? Danach ist mir gar nicht zumute.«
    »Weil du eine ausgeglichene Persönlichkeit bist. Nicht viele Menschen würden es so frohgemut hinnehmen, vom göttlichen Thron gestoßen zu werden.«
    »Frohgemut? Dafür fehlt mir nun wirklich die Energie.«
    Sie stiegen aus und gingen zum Cosm zurück. Es war sehr kalt geworden. Unter den hellen Sternen ihres noch jungen Universums biß Alicia krachend in einen Frühstücksriegel.
    »He!« sagte Zak. Trotz der Kälte blieben sie stehen und betrachteten die schwarze Masse, die nun offenbar das gesamte Blickfeld des Cosm ausfüllte. »Wir kommen dem Schwarzen Loch im Zentrum immer näher.«
    »Sieht ganz so aus«, bestätigte Alicia. »Max, was passiert, wenn wir dort sind?«
    Er regte sich nicht. »Ich habe das dumpfe Gefühl, daß ich das lieber nicht erleben möchte.«
    Das andere Ende des Cosm jagte jetzt durch aufgewühlte, schwarze Wolkenmassen auf die alles verschlingende Finsternis zu. Noch leuchteten die Kreise und Gitterlinien am Horizont. Schwärme von Staubkörnchen fegten vorüber und waren verschwunden, bevor jemand begriff, worum es sich dabei handelte. Alles ging so rasend schnell, als stürze man einen steilen Abhang hinab.
    »Warum wurde das andere Ende des Cosm eigentlich nie von einer Sonne verschlungen?« überlegte Zak verträumt. »Ich meine, die Chancen standen doch eher dafür.«
    »Vielleicht stößt es andere Massen ab«, sagte Max. »Die Gleichungen lassen nach wie vor sehr viele Möglichkeiten offen.«
    Das klang besorgt. Alicia legte ihm den Arm um die Schultern, ohne den Blick von dem furiosen Geschehen in der Mitte des Kreises zu wenden. Auf der Cosm-Oberfläche bekämpften sich weißlich schäumende Lichtfelder. Alicia fühlte sich an das unheimliche Schillern unmittelbar nach der Entstehung der Kugel erinnert. Damals war der Cosm noch jung gewesen. Jetzt lag das Universum am anderen Ende der Raumzeitverbindung in den letzten Zügen, und das Fleckenmuster kehrte zurück.
    Max wurde unruhig. Der Schein des Cosm verstärkte sich, nun rasten Lichtreflexe in allen Regenbogenfarben darüber hin. Der Anblick nahm sie alle so gefangen, daß das monotone Summen nur ganz allmählich in ihr Bewußtsein drang.
    »Was ist das?« Zak blickte nach oben.
    »Wieder dieses Flugzeug«, sagte Jill.
    »Diesmal sind es zwei«, verbesserte Zak und legte den Kopf in den Nacken. »Da.«
    Die Lichtpunkte kamen direkt auf sie zu. »Das eine ist ein Hubschrauber«, rief Zak.
    Das Flugzeug kreiste mit eingeschalteten Suchscheinwerfern genau über ihnen. Sie schlossen die Augen, um nicht geblendet zu werden. Alicia wußte nicht, ob sie weiter den Cosm beobachten oder sich auf das aufgebrachte Summen konzentrieren sollte.
    Max hob nicht einmal den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, keine Theorie, was passiert, wenn ein solches Raumzeitkörnchen von einer großräumigen Verzerrung verschlungen wird …«
    »Die Maschine will landen!« Jills Stimme kam gegen das Dröhnen kaum an.
    Die grellen Scheinwerferstrahlen überstrichen den Platz, auf dem die vier standen. Alicia befürchtete schon, im Cosm jetzt gar nichts mehr erkennen zu

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