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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Wahrscheinlich hätte man auch ein großes Geschrei anstimmen und damit erreichen können, daß die Hohen Tiere der UCI ihren Pendants in Brookhaven einen Wink gaben, aber sie ahnte, daß diese Methode langsamer und weniger wirksam gewesen wäre. Physiker sollten ihre Fehler selbst ausbügeln.
    Sie druckte Daves E-Mail und ihre Antwort darauf aus, dann klickte sie auf SEND und hoffte das Beste.
    Die Abschlußprüfungen rückten näher, und dann waren sie plötzlich da. Auch Max war davon betroffen und zog sich für eine Woche ins Caltech zurück.
    Die Prüfungsaufgaben für Physik 3-B machten eine Menge Arbeit. Alicia mußte drei verschiedene Versionen entwerfen, die auf verschiedenfarbiges Papier kopiert wurden. Es war längst Routine, die Aufgaben so ähnlich zu gestalten, daß Studenten, die abschreiben wollten, nicht erkennen konnten, was der andere eigentlich machte. Sie ging jedoch noch einen Schritt weiter, indem sie mehrere Aufgaben stellte, die nahezu gleich aussahen, aber sehr unterschiedliche Lösungen hatten, so daß jeder Schwindel sofort aufflog. Auf diese Weise wurden auch diejenigen abgeschreckt, die die Prüfung für einen anderen Studenten mitschrieben und unter dessen Namen abgaben. Normalerweise suchte man das zu verhindern, indem man verlangte, daß den Blättern ein Foto beigelegt wurde. Doch der hohe Anteil an asiatischen Studenten an der UCI hatten einige ›Schlepper‹ auf eine besondere Idee gebracht: wenn sie ihre Dienste anboten, wiesen sie eigens darauf hin, daß die Weißen meistens Mühe hatten, orientalische Gesichter auseinanderzuhalten. Um auch diese Lücke zu schließen, hatte Alicia als Prüfungsaufsichten speziell asiatische Hilfskräfte verlangt. Diese Leute einzuweisen, das richtige Verhältnis zwischen schriftlichen Aufgaben und Multiple Choice-Fragen zu finden – das dauerte seine Zeit.
    Am Ende der zweistündigen Prüfung sprachen etliche Studenten sie auf einen neuen Science Fiction-Film an, der im Moment sehr erfolgreich war. Vor allem wollten sie wissen, inwieweit die phantastische Geschichte auf Wahrheit beruhe. Sie hatte von dem Film noch nicht einmal gehört, aber wenn die Beschreibungen der jungen Leute zutrafen, war so gut wie alles frei erfunden.
    Dabei hatte Alicia sich immer wieder bemüht, wasBücher und Filme über naturwissenschaftliche Themen anging, auf dem laufenden zu bleiben. Leider arbeiteten die markigen, modebewußten Typen, die in solchen Machwerken auftraten, fast ausschließlich in teuren Bars mit düster-futuristischer Unterweltatmosphäre, wo Originalität durch bizarre Ornamentik ersetzt wurde. Sie hatte noch nie einen Wissenschaftler kennengelernt, der in einem verräucherten Lokal auf einer Serviette ein Experiment skizzieren oder eine Berechnung durchführen konnte, während er, begleitet von schrillen Gitarrenriffs im Hintergrund, an irgendeinem Drink nippte, der gerade in war, aber in Kino- und Fernsehfilmen war das die Regel. Offenbar hoffte man, so das Interesse eines übersättigten Publikums zu gewinnen, dessen Aufmerksamkeitsspanne von der Dauer eines Werbespots definiert wurde. Wissenschaftler waren entweder aggressiv coole Typen in hautenger Lederkluft, oder bedauernswerte Schwachköpfe, neurotische Spinner, die verzweifelt jemanden zum Bumsen suchten und dabei unglaubliche Entdeckungen machten, die ihnen kein Mensch jemals zugetraut hätte.
    Max war auf einer Konferenz, und Zak führte in ihrem Auftrag einige Messungen am Cosm durch, also machte sie sich sofort an die Korrektur der Abschlußprüfungen. Ein Student hatte auf eine der einfachen Fragen im Bereich Thermodynamik geantwortet: Wasser ist geschmolzener Dampf. Ein anderer hatte geschrieben: Wenn man sich nach einem Blitz den Donner anhört, kann man feststellen, wie knapp man einem Einschlag entgangen ist. Wenn man nichts hört, ist man getroffen worden, und dann ist es schon egal. Diese Sätze hatten ihre Hilfskräfte schon am Korrekturtisch mit Vergnügen vorgelesen, und einer hatte von einem Studenten erzählt, der zu ihm kam und wütend sagte: »Mein Taschenrechner macht immer wieder denselben Fehler .« Wenigstens gab es gelegentlich etwas zu lachen in diesem Beruf.
    Lange vor Abgabeschluß brachte Alicia ihre Noten per E-Mail auf den Weg und verließ dann bei Sonnenuntergang, von stiller Genugtuung erfüllt, ihr Büro. Es war doch eine beachtliche Leistung, die hellsten Köpfe dieser Generation für eine Weile dazu gebracht zu haben, ihre Energien auf den Erwerb solider

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