Cosmic Trigger (Band 2)
scheint unwahrscheinlich, dass
mein tatsächlicher Hunger so groß war (meine Mutter hatte mir zweifelsohne ein
gutes Frühstück gemacht). Ich litt vielmehr an einer Art akuter Demütigung und
Verlust des Selbstwertgefühls, den nur kleine Kinder erfahren können, denn,
wann immer Erwachsene leiden, können sie es wenigstens noch als unfair
betrachten. Kleinen Kindern fehlt diese Unabhängigkeit und sie wissen nicht,
wie sie der Gruppenverurteilung widerstehen sollen. Meine Mutter wurde
verdächtigt zu lügen. Ich war deshalb so weit unten, dass ich noch nicht einmal
das “Recht“ hatte, mich den verachteten Kindern mit kostenlosem Mittagessen
anzuschließen. Und da ich ein Kind war, konnte ich noch nicht einmal wütend
sein: Ich fühlte mich nur entehrt und entmenschlicht. An diesem Tag wurde ich
in der Schule als ein Stück Scheiße definiert , und so fühlte ich mich
auch.
Eine klerikale Karriere wird vorgeschlagen
Kindesmissbrauch wird vermerkt
Das Problem wurde am nächsten Tag
gelöst, als meine Mutter in die Schule kam und schrie und heulte und die Hölle
im Allgemeinen heraufbeschwor und ich – für eine Weile – das kostenlose
Schulessen bekam.
Meine Definition veränderte sich bald
von ein Stück Scheiße zu Lehrers Liebling, da ich besser lesen konnte als alle
anderen (meine Mutter hatte es mir beigebracht als ich 4 war). Außerdem hatte
ich ein gutes Gedächtnis – was alles ist, das man braucht, um an einer
katholischen Schule als sehr intelligent zu erscheinen, wo “Intelligenz“ an der
Fähigkeit gemessen wird, das zu wiederholen, was du gestern gehört hast.
Das kostenlose Schulessen brachte die
Kinder, die ihr eigenes Essen mitbrachten, gegen mich auf. Dass ich Lehrers
Liebling war, brachte auch die anderen Kinder gegen mich auf. Trotzdem halfen
meine guten Noten mir, ein ziemlich starkes Ego aufzubauen – bis zu einem
gewissen Punkt jedenfalls.
Obwohl die Nonne, die die erste Klasse
unterrichtete, dachte, dass ich “schlau genug sei, um Priester zu werden“ –
hohes Lob in diesem Stamm – hatte die Mutter Oberin wegen der
Auseinandersetzung um das Schulessen etwas gegen mich. Eines Tages fing sie
mich in der Pause ab und entschied, dass mein Haar nicht ordentlich gekämmt
sei, was der einzige Anlass war, den sie brauchte. Ich wurde vor die Klasse
geführt, als wir uns wieder versammelten, und die Bestrafung wurde
durchgeführt. Die bestand daraus, dass mir gesagt wurde, ich solle meine Hand
hinhalten – ich wusste, was kommen würde, da ich gesehen hatte, wie andere
Jungs bestraft worden waren, aber ich hielt meine Hand trotzdem hin, da ich den
ekelhaften Verdacht hatte, dass etwas noch Schlimmeres kommen würde, wenn ich
mich weigerte – und dann schlug sie mir so hart sie konnte mit einem Stahlstock
5-mal auf die Knöchel.
Ich fühlte jedes Auge in der Klasse
auf mir ruhen und erlaubte es mir nicht zu weinen.
Meine Hand verkrampfte sich und tat
noch ungefähr einen Tag lang schweineweh.
Ich betrachte das nun als ein
glückliches Ereignis. Ich wurde nicht mehr als Lehrers Liebling gesehen, und
ich begann, Freunde zu finden. Da ich es geschafft hatte, meine Tränen
zurückzuhalten, hatte ich mir außerdem den Respekt der Jungen verdient. Ich
hatte das “muskuläre Wappnen“ gelernt, das von den Männchen dieser Gesellschaft
erwartet wurde, und weinte nicht mehr, bis ich 20 Jahre später die Reich‘sche
Therapie begann. (Tatsächlich erschien es mir sehr leicht, während dieser
leichteren Form des Kindesmissbrauchs die Tränen zurückzuhalten; es schien
viel, viel schwieriger, den natürlichen Impuls zurückzuhalten, den Stock zu
nehmen und ein paar Mal auf die sadistische, alte Kuh zurückzuschlagen.)
Natürlich begann ich, “meinen Körper
zu verlassen“, nachdem ich gelernt hatte, nicht zu weinen und in meinem Kopf zu
leben. Ich wurde schließlich ein zwangsweiser Rationalist.
In der Zwischenzeit bekam ich eine
Gehirnwäsche – oder was die Nonnen “in den Mysterien des Glaubens unterrichtet
zu werden“ nannten. Dies beinhaltete solch metaphysische Mystifikationen wie zu
verstehen, wie Gott drei Personen sein und doch eine Person bleiben konnte. Es
war als das Mysterium der Trinität bekannt. Da die Nonnen von der multiplen
Persönlichkeitsstörung nichts wussten, hatten sie große Schwierigkeiten, diese
3-in-einem-Sache zu erklären. Außerdem würden sie wirklich nicht gerne zugeben,
dass ihr Gott eigentlich, medizinisch gesprochen, psychotisch war.
Das achte
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