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Cosmic Trigger (Band 3)

Cosmic Trigger (Band 3)

Titel: Cosmic Trigger (Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Wilson
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Schlüsselszene – eine weitere
200 Sekunden-Aufnahme (drei Minuten und 20 Sekunden!), vollzieht Welles
seinen
zweiten magischen Trick. Welles lässt ein Dutzend Schauspieler in einem
kleinen
Appartement zwischen Wohnraum, Schlafzimmer und Bad hin und her gehen.
Sie
streiten sich untereinander (in typischer Welles´scher Manier) und
gängeln den
Mieter des Appartements, einen gewissen Manolo Sanchez (Victor Milan),
den
Hauptverdächtigen des Bombenanschlags.
    Quinlans
Rassismus und Vargas´
Ablehnung erhitzen sich gegenseitig. Sanchez verteidigt
leidenschaftlich und
eifrig seine Unschuld. Als die Schauspieler aufgeregt in den Räumen
umhergehen,
folgt die Kamera einem Schauspieler der Gruppe, um dann nervös wieder
zurück zu
kommen und zu sehen, was bei der anderen Gruppe geschieht. In dieser
Verwirrung
geschehen wichtige Dinge offscreen (wir hören zum Beispiel, wie Quinlan
Sanchez
schlägt, sehen es aber nicht). Das wichtigste Ereignis kann man jedoch
nicht
nur nicht sehen, sondern es bleibt auch den Mikrofonen verborgen.
Während
Sanchez uns mit seinen Unschuldsbeteuerungen und den Schwüren auf das
Grab
seiner Mutter ablenkt, versteckt nämlich irgendjemand zwei
Dynamitstangen im Badezimmer, sodass ein weiterer Cop diese später
finden und
Sanchez damit verhaften kann.
    Der
Rest des Films besteht in Vargas´ Versuch,
zu beweisen, dass Quinlan das Dynamit versteckt und den Mexikaner
reingelegt
hat. Quinlan versucht dagegen, Vargas zu diskreditierten und ihm
Marihuana- und
Heroin-Missbrauch nachzuweisen. Vargas, trotz seines Liberalismus klug
und
stark, kämpft energisch dagegen an. In lediglich 24 Stunden kollabiert
schließlich Quinlans Welt. Neu überprüfte Beweise stellen nicht nur
einige,
sondern die meisten von Quinlans Verhaftungen in Frage, die er in den
30 Jahren
seines Polizeidienstes vorgenommen hat. Als sich die Falle schließt,
beginnt er
nach 12 Jahren der Abstinenz wieder zu trinken und endet damit –
volltrunken,
verzweifelt und erbärmlich –, dass er seinen Partner tötet, einen Cop,
der ihn
verehrte und glaubte, dass seine ‚Intuition’ ein übernatürliches
Element in
sich trug.
    Der
Liberalismus – wie in vielen
‚normalen’ Hollywoodfilmen – triumphierte über den Faschismus und wir
können
uns alle warm und geborgen fühlen.
    Dann
zieht uns Welles den Boden unter
den Füßen weg. Sanchez gesteht, dass er die Bombe gelegt hatte. Quinlan
hatte
also dennoch eine verlässliche Intuition – zumindest teilweise. Mit
Unbehagen
bemerken wir in der Retrospektive, dass der liberale Vargas in dem
Versuch,
sich einen Weg aus den Drogenanschuldigungen zu kämpfen, in steigendem
Maße
Quinlan-ähnliche Taktiken gebraucht hat. Welles untergräbt damit noch
mehr
unseren Glauben an moralische Konventionen von Good Guy/Bad
Guy-Thrillern.
    Wir
finden zu keinem Zeitpunkt des
Films heraus, wie viele von den Leuten, die Quinlan verleumdet hat,
tatsächlich
die Verbrechen begangen haben, für die sie verhaftet wurden – genauso,
wie wir
nie die exakte Position eines Quantenpartikels bestimmen können oder
wie viele
Picassos wir eigentlich Elmyrs nennen müssten. Die Postmoderne
entstammt
nicht einer Laune, sondern den zunehmenden Beweisen dafür, dass wir
einfach
nicht in einem aristotelischen Universum von wahr und falsch leben. Wie
UMMO
sagt, so leben wir mit dem ausgeschlossenen Dritten.
    Amüsanterweise
haben sich einige
Interpreten, besonders in Frankreich, dagegen gewehrt, Sanchez´
Bekenntnis
Glauben zu schenken. Sie wollten offenbar eine einfache
Moralgeschichte. Solche
Kritiker übersehen den magischen Trick der ersten 135 Sekunden. Wenn du
dir den
Film noch mal auf Video anschaust und diese Szene wiederholst, so
kannst du
dich davon überzeugen, dass Sanchez tatsächlich die Bombe gelegt hat.
Wir sehen
nämlich nicht nur sein Hemd und seinen Anzug, sondern auch für einen
sehr
kurzen Moment einen Teil seines Gesichtes von der Seite. Aber dadurch
können wir
ihn identifizieren. Welles, mit der Selbstsicherheit eines Mannes der
seit
seiner Kindheit Bühnenmagie geübt hat, erlaubt es Sanchez (Victor
Milan) sogar,
denselben Anzug und dasselbe Hemd wie bei der Eröffnungssequenz zu
tragen, als
wir ihn später wieder in seinem Appartement sehen. Der Magier weiß,
dass der
Beobachter in einer informationsüberladenen Situation nur das sieht,
auf das er
vorbereitet ist.
    Welles´
ambivalentes Konzept des
menschlichen ‚Charakters’ stammt von Shakespeare, seinem
Lieblingsautoren seit
er neun

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