Cosmic Trigger (Band 3)
metallischen tick-tack Beat) beginnt, bevor wir überhaupt etwas
sehen.
Die Kamera blendet auf in einer Halbtotalen auf eine Zeitbombe in den
Händen
eines Mannes. Wir sehen den Anzug und das Hemd des Attentäters, aber
nicht sein
Gesicht. Das betrunkene (oder verrückte) Gelächter einer Frau
‚verursacht’,
dass die Kamera nervös nach links schwenkt, und wir sehen einen
betrunkenen
Mann und eine Frau, die uns entgegenkommen. Die Kamera schwenkt
furchtsam
herum, schaut hierhin und dorthin und versetzt uns in die Perspektive
des
Attentäters. Der Attentäter rennt los und die Kamera folgt ihm, bis er
die
Bombe am Boden des Autos befestigt hat. Von jetzt an bis zum Ende der
Aufnahme
erinnert uns das Ticken der Bombe in der Musik an die drohende Gefahr.
Die
Kamera hat sich derweil zurück
bewegt und der Mörder rennt davon, flüchtend, doch die Kamerafahrt
wurde
beschleunigt, und jeder Kommentator hat scheinbar übersehen, was der
Magier
Welles gerade getan hat. (Wir werden darauf zurückkommen.) Die
‚zurückweichende’ Kamera – als würde sie versuchen, von der Bombe weg
zu kommen
– steigt hoch hinauf, als sie den Ort des Geschehens beim Parkplatz
verlässt.
Wir erhaschen einen Blick auf den Mann und die Frau, die in das Auto
steigen
und es starten. Die Kamera ‚verliert’ sie schließlich aus dem Blick,
als sie
losfahren, schwenkt nach links über das Dach eines Gebäudes, erfasst
sie dann
kurz wieder aus der Distanz in einer Gasse, verliert sie, findet sie
wieder und
bleibt bei ihnen bis zum Ende der Aufnahme. Die Musik erinnert uns
dabei immer
an die Bombe.
In
der Zwischenzeit finden wir uns
inmitten des ‚unübersichtlichen Labyrinths’ (Terry Comitos Ausdruck)
von Los
Robos wieder, eine Grenzstadt, die Amerika und Mexico verbindet. Miguel
Vargas,
ein mexikanischer Drogencop (Charlton Heston) und seine neue Frau Susan
(Janet
Leigh) zeichnen sich als schattenhafte Figuren ab, treten kurz ins
Licht und
dann wieder in den Schatten, sodass wir sie kurz aus den Augen
verlieren. Die
Kamerabewegung verlangsamt sich, um dem Auto zu erlauben, sich uns und
den
Vargases zu nähern, beschleunigt wieder und lässt sie zurück. Zwei
amerikanische M.P.s erscheinen als Statisten. Ein Dutzend mexikanische
und
amerikanische Fußgänger erscheinen ebenfalls im Bild. Dann ‚finden’ wir
plötzlich das Auto wieder. Andere Autos fahren an der Kamera vorbei,
ein alter
Mexikaner schiebt einen Gemüsewagen und Müll wirbelt über die Straße.
Wir sehen
billige Strip-Clubs, Bars und das unvermeidliche JESUS SAVES an einer
Missionsfassade. Zu keiner Zeit bewegt sich jemand direkt und konstant
auf die
Kamera zu oder von ihr weg. Zwischen 50 und 70 Statisten bewegen sich
in
unterschiedliche Richtungen, aus schrägem Winkel von oben mit der
Kamera
eingefangen, bis wir plötzlich in einem vergleichsmäßig ‚normalen’
cineastischen Raum sind – gerade zu dem Zeitpunkt, als die Vargases und
das
Auto simultan (synchron?) an der Grenze erscheinen.
Das
Ticken unter der Musik steigt um
ein paar Dezibel an. Wir haben nun den ‚Helden’ und die ‚Heldin’
erkannt. Sie
stehen nur ein paar Meter entfernt von der Bombe, in tödlicher Gefahr,
derer
sie sich nicht bewusst sind.
In
dem Moment nachdem wir die
Grenze überschritten haben, verlässt die Kamera das Auto
wieder und folgt
den Vargases, und wir beginnen durch ihre Unterhaltung miteinander
etwas über
sie zu erfahren. Susan, ein ‚gutes Mädchen’ aus Philadelphia, hatte den
Mut, einen
Mexikaner zu heiraten. Doch sie enthüllt auch unachtsam einen latenten
Rassismus. Miguel erscheint überfürsorglich – ein Charakterzug, den er
beibehalten wird (ironischerweise – da er später durch seinen Job
abgelenkt
wird, versagt er vollkommen darin, sie zu beschützen, als sie ihn
wirklich
braucht). Als sie innehalten, um sich zu küssen, endet die 135 Sekunden
Aufnahme damit, dass die Bombe gewaltig explodiert – jedoch offscreen
(wir
sehen nur das reflektierte Licht, nicht die Explosion selbst).
Die
Geschichte, die sich dann
entwickelt (insofern wir dieses „unübersichtliche Labyrinth“ in einem
konventionellen Sinne in Form einer Geschichte reduzieren können), wird
dann zu
einem tödlichen Wettstreit zwischen Vargas (Heston), einem ‚guten’
Drogen-Cop, der
sich an die Regeln hält, und Captain Hank Quinlan (Welles), einem
rassistischen
Polizisten des Morddezernats und einem trockenen Alkoholiker, der
seiner
mystischen ‚Intuition’ folgt.
In
einer
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