Cosmopolis

heraus und wischte sich das Gesicht ab, behutsam, falls ein Augapfel nicht mehr an Ort und Stelle sein sollte. Er konnte erkennen, dass Torval dem Mann den Unterarm verdreht und ihn über den Kofferraum der Limousine geworfen hatte.
    »Subjekt überwältigt«, sagte Torval in sein Revers.
    Eric roch und schmeckte etwas. Zuerst das Taschentuch, durchsäuert von seinen eigenen Sekretionen, die er früher am Tag aus Testikeln und Bläschendrüsen und diversen anderen Drüsen gesammelt hatte, als er das Stück Stoff benutzt hatte, um sich nach dem einen oder anderen Ausstoß von Körperflüssigkeit zu säubern. Aber er war verwirrt vom Geschmack auf seiner Zunge.
    Der Mann, das Subjekt, sagte irgendetwas, und dann blitzte und platzte es, wie von Mündungsfeuer in der Nähe, aber ohne darauffolgenden Knall. Torval zerrte den Mann vom Kofferraum hinunter und warf ihn Eric vor die Füße, dann riss er den Kopf des Mannes abrupt nach hinten.
    »Ich bin schon lang hinter dir her. Drecksack«, sagte der.
    »Ich flatsch dich gut.«
    Jetzt sah Eric drei Fotografen rechts und einen Mann mit einer Videokamera, der auf den Knien filmte. Der Wagen stand mit offenen Türen da.
    »Heute hat dich der Meister gecremt«, sagte er. »Das ist meine Mission weltweit. Macht und Reichtum sabotieren.« Eric verstand allmählich. Das war André Petrescu, der Tortenattentäter, ein Mann, der Firmenmanagern, Kommandanten, Fußballstars und Politikern nachstellte. Er schleuderte ihnen Torten ins Gesicht. Er überrumpelte ungeschützte Staatschefs unter Hausarrest. Er lauerte Kriegsverbrechern ebenso auf wie den Richtern, die sie verurteilten.
    »Ich warte drei Jahre auf das. Immer frisch gebacken. Dafür ich lasse aus Präsident der Vereinigten Staaten für diese Schlag. Ich creme ihn jederzeit. Du bist Großaktion, ich sage dir. Sehr schwer zu einkreisen.«
    Er war ein kleiner Bursche mit glänzendblond gefärbtem Haar und einem Disneyworld-T-Shirt. Eric nahm den bewundernden Unterton in seiner Stimme wahr. Sorgfältig trat er ihm in die Eier und sah zu, wie es den Mann in Torvals Griff ausknipste und flachlegte. Als die Blitzlichter losgingen, attackierte Eric die Fotografen und landete eine Reihe von Hieben, und mit jedem fühlte er sich besser. Die drei zurückrudernden Männer stolperten gegen eine Reihe Mülltonnen und flitzten dann die Straße entlang. Der Videofilmer floh mit dem Auto.
    Eric ging zur Limousine zurück, wischte sich Schlagsahne vom Gesicht und aß sie, schneeige Verzierung mit einer Spur Zitronengeschmack. Er und Torval teilten jetzt eine Gewalterfahrung und tauschten einen Blick voll Respekt und Wertschätzung aus.
    Petrescu litt.
    »Du hast keinen Humor, Mr Packer.«
    Eric verpasste ihm einen Unterarmschlag, dass der Mann von Torvals Brust abprallte. Danach brauchte Petrescu eine Weile, bis er wieder reden konnte.
    »Du machst wie dein Ruf, okay. Aber ich werde von Sicherheitsleute so oft getreten und geschlagen, dass ich schon wandelnder Toter bin. Sie zwingen mich, Funkhalsband tragen, wenn ich in England bin, um schützen die Queen. Verfolgen meine Wege wie bei seltene Kranich. Aber bitte glaub mir eins. Ich habe Fidel dreimal in sechs Tage gecremt, als er letztes Jahr in Bukarest ist. Ich bin Actionmaler mit Cremetorte. Ich falle von Baum auf Michael Jordan. Das ist berühmte Fliegende Torte. Das ist Museumqualität-Video für alle Zeiten. Ich quiche Sultan von Scheiß-Brunei in seine Bad. Sie stecken mich in schwarzes Loch, bis ich schreie aus die Augen.«
    Sie sahen ihm nach, als er davontaumelte. Das Restaurant war verschlossen und leer, und sie standen in der Stille des Augenblicks da. Eric hatte Schlagsahne in den Haaren und Ohren. Seine Kleider waren cremeverschmiert, mit einzelnen Zitronenklecksen dazwischen. Er spürte eine Wunde auf der Stirn, von einer Kamera, die der Fotograf zur Selbstverteidigung geschwungen hatte. Er musste mal.
    Er fühlte sich großartig. Er hielt seine geballte Faust in der anderen Hand. Es war großartig, es biss, es war schnell und heiß. Sein Körper raunte zu ihm. Er summte von der Action, dem Angriff auf die Fotografen, den Schlägen, die er gelandet hatte, dem Blutandrang, dem Herzschlag, der großen verstreuten Schönheit umkippender Mülltonnen.
    Er hatte wieder eiserne Eier in der Hose.
    Er fand seine Sonnenbrille im Champagnerkühler und steckte sie in die Hemdtasche. Draußen gab es ein Geräusch. Ein aufprallender Ball. Er wollte dem Fahrer schon das Signal zur Weiterfahrt