Cosmopolitan zum Frühstück
verscheuchte eine Fliege, die über ihrem Teller mit Kartoffelsalat kreiste.
“Kinsey steckt mit Doug zusammen”, widersprach Melanie, die gesehen hatte, wie die beiden im Pool tobten und jeden nass spritzten, der die Veranda nicht rechtzeitig verlassen konnte.
“Aber sie sind nicht gemeinsam gekommen. Poe ist allein, Renata eigentlich auch, obwohl Aidan um sie herumscharwenzelt. Hör bitte auf zu jammern.”
“Tu ich ja gar nicht, ich bin nur mies drauf.” Und daran würde sich nichts ändern, solange Melanie keinen Plan hatte. Eines jedoch war sicher: Sie musste cool bleiben. In Anbetracht ihrer künftigen Zusammenarbeit durfte sie Jacob nicht merken lassen, dass sie das Video im Nachhinein bereute. Sie musste so tun, als hätte sie die Aufnahme im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gemacht.
“Hm.”
“Hm was?” Chloes wissender Ton behagte Melanie gar nicht.
“Es geht gar nicht um Jess, oder? Du wirkst so nervös, irgendwas ist los.”
“Nichts ist los”, fauchte Melanie.
“Du kannst mir nicht in die Augen sehen und schielst immer wieder zum Tor hin, als würdest du jemanden erwarten. Und es fehlt nur noch einer”, überlegte Chloe laut. “Wartest du auf Jacob?”
Melanie versuchte, ganz cool an ihrem Bier zu nippen. “Quatsch!”
“Du wirst ja rot!”
“Die Hitze!”
“Hab ich nicht gesagt, dass das ein ganz heißer Typ ist? Was läuft zwischen euch? Sag schon!” Chloe leckte den Plastiklöffel sauber und starrte die Freundin neugierig an.
“Da gibt’s nichts zu erzählen”, stammelte Melanie.
“Das kaufe ich dir nicht ab.” Unwillig wedelte Chloe mit dem Löffel. “Als ich neulich in dein Büro geplatzt bin, hat es richtig geknistert zwischen euch.”
Melanie wurde hellhörig. “Versuch bloß nicht, mich zu verkuppeln.”
“Verkuppeln? Ich? Nie im Leben!” Chloe schüttelte heftig den Kopf. Ein bisschen zu heftig. “Diese Lektion habe ich bei Eric gelernt.
Meine
Ansichten über
dein
Liebesleben sind total unwichtig.”
“Ich habe kein Liebesleben.”
“Genau. Bisher jedenfalls nicht.” Chloe löffelte den letzten Bissen Salat vom Teller und wartete.
“Ich habe immer noch keines.”
Außer, man kann Sex mit der Stripper-Stange dazuzählen.
“Du wirst schon wieder rot, Süße. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich kann ja verstehen, dass du scharf auf Jacob bist. Der Junge hat was, das Jess abgeht – Flirtpotenzial oder so. Also nicht unbedingt was Dauerhaftes. Aber schon eine kurze, heiße Affäre täte dir gut.”
“Eine Affäre mit einem Mann, den ich nicht mal kenne?”
“Tu nicht so verklemmt, sondern hör zu: Ich kenne dich doch, Mel. Du bist furchtbar gereizt in letzter Zeit. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich vermute, es hat was mit der Hochzeit zu tun. Und mit Sydney und Ray und der Sache zwischen Eric und mir.”
Wirklich nett, mich mit der Nase draufzustoßen, dass ich eine von nur zwei Partnerinnen von gIRL-gEAR bin, die noch ungebunden sind, dachte Melanie. So wie Kinsey Doug anschmachtet, wohl auch bald die letzte. Sie funkelte Chloe wütend an. “Worauf willst du hinaus?”
“Du arbeitest zu unchristlichen Zeiten, unternimmst nicht den geringsten Versuch, Männerbekanntschaften zu machen, und plötzlich spaziert dieser Märchenprinz in dein Büro. Da müsstest du doch doof sein, den gleich zum Teufel zu jagen. Überleg doch, Mel, was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte?”
Ihm gegenüberzutreten und so zu tun, als wäre nichts.
Melanie umklammerte die Bierflasche so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Bewusst lockerte sie den Griff. “Er ist ein Geschäftspartner.”
Chloe gab nach. “Na schön, wenn das die offizielle Version ist! Aber wenn du reden willst … du weißt, bei mir sind deine Geheimnisse sicher.”
Melanie erwiderte Chloes warmes Lächeln und kühlte sich mit einem Schluck Bier ab.
“Apropos Geschäftspartner.” Chloe deutete mit dem Kopf zum Gartentor, durch das in diesem Moment Jacob Faulkner trat. Melanie wurde es schwummerig. Sie presste die kühle Flasche an die Stirn und tat, als hätte sie Chloes Grinsen und den freundschaftlichen Klaps auf die Schulter nicht bemerkt. “Knister, knister”, flüsterte die nur und ging zum Grill, um Eric zu helfen.
Melanie versuchte, Jacob zu ignorieren – und scheiterte kläglich.
Erschießen
sollte man den Kerl. Einmal aus Prinzip, und dann weil er praktisch aus dem Nichts aufgetaucht war, um ihr wohlgeordnetes Leben durcheinanderzubringen,
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