Cottage mit Aussicht
Situation genoss, abgesehen von den Sorgen um Chloe.
Als er zurückkam, versammelte er die Kinder auf dem Sofa und las ihnen eine Geschichte vor, wobei er gekonnt die verschiedenen Stimmen imitierte.
Anna erledigte den Abwasch. Was wäre es wohl für ein Gefühl, Teil eines Ehepaares zu sein, das zusammenlebte und Kinder hatte? Sie war glücklich mit ihrem Leben - sie hatte alles, was man brauchte: einen Beruf, einen Hund, Freunde, Verwandte, denen sie am Herzen lag, einen schillernden Geliebten. Warum verzehrte sie sich nach profaner Häuslichkeit? Anna unterdrückte einen Seufzer, der beinahe hörbar war. Es fiel ihr schwer, es zuzugeben, doch eine feste Beziehung wäre schön gewesen.
»Heho«, rief sie laut. »Ich glaube, die Soße ist fast fertig. Ich setze jetzt die Spaghetti auf. Ihr habt wohl nicht Lust, den Tisch zu decken?«
Die Jungen sahen sie entrüstet an. »Aber wir lesen gerade eine Geschichte vor!«
»Natürlich. Tut mir leid.« Sie hatte Mike Geschichten vorlesen hören, doch obwohl er sich große Mühe gab, machte er es nicht ganz so gut wie Rob.
Das Baden war eine lautstarke Angelegenheit und bedeutete, dass alle Handtücher in die Waschmaschine mussten, nachdem Rob und Anna eimerweise Wasser vom Boden aufgewischt hatten. Außerdem waren sie beide durchnässt.
»Ich könnte wahrscheinlich Mikes Schrank durchstöbern und einen Pullover heraussuchen«, überlegte sie mit Blick auf Robs Hemd, das ihm auf eine ziemlich enthüllende Art am Leib klebte. Es erinnerte sie an eine Szene in der Fernsehfassung von Stolz und Vorurteil, in der Mr. Darcy sich ohne erkennbaren Grund in den See stürzte.
»Mein Pullover ist unten. Ich werde schon zurechtkommen. Der Wagen hat eine gute Heizung.«
»Gehst du schon?«, fragte Bruno, und Anna hätte es auch gern gewusst.
»Ich werde warten, bis ihr alle im Bett liegt und schlaft, dann werde ich gehen. Anna wird hier sein. Wahrscheinlich auch zum Frühstück«, fügte er hinzu. »Und das bedeutet, dass ihr großes Glück habt.«
»Warum?«, hakte Tom nach.
»Weil die Leute gern mit Anna frühstücken, oder zumindest nehme ich das an.«
Anna lachte. »Genau genommen wird Alistairs Mami zum Frühstück hier sein.«
Die Jungen, die das Thema »Frühstück« langweilig fanden, da sie den Magen noch voller Spaghetti hatten, machten sich daran, ihre Decken in Zelte zu verwandeln.
»Schluss damit«, erklärte Rob energisch, »oder es gibt keine Geschichte.«
»Wir hatten ja schon eine Geschichte«, meinte Bruno. »Unten.«
»Ich werde euch noch eine vorlesen«, sagte Rob, »wenn ihr alle im Bett liegt, bevor ich bis fünf zählen kann.«
»Drei! Das war sehr gut«, erklärte Anna. »Habt ihr etwas dagegen, wenn ich euch allein lasse und unten aufräume?«
»Aber dann verpasst du die Geschichte!«, wandte Tom ein.
»Ich werde sie ihr später vorlesen«, versprach Rob.
»Ach, du liebe Güte!«, rief Anna. Sie gab allen drei Jungen einen Gutenachtkuss und ging nach unten.
Bis Rob die Treppe herunterkam, hatte sie alles aufgeräumt und eine alte Zeitung mit einem Kreuzworträtsel darin gefunden. Er setzte sich neben sie auf das Sofa, sodass er über ihre Schulter blicken konnte.
»Ist es das kryptische oder das schnelle Kreuzworträtsel?«, fragte er sie.
»Das schnelle. Wir können auch das komplizierte lösen, wenn Sie wollen. Das ist die Zeitung von letzter Woche, daher wird es wohl niemanden stören.«
»Eins waagerecht: Dafür, dass ein sehr alter, guter Mann zum Leiter des College wird«, las Rob laut vor.
Sie dachten schweigend darüber nach. »›Dafür ...‹ heißt ›Pro‹«, meinte Anna.
»Gut, und was ist der Leiter eines College - der Provost! Gut gemacht!«
»Sie haben es doch rausbekommen, nicht ich«, gab Anna zurück.
»Ja, aber ich hätte es nicht geschafft, wenn Sie nicht den ersten Teil erraten hätten«, entgegnete Rob und griff nach der Zeitung. »Lassen Sie es uns noch einmal versuchen.«
Sie hatten gerade einige weitere Worte gefunden, als es an der Tür klopfte. Rob erhob sich vom Sofa, und Anna hatte das Gefühl, etwas Schönes verloren zu haben. Es hatte Spaß gemacht, gemeinsam das Kreuzworträtsel zu lösen; es war gemütlich und doch anregend gewesen. Sie folgte ihm zur Tür.
»Tut mir leid, dass ich so spät dran bin!«, sagte eine junge Frau, die ungefähr so alt wie Chloe war. »Ich bin Alistairs Mutter, Susannah. Gibt es schon Neuigkeiten aus dem Krankenhaus?«
Als Anna klar wurde, dass ihre Ablösung
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