Cottage mit Aussicht
schade, dass die Leute vom Denkmalschutz dir nicht erlaubt haben, hier Türen zum Garten einzubauen. Auf diese Weise hätte alles erheblich geräumiger gewirkt«, fügte Max hinzu. »Natürlich kann dich niemand daran hindern, das nachzuholen, wenn du das Cottage erst einmal gekauft hast«, sagte er über die Schulter gewandt zu seinem Freund.
»Nur dass Sie alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen müssen, wenn Sie verkaufen wollen«, wandte Anna ein, die davon überzeugt war, dass dies nicht Julians letzter Ruheplatz sein würde. »Dies ist eine sehr wichtige Reihe von Cottages. Die Leute vom Denkmalschutz sind äußerst erpicht darauf, sie zu erhalten.« Sie würde es Rob höchstpersönlich mitteilen, falls sie Wind davon bekam, dass irgendetwas an dem Haus verändert wurde, das nicht absolut den Vorgaben entsprach. Chloe würde für sie spionieren.
»Diese Treppe ist sehr schön«, bemerkte Max. »Ist es noch die ursprüngliche Treppe?«
Annas Gefühle waren ungemein zwiespältig. Sollte sie ihre maßlose Entrüstung über Max' Vergesslichkeit bekunden - schließlich hatte sie ihm mit zermürbender Genauigkeit erzählt, dass sie die Treppe selbst gebaut hatte -, oder sollte sie überglücklich darüber sein, weil ihm ein solcher Irrtum unterlaufen war?
»Ich glaube, Anna hat sie selbst gebaut«, bemerkte Julian anerkennend. »Sie hat mir davon erzählt, als wir uns neulich begegnet sind.«
Der Ausdruck auf Max' Gesicht entschädigte Anna zur Gänze dafür, dass er ihr nicht zugehört hatte. Er war buchstäblich sprachlos. »Oh«, murmelte er schließlich. »Nun. Anna. Was kann ich sagen? Du bist ein tüchtiges Mädchen.«
Anna zuckte bei dieser leicht herablassenden Bemerkung zusammen und schob sie dann auf den Brandy, den er schon genossen hatte.
»Niemand würde annehmen, dass es nicht die ursprüngliche Treppe ist«, bemerkte Julian, während er ihr Werk bewunderte.
»Es war ein Glücksfall. Ich hatte ein paar wunderbare, breite Ulmenbretter, die ich benutzen konnte, um die Treppe authentisch zu gestalten.«
»Sie sind wirklich ausgesprochen begabt«, sagte Julian.
»Wie wär's, wenn wir jetzt herausfinden würden, ob die Treppe auch tatsächlich funktioniert, und nach oben gehen?«, schlug Max mit einem Lachen vor. »Das Erdgeschoss musst du inzwischen gesehen haben.«
Einer nach dem anderen gingen sie hinauf.
»Wie Sie sehen können, gibt es im ersten Stock ein Schlafzimmer und ein kleines Familienbad«, erklärte Anna.
»Eine vorzügliche Badewanne, Schätzchen«, bemerkte Max. »Wie hast du die aufgestöbert?«
Anna zögerte einen Moment lang und kam zu dem Schluss, dass sie Julian und Max nicht mit ihrer Kylie-Minogue-Nummer unterhalten wollte. »Übers Internet. Wir hätten eine größere Wanne nicht die Treppe hinaufbekommen, selbst wenn oben Platz dafür gewesen wäre. Wie die Dinge liegen, passt alles sehr hübsch zusammen.« Das war eine gewaltige Erleichterung gewesen, denn obwohl die Wanne ihr recht klein erschienen war und sie alles genau ausgemessen hatte, war sie sich nicht ganz sicher gewesen, ob sie wirklich hineinpassen würde.
»Ich selbst ziehe ja eine Dusche vor«, meinte Max.
»Und für Leute, die eine Dusche vorziehen«, erwiderte sie und bedachte ihn mit einem strengen Blick, »befindet sich eine en suite im Dachgeschoss.«
»Eine en suite? Darauf hatte ich kaum zu hoffen gewagt«, murmelte Julian, während er Anna die nächste Treppe hinauffolgte.
Ihr Schlafzimmer (sie war hinaufgezogen, weil sie oben mehr Platz hatte und natürlich wegen der Aussicht) war noch nie so ordentlich gewesen. All die überflüssigen Kleinigkeiten waren in eine Tragetasche gepackt und unter ihrem Bademantel versteckt worden, der hinter der Tür hing. Das war Chloes Tipp gewesen, ein Trick, den sie dem Umgang mit ihren peniblen Schwiegereltern verdankte. Mit Fenstern auf beiden Seiten, einer Gaube vorn und einem Dachlicht hinten wirkte der Raum viel größer, als er es in Wirklichkeit war.
»Niedlich«, befand Max, der für Niedlichkeit offensichtlich nichts übrig hatte.
»Schau dir diese Aussicht an!«, rief Julian mit einem Seufzer. »Fantastisch! Man kann meilenweit sehen.«
»O ja«, erwiderte Max, der kaum einen Blick aus dem Fenster warf. »Hat man hier auch genug Platz für Kleider?«
»Ja, hier.« Anna öffnete eine Tür, die aussah wie ein Teil der Wand, aber dahinter befand sich eine Kleiderstange, die man herausziehen konnte, sodass Schubladen sichtbar
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