Cottage mit Aussicht
»Oh, fast hätte ich vergessen, es Ihnen zu erzählen - einer von Chloes Freunden hat ein Haus, das er vermietet. Es ist ein Feriencottage, aber wie Sie schon sagten, ich kann Caroline nicht mitnehmen. Also, darf ich Sie auf Ihr Angebot festnageln?«
»Hmhm«, murmelte er. »Natürlich kann ich Caroline übernehmen, doch ich hätte viel lieber Sie.« Seine letzten Worte waren ein heiseres Flüstern, und Anna schloss abermals die Augen und wartete auf das Gefühl seines Mundes auf ihrem, als sie die Stimme ihrer Schwester hörte.
»Da seid ihr ja!«, rief Laura, der Chloe dicht auf den Fersen war. »Dorothy, die dir das Haus vermietet, hat nach dir gesucht. Sie möchte einige notwendige Vorkehrungen treffen. Oh, tut mir leid«, fügte sie verspätet hinzu. »Stören wir bei irgendetwas?«
Rob seufzte. »Oh nein, das ist schon in Ordnung. Mir ist klar geworden, dass der Versuch, seiner Leidenschaft auf einem öffentlichen Weg zu frönen, reichlich Schwierigkeiten mit sich bringt.«
»Ich habe eine Idee«, meinte Laura, in dem Bemühen, ihren Schnitzer wiedergutzumachen, »gib mir einen Schlüssel, dann könnte Rob dich vielleicht nach Hause fahren?«
»Natürlich könnte ich das«, stimmte Rob zu. »Mit Freuden.«
Anna holte den Schlüssel hervor, den sie um eine Schnur um den Hals trug, und reichte ihn ihrer Schwester. »Wir werden nicht lange bleiben«, erklärte sie. »Setz schon mal den Kessel auf und hol die Speisekarte vom Chinesen hervor. Fühlst du dich dem gewachsen, Chloe?«
»Hmhm. Unbedingt«, erwiderte Chloe aufgeregt.
»Und was ist mit Ihnen, Rob?« Anna war plötzlich schüchtern. »Wollen Sie sich uns anschließen?«
»Ja, bitte«, meinte Laura, »ich würde mich wirklich über eine Gelegenheit freuen, Sie besser kennen zu lernen.« Chloe nickte zustimmend, aber Rob schüttelte kläglich den Kopf.
»Ich fürchte, ich kann nicht. Ich habe meiner Schwester versprochen, als Babysitter einzuspringen. Die Mädchen, die das sonst übernehmen, hatten alle irgendetwas vor, sodass nur ich noch übrig war.« Er sah Anna an. »Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht Lust hätten, mir zu helfen, aber wenn Sie Ihre Schwester bei sich haben ...«
»Um Schwestern muss man sich unbedingt kümmern«, antwortete Anna resigniert. »Vor allem um ältere.«
Rob kicherte. »Dann kommen Sie, hoch mit Ihnen.« Er streckte eine Hand aus und zog Anna auf die Beine.
»Vergiss nicht, noch kurz mit Dorothy zu reden«, rief Laura über die Schulter. »Du kannst wirklich bald einziehen. Und ich werde dir helfen können!«
»Und ich auch«, fügte Chloe hinzu.
»Wunderbar!«, sagte Anna, die sich nicht sicher war, ob sie das auch wirklich meinte.
»Und ich werde dafür sorgen, dass Anna und Caroline gut nach Hause kommen«, erklärte Rob entschieden.
Sobald ihre Stimmen nicht mehr zu hören waren, zog Rob Anna in die Arme. »Ich glaube nicht, dass ich noch länger darauf warten kann.«
Anna war noch immer benebelt vom Champagner. Im Nu hatte sie ihren Körper an seinen geschmiegt, die Augen geschlossen und sich den Wogen der Leidenschaft überlassen, die sein Mund auf ihren Lippen auslöste. Einen Moment lang hielten sie inne, um Atem zu schöpfen, dann lagen sie einander wieder in den Armen. Rob strich ihr voller Sehnsucht über die Taille, und sie legte ihm die Hand in den Nacken und streichelte sanft über seinen Hals, über die Stelle zwischen seinem Haar und seinem Kragen. Anna wollte niemals wieder irgendwo anders sein als in Robs Armen. Als Caroline verwirrtes Wimmern in ihr Bewusstsein drang, wurde ihr klar, dass Max zwar ein erfahrener Küsser war, von Rob jedoch noch etwas lernen konnte.
Widerstrebend und atemlos lösten sie sich voneinander. Anna schluckte und räusperte sich. Dann blickte sie zu Rob auf. »Ich denke, wir gehen besser wieder zurück.«
Auch er klang heiser. »Ja, wer weiß was passieren könnte, wenn wir noch lange hierbleiben?«
Anna wusste sehr gut, was passiert wäre, und bedauerte nur, dass weder Zeit noch Ort dafür geeignet waren.
Arm in Arm gingen sie zum Wagen zurück. Die Wiese lag fast verlassen vor ihnen; nur zwei Familien waren noch da, die Kricket spielten und die späte Nachmittagssonne genossen.
»So sehr ich meine Schwester liebe, wünschte ich doch, sie würde nicht über Nacht bleiben«, gestand Anna.
»Nun, mir macht es nicht das Geringste aus, dass sie bei dir übernachtet. Ich muss zu meiner Schwester, erinnerst du dich?«
Anna stieß einen tiefen Seufzer aus.
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