Cottage mit Aussicht
zurück, als sie bereits an der Haustür stand. »Star hat ihre Decke dagelassen. Und einen Zettel: Bitte kümmern Sie sich um Caroline. Es tut mir leid.«
Die beiden Frauen sahen einander schweigend an. »Das war es dann also«, sagte Anna nach einer Weile. »Sie hat mir Caroline aufgehalst.« Beunruhigenderweise stellte sie fest, dass sie nicht ganz so ungehalten darüber war, wie sie es hätte sein sollen. »Die Frau ist vollkommen skrupel- und verantwortungslos. Ich hoffe nur, sie hat keine Kinder.«
»Oh, sie hat Kinder, und zwar mehrere. Sie leben meistens bei ihren Vätern.«
»Was eine gute Sache ist«, erwiderte Anna scharf. »Aber was kann man schon von einer Frau erwarten, die einen Hundenamen hat und einem Hund einen Menschennamen gibt?«
»Mir gefallen richtige Menschennamen für Tiere ganz gut«, meinte Chloe.
»Mir eigentlich auch«, bekannte Anna. »Aber was für eine Mutter nennt ihre Kind Star? Kein Wunder, dass sie nicht alle Tassen im Schrank hat.«
»Oh, es war nicht Stars Mutter, die sie so genannt hat. Es war Star selbst.«
»Das passt«, murmelte Anna. »Komm, machen wir es Caroline auf ihrer Decke gemütlich. Ich hole den Heizlüfter, und du geh rüber und ruf den Notdienst an«, fügte sie energisch hinzu. »Das hier kann keine dauerhafte Lösung sein.«
Caroline zitterte - aus Nervosität, wie Anna zunächst vermutete, bis ihr klar wurde, dass auch die Kälte eine Ursache dafür war. Selbst als sie auf ihrer alten Decke lag, zitterte sie noch. Also füllte Anna ihre Wärmflasche und war dankbar dafür, dass Chloe sie nicht dabei beobachtete. Als sie die Flasche untergeschoben und einen Teil der Decke über die Hündin gezogen hatte, sagte sie: »Du brauchst einen Mantel, Darling. Du hast kein Fleisch auf den Rippen und nur sehr wenig Fell, wirklich. Vielleicht suche ich dir einen Pullover heraus, den du in der Zwischenzeit tragen kannst.«
Während sie in dem schwarzen Plastiksack stöberte, in dem sie provisorisch ihre Kleidung lagerte, und schließlich einen sehr hübschen, warmen Sweater fand, der ein wenig eingelaufen war, bildete sich in ihrem Herzen ein vertrautes Gefühl heraus. »Du darfst dich nicht verlieben, Anna«, ermahnte sie sich laut, bevor sie die Leiter hinunterstieg. »Das bringt dich nur in Schwierigkeiten.«
Aber das Problem beim Verlieben war, dass es unwillkürlich geschah. Und selbst das Wissen, dass es keine gute Idee war, konnte es nicht verhindern.
Als um halb zehn abends das Telefon klingelte, nahm Anna halb hoffnungsvoll, halb ängstlich den Hörer ab.
»Ich fürchte, es hat keinen Sinn. Es gibt in der Gegend keinen einzigen Vermittler, dessen Zwinger nicht schon zum Bersten gefüllt wäre.« Chloe hielt inne. »Wenn du sie bis morgen früh behalten könntest, wäre da jemand in Wales, der sie vielleicht nehmen würde ...«
Anna seufzte und ergab sich der beredten Pause am Ende von Chloes Satz. »Natürlich werde ich sie über Nacht hierbehalten, und dann sehen wir, wie es weitergeht.« Sie wusste, sie hätte darauf bestehen sollen, dass Chloe Caroline auf der Stelle abholte, aber als sie sie da zusammengerollt auf ihrer Decke liegen sah, brachte sie es einfach nicht übers Herz. »Aber wenn es irgendwelche Probleme gibt ...«
»Die Stiftung wird sie dir im Handumdrehen abnehmen.« Chloe klang überglücklich, und da sie das wahrscheinlich selbst spürte, fügte sie hinzu: »Es ist wirklich sehr nett von dir. Ich werde dir zu Ehren eine Party geben, sobald Mike zurück ist. Du wirst ein paar Leute hier aus dem Dorf kennen lernen, als Belohnung dafür, dass du so selbstlos warst, was Caroline betrifft.«
Anna grinste. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich gern als selbstlos bezeichnet werde ...«
»Oh, du weißt, was ich meine! Ich werde dich nach all deinen Lieblingsspeisen fragen, aber jetzt ist erst mal Bettzeit. Wir sehen uns bald. Du bist ein Schatz.«
Anna holte ihren Schlafsack vom Dachboden und legte sich neben Carolines Decke. Im Licht der Kerzenflamme nippte sie an ihrer Tasse mit heißer Schokolade und teilte sich einen Keks mit Caroline. Die Hündin, die ganz entzückend aussah in ihrem Fair-Isle-Pullover aus einem Secondhandshop, leckte ihr die Hand. Der Prozess des sich Verliebens war absolut und unwiderruflich. Und ein warmer Rücken an ihrem entschädigte Anna für manches. In diesem Punkt hätte selbst Laura ihr vielleicht recht gegeben.
Kapitel 3
D en folgenden Tag verbrachten sie größtenteils damit, sich kennen zu
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