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Cottage mit Aussicht

Titel: Cottage mit Aussicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Nachbarn abhängig wurde. Jetzt hat sie einen Ehemann.«
    »Und du magst ihn nicht?«
    Anna dachte einen Moment lang nach. »Er ist in Ordnung. Mum liebt ihn abgöttisch, und darauf kommt es an. Er wirkt nur ein wenig ... ich weiß nicht. Ich würde nicht direkt sagen, dass er ein Schurke ist oder ein Hallodri ...« Sie hielt inne. »Ich schätze, es ist die Studiobräune, die ihn ein wenig zwielichtig wirken lässt.«
    »Zwielichtig, aber attraktiv?«
    »Wenn man auf so etwas steht. Also, ich ziehe jetzt wohl besser meine eigenen Sachen wieder an. Muss ich dich unbedingt begleiten, um lange, schwarze Handschuhe zu kaufen?«
    Chloe sah sie erstaunt an. »Ich verstehe dich nicht! Warum um alles in der Welt bringst du dich um diese wunderbare Gelegenheit einer Einkaufstherapie? Was kann wichtiger sein?«
    »Eine wunderbare Gelegenheit, Rohre zu verlegen. Wenn meine Schwester herkommen soll, muss ich vorher noch einiges zuwege bringen.«
 
    Am Samstagmorgen wurde Anna von ihrem Schwager zum Bahnhof gefahren. Will und Laura waren am Abend zuvor angekommen, und Anna hatte ihnen das Doppelbett überlassen und war zu ihrem Schlafsack zurückgekehrt. Laura und Will zuliebe hatte Caroline die Nacht in ihrem Käfig (den sie liebte) begonnen, aber alle wussten, dass sie später auf das Sofa zurückgekrochen war.
    Es war ein fröhlicher Abend gewesen. Chloe und Mike hatten einen Babysitter engagiert, und sie waren alle zusammen zum Chinesen gegangen. Als Anna jetzt auf dem Vorplatz des Bahnhofs für ihre Fahrkarte anstand, wünschte sie, sie würde nicht zu einer nervenzermürbenden Wiedersehensfeier ihres Colleges fahren, sondern zu Hause bleiben, um ein schönes, entspanntes Wochenende mit ihrer Schwester, ihrem Schwager und ihren neuen Freunden zu verleben.
    Laura hatte ihr ein elegantes fahrbares silbernes Köfferchen geliehen und darauf bestanden, es auch gleich zu packen, da sie Anna nicht zutraute, alle Sachen hineinzuzwängen. Glücklicherweise war Chloes Kleid aus einem knitterfreien Kreppstoff gemacht. Auch die Handschuhe knitterten nicht; sie stammten aus einem kleinen Laden in einer Nebenstraße von Cheltenham. Nur Kenner wussten von seiner Existenz, und zu denen zählte glücklicherweise auch Chloe. Gleichermaßen praktisch war die schöne Kette aus schwarzem Bernstein, die Laura als Leihgabe für Anna mitgebracht hatte. Sie war gerade so lang wie ein Würgehalsband, bestand aus echtem Gagat und trug kleine Perlenanhänger. Sie gab dem Kleid, den Handschuhen und den Schuhen eine atemberaubende Klasse.
    Weder Laura noch Chloe wussten, warum genau Anna so erpicht darauf war, fabelhaft auszusehen, aber beide Frauen hielten es für vollkommen normal, dass man so gut wie möglich abschneiden wollte, wenn man alte Freunde wiedersah.
    Im Zug machte Anna es sich mit einem Kaffee, einem Buch, einer Zeitschrift und einem kleinen, von Chloe ausgeliehenen Einkaufsführer gemütlich. Draußen zog die malerische Landschaft der Cotswolds' mit den steinernen Cottages vorüber. Als sie diesen Ausblick bei ihrer ersten Fahrt in ihre neue, zukünftige Heimat gesehen hatte, hatte sie gewusst, dass es sich hier leben lassen würde. Etwas, das so göttlich schön war, konnte unmöglich ein Fehler sein.
    Ein Gefühl von Besitzerstolz stieg in ihr auf, während sie nun den goldfarbenen Stein und die schrulligen Baustile betrachtete; sie befand sich hier ganz in der Nähe ihres eigenen Hauses. Also beschloss sie, es sich gut gehen zu lassen.
    »Für die Dauer dieser Zugfahrt und noch für ein Weilchen danach wird mein Traum unversehrt bleiben«, sagte sie sich. »Später wird er vielleicht in tausend Stücke zerspringen, aber für den Augenblick kann ich mich noch daran erfreuen.«
    Als der angenehme Teil der Fahrt vorüber war und die Aussicht nicht mehr so hübsch war, steckte sie ihre Nase weder in das Buch noch in die Zeitschrift. Sie schaute nicht einmal nach, wie sie vom Bahnhof Paddington ins Hotel kam, sondern schloss die Augen und überließ sich ihren Tagträumen, bis sie einschlief.

Kapitel 9
 
    I m Bahnhof Paddington erstaunte es Anna, wie schnell sie sich an den Rhythmus und das Lebensgefühl Londons
    gewöhnte, und sie stellte fest, gern wieder in der Stadt zu sein. Vielleicht war sie doch kein Landmädchen. Vielleicht war sie vielmehr eine typische Städterin. Der Gedanke war so erheiternd, dass sie sich im Spiegel auf der Damentoilette selbst zulächelte.
    Sie hatte am Morgen zum ersten Mal seit einer Ewigkeit Make-up

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