Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
erzählt, als sie kam?«
»Ich möchte nicht mehr Fragen beantworten müssen, als unbedingt notwendig ist.«
Damit gab Malone sich nicht zufrieden. »Warum wolltest du denn, dass das Museum abbrennt? Es war doch nichts von Bedeutung dort.«
Er sah wieder auf den niedergebrannten Bau und entdeckte die verkohlten Überreste seines Fahrrads. Cassiopeia wich seinem Blick weiter aus, und er spürte, dass sie ihm etwas verheimlichte. Solange er sie kannte, hatte er an ihr nie Anzeichen von Zweifel, Nervosität oder Mutlosigkeit entdeckt. Normalerweise war sie knallhart, immer absolut bei der Sache, diszipliniert und sehr clever. Doch im Augenblick kam sie ihm ziemlich aufgewühlt vor.
Am Ende der abgesperrten Straße tauchte ein Wagen auf. Malone erkannte die teure britische Limousine und die gebeugte Gestalt, die hinten ausstieg.
Henrik Thorvaldsen.
Cassiopeia stand auf. »Er ist hier, um mit uns zu reden.«
»Und woher wusste er, dass wir hier sind?«
»Es ist etwas Gefährliches im Gange, Cotton.«
6
Venedig
02.30 Uhr
Vincenti war froh, dass die durch die Geschichte mit dem Florentiner drohende Katastrophe nicht eingetreten war. Er hatte einen Fehler gemacht. Die Zeit war knapp, und er spielte ein gefährliches Spiel, aber anscheinend hatte das Schicksal ihm noch eine Chance gegeben.
»Ist die Situation in Zentralasien wieder unter Kontrolle?«, fragte ihn ein Vertreter des Zehnerrats. »Konnten wir die Dummheit, die dieser Narr begehen wollte, verhindern?«
Alle Männer und Frauen waren im Versammlungssaal geblieben, nachdem der Sarg mit dem sich wehrenden Florentiner weggerollt worden war. Mittlerweile hatte ein Kopfschuss seinen Widerstand wahrscheinlich endgültig unterbunden.
»Es ist alles in Ordnung«, antwortete Vincenti. »Ich habe die Angelegenheit persönlich geregelt, aber Chefministerin Zovastina wird es sich wahrscheinlich nicht nehmen lassen, noch ein ziemliches Theater um die Sache zu machen.«
»Man kann ihr nicht trauen«, sagte ein anderer.
Da Zovastina ihre Verbündete war, wunderte Vincenti zwar die Unverblümtheit dieser Erklärung, doch er stimmte ihr zu. »Despoten sind immer ein Problem.« Er stand auf und trat zu einer Karte, die an der Wand hing. »Aber sie hat verdammt viel erreicht, das muss man ihr lassen.«
»Sie hat es geschafft, sechs korrupte asiatische Staaten zu einer Föderation zu vereinen, die tatsächlich Erfolg haben könnte.« Er zeigte auf die Karte. »Sie hat buchstäblich die Weltkarte neu gezeichnet.«
»Und wie hat sie das geschafft?«, fragte jemand. »Bestimmt nicht mit Diplomatie.«
Vincenti kannte die offizielle Darstellung. Nach dem Fall der Sowjetunion hatten die neuen Nationen sich mit der Unabhängigkeit versucht, und Zentralasien hatte unter politischen Konflikten und Bürgerkriegen gelitten. Die sogenannte Gemeinschaft Unabhängiger Staaten hatte nur dem Namen nach bestanden, und Korruption und Inkompetenz hatten überhandgenommen. Irina Zovastina hatte unter Gorbatschow lokale Reformen eingeleitet, Perestroika und Glasnost gefördert und sich an die Spitze der Verfolgung vieler korrupter Bürokraten gestellt. Aber dann hatte sie zur Vertreibung der Russen aufgerufen, indem sie die Menschen an Russlands Eroberungen als Kolonialmacht erinnerte und behauptete, dass Tausende von Asiaten an den Folgen der russischen Umweltverschmutzung stürben. Schließlich hatte sie dann vor Kasachstans Parlament gestanden und die Republik mit ausgerufen.
Ein Jahr später war sie zur Präsidentin gewählt worden.
Der Westen hatte sie willkommen geheißen. Sie wirkte wie eine Reformerin in einer eher rückständigen Region. Vor fünfzehn Jahren hatte sie dann die Welt mit der Ausrufung der Zentralasiatischen Föderation in Erstaunen versetzt.
Sechs Nationen waren zu einer Föderation verschmolzen.
Doch Vincentis Kollege hatte recht. Das Ganze war kein Wunder gewesen, sondern das Ergebnis einer ausgeklügelten politischen Einflussnahme. Daher gab Vincenti die Antwort, die auf der Hand lag. »Sie hat es durch Macht geschafft.«
»Und dadurch, dass ihre politischen Gegner gerade im richtigen Moment starben.«
»Das war schon immer ein Weg zur Macht«, erwiderte Vincenti. »Und das können wir ihr schlecht ankreiden, weil wir dasselbe tun.« Er wandte sich an ein anderes Ratsmitglied. »Liegen die Gelder bereit?«
Der Schatzmeister nickte. »Drei Komma sechs Milliarden sind weltweit auf verschiedene Banken verteilt, das Geld ist verfügbar, und einem Transfer
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