Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Satellitenkommunikationssystem ausgestattet, das ihm eine direkte Verbindung mit Samarkand und dem Hauptsitz seiner Gesellschaft in Venedig sicherte. Immer noch sein Getränk in der Hand haltend, sah er, dass vor einer halben Stunde eine E-Mail von Kamil Revin eingegangen war. Das war ungewöhnlich. Bei aller Leutseligkeit misstraute Revin jeder Kommunikationsform außer dem Gespräch unter vier Augen, bei dem er Zeit und Ort festlegte.
Vincenti öffnete die Datei und las die Nachricht.
Die Amerikaner waren hier.
Seine Müdigkeit war schlagartig verflogen. Er wollte gerade auf »Antworten« klicken, als die Tür seines Arbeitszimmers aufgerissen wurde und Peter O’Conner hereinstürmte.
»Vier Kampfhubschrauber aus der Föderation sind im Anflug.«
Vincenti schoss zum Fenster und blickte nach Westen. Über dem Ausgang des Tals waren am klaren Himmel vier Hubschrauber zu sehen, die schnell größer wurden.
»Sie sind gerade eben aufgetaucht«, sagte O’Conner. »Ich nehme an, dass es sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelt. Erwarten Sie jemanden?«
Nein, er erwartete niemanden.
»Kommt Zovastina wegen der Frau?«, fragte O’Conner.
»Das kann sein. Aber wie kann sie das so schnell herausgekriegt haben?«
Zovastina hatte bestimmt keine Vorstellung von seinen Plänen. Gewiss, sie misstraute ihm, wie er auch ihr misstraute, doch es gab keinen Grund für eine solche Demonstration der Stärke. Jedenfalls noch nicht. Dann war da noch Venedig und die Sache, die beim Angriff auf Stephanie Nelle passiert war. Und die Amerikaner?
Was war ihm entgangen?
»Sie machen sich zum Landen bereit«, sagte O’Conner vom Fenster aus.
»Holen Sie Walde.«
O’Conner eilte aus dem Raum.
Vincenti öffnete eine der Schreibtischschubladen und nahm eine Pistole heraus. Sie hatten die Sicherheitsmannschaft, die für den Landsitz vorgesehen war, noch nicht eingestellt. Das hatten sie in den nächsten Wochen erledigen wollen, während Zovastina mit der Vorbereitung ihres Krieges beschäftigt war. Vincenti hatte vorgehabt, diese Zeit optimal auszunutzen.
Mit Bademantel und Hausschuhen bekleidet, betrat Karyn Walde die Bibliothek. Sie konnte aus eigener Kraft aufrecht stehen. O’Conner folgte ihr.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Vincenti.
»Besser als seit Monaten. Ich kann gehen.«
Es war ein Arzt aus Venedig unterwegs, der ihre Folgeinfektionen behandeln würde. Zum Glück für sie waren sie alle heilbar. »Es wird ein paar Tage dauern, bevor Ihr Körper sich gänzlich erholt hat. Doch das Virus wird jetzt von einer Übermacht angegriffen, gegen die es sich nicht wehren kann. Wie – nebenbei bemerkt – auch wir in diesem Moment.«
O’Conner stellte sich ins Fenster. »Sie sind gelandet. Es ist Militär. Asiaten. Sieht aus, als wären es Zovastinas Leute.«
Vincenti sah Walde an. »Anscheinend möchte Irina Sie zurückhaben. Wir wissen nicht genau, was hier vor sich geht.«
Er ging durch den Raum zu einem Bücherschrank mit verzierten Glastüren. Das Holz war aus China gekommen, genau wie der Handwerker, der das Möbelstück gefertigt hatte. Doch O’Conner hatte an dem Schrank noch etwas Spezielles angebracht. Vincenti drückte den Schalter einer Fernbedienung in seiner Hosentasche, woraufhin sich über und unter dem Schrank ein Federmechanismus in Bewegung setzte, der das schwere Möbelstück um hundertachtzig Grad drehte. Dahinter lag ein erleuchteter Gang.
Walde war beeindruckt. »Wie in so einem verdammten Horrorfilm.«
»Genau dazu könnte sich das hier auch entwickeln«, sagte Vincenti. »Peter, schauen Sie nach, was die wollen, und drücken Sie mein Bedauern aus, dass ich nicht hier bin, um sie zu empfangen.« Er gab Walde einen Wink. »Folgen Sie mir.«
Stephanies Hände zitterten noch, als sie zusah, wie Ely die Leiche hinter die Hütte zerrte. Es gefiel ihr immer noch nicht, dass Zovastina nun wusste, dass sie sich in der Föderation aufhielten. Es war nicht besonders schlau, eine Person, der so viele Machtmittel zur Verfügung standen, auf sich aufmerksam zu machen. Aber sie musste einfach darauf vertrauen, dass Thorvaldsen wusste, was er tat, vor allem wo Zovastina ja auch ihn im Visier hatte.
Ely trat aus der vorderen Hüttentür, und Thorvaldsen folgte ihm. Ely schleppte einen Arm voller Bücher und Unterlagen. »Die brauche ich.«
Stephanie beobachtete die Zufahrt, die zur Überlandstraße zurückführte. Alles wirkte ruhig. Thorvaldsen trat neben sie. Schweigend griff er nach ihrer
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