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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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ihm weh.
    »Halten wir doch einfach fest, dass dieses ganze Hin und Her nur Sinn macht, wenn man Alexanders Leichnam findet«, sagte Thorvaldsen.
    »Viel Glück. Immerhin ist der seit eintausendfünfhundert Jahren verschwunden.«
    »Das ist es ja gerade«, erwiderte Cassiopeia kühl. »Wir wissen vielleicht, wo er ist, und der Mann, der gleich kommt, um uns zu ermorden, weiß es nicht.«

15
Samarkand
12.20 Uhr
    Zovastina betrachtete die wissbegierigen Gesichter der Studenten und fragte die Klasse: »Wie viele von euch haben Homer gelesen?«
    Nur wenige hoben die Hände.
    »Ich war auch Studentin, als ich sein Epos zum ersten Mal las.«
    Sie war zu einer ihrer zahlreichen wöchentlichen Unterrichtsstunden im Volkszentrum für Hochschulbildung erschienen. Sie versuchte, pro Woche mindestens fünf Vorlesungen zu halten, die auch der Presse und dem Volk die Möglichkeit boten, sie zu sehen und zu hören. Das früher recht kärglich ausgestattete ehemalige russische Institut war mittlerweile zu einem angesehenen Ort akademischer Bildung geworden. Dafür hatte sie gesorgt, denn die Griechen hatten recht. Ohne ein gebildetes Volk konnte es keinen funktionierenden Staat geben.
    Sie las aus einem Exemplar der Ilias vor, das aufgeschlagen vor ihr lag.
    »Dem Zagenden wandelt die Farbe sich, immer verändert; auch nicht ruhig zu sitzen vergönnt sein wankender Geist ihm, sondern er hockt unstet, auf wechselnden Knien sich stützend, und ihm schlägt das Herz voll Ungestüms in dem Busen, ahnend des Todes Graun, und dem Schaudernden klappen die Zähne: Doch nie wandelt dem Tapfern die Farbe sich, nie auch erfüllt ihn große Furcht, wenn er einmal zum Hinterhalt sich gelagert.«
    Die Studenten schienen den Vortrag zu genießen.
    »Diese Worte Homers, die vor über zweitausendachthundert Jahren geschrieben wurden, sind auch heute noch aktuell.«
    Hinten im Hörsaal waren Kameras und Mikrofone aufgebaut. Zovastina musste an ein Gespräch denken, das vor achtundzwanzig Jahren in einem Hörsaal im Norden Kasachstans stattgefunden hatte.

    »Schämen Sie sich nicht Ihrer Tränen« , sagte Sergej zu ihr.
    Die Worte hatten sie gerührt. Mehr, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie sah den Ukrainer an, der eine so kluge Sicht auf die Welt hatte.
    »Sie sind erst neunzehn« , sagte er. »Ich erinnere mich noch, wie ich zum ersten Mal Homer las. Das hat mich damals auch sehr berührt. «
    »Achill ist eine so schrecklich gequälte Seele. «
    »Wir alle sind gequälte Seelen, Irina. «
    Sie mochte es, wenn er sie beim Namen nannte. Dieser Mann wusste viel mehr als sie. Er hatte Erfahrungen gemacht, die sie erst noch machen musste. Sie wollte sein Wissen haben. »Ich habe meine Mutter und meinen Vater nie kennengelernt. Ich habe nie jemanden von meiner Familie gekannt. «
    »Ihre Familie ist unwichtig. «
    Sie war überrascht. »Wie können Sie das sagen?«
    Er zeigte auf das Buch. »Das Los des Menschen ist es, zu leiden und zu sterben. Was vergangen ist, hat keine Bedeutung. «
    Seit Jahren fragte sie sich, warum sie zu einem Leben der Einsamkeit verdammt zu sein schien. Freunde hatte sie nur wenige, Verwandte überhaupt keine, und ihr Leben war eine ständige Herausforderung im Kampf mit unzähligen Entbehrungen.
    »Irina, du wirst die Herausforderungen lieben lernen. Das Leben ist eine permanente Herausforderung. Ein Kampf nach dem anderen. Und man sollte dabei wie Achill immer danach streben, das Höchste zu erreichen. «
    »Und wenn man scheitert?«
    Er zuckte die Schultern. »Wenn man keinen Erfolg hat, scheitert man. Vergiss nicht, was Homer sagte. Die Umstände beherrschen den Menschen und nicht der Mensch die Umstände. «
    Sie dachte an eine andere Zeile des Epos: »Viele ja duldeten schon, wir Götter umher des Olympos, Gram von sterblichen Menschen, indem wir einander gekränket. «
    Ihr Lehrer nickte. » Vergiss das nie. «

    »Was ist die Elias doch für eine beeindruckende Geschichte«, sagte sie zu den Studenten. »Neun lange Jahre wütete ein Krieg. Im zehnten Jahr führte ein Streit dann dazu, dass Achill sich weigerte zu kämpfen. Er war ein griechischer Held, ein sehr stolzer Mann, der seine Menschlichkeit großer Leidenschaft verdankte. Und bis auf eine Stelle an der Ferse war er unverwundbar.«
    Sie sah, dass einige Studenten lächelten.
    »Jeder hat eine Schwäche«, fügte sie hinzu.
    »Was ist denn Ihre, Frau Ministerin?«, fragte einer.
    Sie wies ihn nicht zurecht. Fragen waren gut.

    »Warum lehrst du

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