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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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mich das alles?« , fragte sie Sergej.
    »Dein Erbe zu kennen heißt, es zu verstehen. Ist dir bewusst, dass auch du eine Nachfahrin der Griechen sein könntest?«
    Sie sah ihn verblüfft an. »Wie sollte das möglich sein?«
    »Lange vor dem Islam, als Alexander der Große dieses Land hier eroberte, blieben viele seiner Männer hier, nachdem er gestorben war. Sie siedelten sich in unseren Tälern an und nahmen sich einheimische Frauen. Ein Teil unserer Worte, unserer Musik und unserer Tänze stammt von ihnen. «
    Das hatte sie nicht gewusst.

    »Mein Herz für das Volk dieser Föderation«, antwortete sie auf die Frage. »Ihr seid meine Schwäche.«
    Die Studenten klatschten Beifall.
    Wieder dachte sie an die Ilias. Und daran, was man aus ihr lernen konnte. Die Herrlichkeit des Krieges. Den Triumph militärischer Werte über das Familienleben. Ehre. Rache. Tapferkeit. Die Unbeständigkeit des menschlichen Lebens.
    Nie wandelt dem Tapfern die Farbe sich.
    War sie etwa erblasst, als sie dem Mann gegenübergetreten war, der versucht hatte, sie bei dem Spiel umzubringen?

    »Du sagst, dass du dich für Politik interessierst« , meinte Sergej. »Dann denk immer an Homer. Unsere russischen Herren haben keinen Begriff von Ehre. Aber die Griechen, unsere Vorfahren, wussten alles darüber. Sei niemals wie die Russen, Irina. Homer hatte recht. Die eigene Gemeinschaft im Stich zu lassen ist das größte Versagen. «

    »Wer von Ihnen weiß über Alexander den Großen Bescheid?«, fragte sie die Studenten.
    Ein paar Hände gingen nach oben.
    »Ist Ihnen bewusst, dass manche von Ihnen Griechen sein könnten?« Sie erzählte ihnen, was Sergej ihr vor langer Zeit über die in Asien gebliebenen Griechen gesagt hatte. »Alexanders Vermächtnis ist ein Teil unserer Geschichte. Es geht dabei um Werte wie Tapferkeit, Ritterlichkeit und Standfestigkeit. Er hat als Erster Westen und Osten vereinigt. Sein Ruhm ist bis in die abgelegensten Winkel der Erde vorgedrungen. Er wird in der Bibel und im Koran erwähnt. Die Anhänger des griechisch-orthodoxen Glaubens haben ihn zu einem Heiligen ernannt. Die Juden betrachten ihn als Volkshelden. In germanischen, isländischen und äthiopischen Epen gibt es Versionen seiner Heldentaten. Jahrhundertelang wurden Epen und Gedichte über ihn geschrieben. Und seine Geschichte ist Teil unserer Geschichte.«
    Sie konnte gut nachvollziehen, warum Alexander von Homer so beeindruckt gewesen war. Warum er die Ilias gelebt hatte. Nur Heldentaten führten zu Unsterblichkeit. Männer wie Enrico Vincenti hatten kein Ehrgefühl. Achill hatte recht. Nicht Wölf’ und Lämmer in Eintracht je sich gesellen.
    Vincenti war das Lamm, und sie war der Wolf.
    Sie konnten nicht zusammenfinden.
    Diese Begegnungen mit Studenten waren in vielfacher Hinsicht nützlich, und nicht zuletzt dadurch, dass sie Zovastina an vergangene Zeiten erinnerten. Vor zweitausenddreihundert Jahren war Alexander der Große zweiunddreißigtausend Kilometer marschiert und hatte die damals bekannten Teile der Welt erobert. Er hatte eine gemeinsame Sprache geschaffen, religiöse Toleranz gefördert, die ethnische Vermischung vorangetrieben, siebzig Städte gegründet, neue Handelswege geschaffen und den Weg zu einer kulturellen Vielfalt und wirtschaftlichen Blüte bereitet, die zweihundertfünfzig Jahre lang andauerte. Er hatte nach Arete gestrebt, dem griechischen Ideal der Vortrefflichkeit.
    Nun war es an ihr, es ihm gleichzutun.
    Sie beendete ihren Vortrag und verabschiedete sich.
    Als sie das Gebäude verließ, reichte einer der Wächter ihr ein Blatt Papier. Sie entfaltete es und las es. Es war eine E-Mail, die vor einer halben Stunde eingetroffen war, mit nicht erkennbarem Absender und einem einzigen Satz – ICH BRAUCHE SIE VOR SONNENUNTERGANG HIER.
    Das war ärgerlich, doch ihr blieb keine Wahl.
    »Lassen Sie einen Hubschrauber startbereit machen«, befahl sie.

16
Venedig
08.35 Uhr
    In Vincentis Augen war Venedig ein Kunstwerk. Hier vermischten sich byzantinische Pracht mit islamischen Einflüssen und Elementen chinesischer und indischer Kunst. Die Stadt wirkte gleichzeitig östlich und westlich, sie stand mit einem Fuß in Europa und mit dem anderen in Asien. Dieses einzigartige von Menschen geschaffene Gebilde war aus verschiedenen Inseln entstanden, die erfolgreich zu einem mächtigen Handelsstaat vereinigt worden waren, der über eine riesige Flotte verfügte. Diese zwölfhundert Jahre alte Republik hatte mit ihren hochgesteckten

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