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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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den Hunnen flohen, vom Festland gekommen und hatten die Insel besetzt. Gegen fünfzehnhundert lebten zwanzigtausend Menschen in der blühenden Siedlung zwischen Kirchen, Klöstern, Palästen, Märkten und dem bunten Hafentreiben. Die Kaufleute, die 828 den Leichnam des Heiligen Markus aus Alexandria gestohlen hatten, kamen beide von der Insel Torcello. Im Reiseführer wurde die Insel als ein Ort beschrieben, an dem »Rom zum ersten Mal Byzanz begegnete«. Es war wie bei einer Wasserscheide. Als ob im Westen der Westminster-Palast und im Osten der Tadsch Mahal läge. Die Pest, die Malaria und der Schlamm, der die Kanäle verstopfte, führten dann zum Niedergang der Insel. Die tatkräftigsten Bürger Torcellos zogen ins Zentrum von Venedig. Die Häuser der Kaufleute stürzten ein, und alle Paläste gerieten in Vergessenheit. Schließlich suchten Bauarbeiter von anderen Inseln in den Trümmern Torcellos nach Steinen oder schönen behauenen Gesimsen, und so verschwand nach und nach alles. Der Boden versumpfte, und mittlerweile lebten nicht einmal mehr sechzig Menschen in einer Handvoll Häusern auf dieser Insel.
    Malone sah durch das Kajütenfenster und erblickte einen einsamen, alten Turm aus rotem Backstein, der stolz in den Himmel ragte. Im Reiseführer las er, dass der Glockenturm neben dem einzigen verbliebenen berühmten Gebäude Torcellos stand, nämlich der Basilica di Santa Maria Assunta, die im siebten Jahrhundert erbaut worden und damit Venedigs ältestes Gotteshaus war. Daneben stand eine kleine Kirche in Form eines griechischen Kreuzes, die sechshundert Jahre später errichtet worden war. Santa Fosca.
    Cassiopeia drosselte den Motor. Das Boot lag nun flach im Wasser. Malone stieg wieder nach draußen und stellte sich zu ihr ans Steuer. Vor sich erblickte er schmale Streifen einer ockerfarbenen Sandbank, die mit Binsen, Schilf und knorrigen Zypressen bewachsen war. Das Boot fuhr im Schneckentempo in einen schlammigen Kanal ein, dessen Molen auf einer Seite von überwucherten Feldern und auf der anderen von einer gepflasterten Straße gesäumt waren. Links von ihnen ließ einer der städtischen Wasserbusse am einzigen öffentlichen Haltepunkt der Insel Passagiere aus- und einsteigen.
    »Da wären wir«, sagte Cassiopeia. »Hoffen wir, dass wir die Ersten hier sind.«

    Viktor stieg mit Rafael im Schlepptau von Bord des Vaporettos.
    Schwerfällig über die venezianische Lagune tuckernd, hatte der Wasserbus sie vom Markusplatz nach Torcello gebracht. Viktor hatte das öffentliche Transportmittel genommen, um möglichst unauffällig ihren abendlichen Zielort auskundschaften zu können.
    Sie folgten einer Schar mit Kameras behängter Touristen, die auf einem Weg, der schmal wie ein Bürgersteig war, am Rande eines langsam dahinfließenden Kanals zu den beiden berühmten Kirchen der Insel gingen. Der Weg endete bei einer Gruppe niedriger Steingebäude, die Restaurants, Souvenirläden und ein Wirtshaus beherbergten. Viktor, der sich mit der Anlage der Insel schon vertraut gemacht hatte, wusste, dass diese winzig war und außer Artischockenfeldern und einigen prächtigen Landsitzen wenig zu bieten hatte.
    Bekannt war die Insel nur wegen der beiden alten Kirchen und eines renommierten Restaurants.
    Sie waren von Hamburg hergeflogen und hatten einen Zwischenstopp in München gemacht. Hier in Venedig würden sie ihren europäischen Beutezug beenden und in die Föderation zurückkehren. Die Chefministerin hatte Viktor angewiesen, das siebte Medaillon unbedingt vor Mitternacht zu beschaffen, da sie ihn um ein Uhr früh im Markusdom erwartete.
    Dass Zovastina persönlich nach Venedig kam, war äußerst ungewöhnlich.
    Offensichtlich hatte nun begonnen, worauf sie so lange gewartet hatte.
    Und immerhin konnte er davon ausgehen, dass dieser Diebstahl einfach sein würde.

    Malone sah auf die architektonische Eleganz des Glockenturms hinunter, dessen Backstein- und Marmorwände kunstvoll von Stützpfeilern und Bögen getragen wurden. Der fünfzig Meter hohe Turm hatte Malone mit seinem Wendelgang, der sich die Außenwände entlangzog, wie ein Talisman in der Fremde an den Runden Turm in Kopenhagen erinnert. Sie hatten die sechs Euro Eintritt bezahlt und waren nach oben gestiegen, um die Insel von ihrem höchsten Punkt aus betrachten zu können.
    An eine hohe Brüstung gelehnt, sah Malone über die Bögen hinaus auf Land und Wasser, die sich zu umarmen schienen. Aus einer Sumpfwiese flogen weiße Reiher auf. Die Obstgärten

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