Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
in den Schaufenstern nach käuflichen Schätzen Ausschau. In den Trattorias, Cafés und Gelaterias, die durch die Arkaden vor Regen geschützt waren, ging es geschäftig zu.
Malone musterte den Platz. Er war etwa zweihundert Meter lang und hundert Meter breit. Auf drei Seiten war er von einer durchgehenden Reihe kunstvoller Gebäude gesäumt, die einen einzigen riesigen Marmorpalast zu bilden schienen. Auf der anderen Seite erspähte er Stephanie zwischen den aufgespannten Regenschirmen. Sie ging gerade mit eiligen Schritten auf die südliche Arkade zu.
Er stand unter der nördlichen Arkade, die sich rechts von ihm von der Basilika aus scheinbar endlos lang bis zum Museum auf der anderen Seite des Platzes erstreckte.
Da fiel ihm ein Mann in der Menge auf. Mit einem olivgrünen Mantel bekleidet und die Hände in die Manteltaschen gesteckt, stand er ganz allein da. Etwas an der Art, wie er ging und an jedem Bogen zögerte, machte Malone stutzig. Er beschloss, die Tatsache zu nutzen, dass der Mann ihn nicht kannte, um sich dem Problem direkt zu nähern. Dabei behielt er Stephanie und den Mantelträger im Auge und merkte schnell, dass dieser sich wirklich für Stephanie interessierte.
Dann entdeckte er einen zweiten Mann in einem beigefarbenen Regenmantel am anderen Ende der Arkade, der ebenfalls die Piazza beobachtete.
Zwei Männer waren hinter Stephanie her.
Malone ging weiter. Er nahm Stimmengewirr, Gelächter, Parfümduft und das Klacken von Absätzen wahr. Die beiden Männer trafen sich, wandten sich dann nach links und eilten auf die südliche Arkade zu, die Stephanie gerade betreten hatte.
Malone wandte sich ebenfalls nach links, trat in den Nieselregen und trabte über den Platz.
Die beiden Männer bewegten sich parallel zu ihm, und ihre Silhouetten zeichneten sich vor den erleuchteten Arkadenbögen deutlich ab. Die gedämpften Klänge eines Café-Orchesters übertönten die anderen Geräusche.
Malone lief langsamer und bahnte sich seinen Weg zwischen den Tischen hindurch, an denen dank des schlechten Wetters niemand saß. Unter der überdachten Arkade stand Stephanie vor einem Glasbehälter und sah sich die Eiscreme an.
Etwa dreißig Meter weiter bogen die beiden Männer um die Ecke.
Malone trat neben Stephanie und sagte: »Das Praliné-Eis ist ausgezeichnet.«
Ihre Überraschung war unverkennbar. »Cotton, was um …«
»Keine Zeit. Wir haben Gesellschaft, hinter mir, sie kommen auf uns zu.«
Er sah, dass sie über seine Schulter spähte.
Er drehte sich um.
Die Männer hatten ihre Pistolen gezogen.
Er schob Stephanie von der Eistheke weg, und sie flohen aus der Arkade auf die Piazza.
Malone griff nach seiner Waffe und bereitete sich auf den Kampf vor.
Aber sie saßen in der Falle. Hinter ihnen lag ein offener Platz, der so groß wie ein Fußballfeld war. Sie konnten nirgendwo hin.
»Cotton«, sagte Stephanie. »Ich hab das im Griff.«
Er starrte sie an und hoffte bei Gott, dass sie recht hatte.
Viktor lenkte das Boot langsam durch den schmalen Kanal unter einer halb baufälligen Bogenbrücke hindurch. Er hatte nicht vor, am Ende des Wasserwegs beim Restaurant anzulegen, sondern er wollte sich vergewissern, dass das Dorf über Nacht menschenleer war. Er freute sich über das Schauerwetter, das ein typisch italienischer Sturm vom Meer herangeweht hatte. Der Regen war zwar nicht besonders stark, reichte aber aus, um ihnen Deckung zu bieten.
Rafael ließ seinen Blick über das dunkle Ufer gleiten. Vor zwei Stunden hatte die Flut begonnen. Damit sollte die von ihnen gewählte Anlegestelle leichter erreichbar sein. Viktor hatte die Stelle am Nachmittag entdeckt. Sie lag an einem langsam dahinfließenden Kanal, der die Insel nahe der Basilika in einer breiten Bahn durchschnitt. Es gab dort auch einen Kai aus Beton, an dem sie anlegen konnten.
Er erblickte das Dorf vor sich.
Es lag still und dunkel da, und es war kein einziges Boot zu sehen.
Sie kamen gerade von dem Lagerhaus, zu dem Zovastina ihn geschickt hatte. Wie versprochen hatte die Chefministerin vorausgeplant. Im Lagerraum hatten sie Griechisches Feuer, Waffen und Munition vorgefunden. Allerdings fragte Viktor sich, ob sie das Museum wirklich anzünden sollten. Er fand es unnötig, doch Zovastina hatte betont, dass nichts zurückbleiben sollte.
»Scheint alles okay zu sein«, sagte Rafael.
Viktor stimmte ihm zu.
Also drosselte er das Gas und legte den Rückwärtsgang ein.
Cassiopeia lächelte. Sie hatte recht gehabt. Die beiden
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