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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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jugendliche Gesichtszüge selbst zu dieser späten Stunde sehr wach wirkten.
    Kamil Karimowich Revin war der Außenminister der Föderation. Der kaum Vierzigjährige, der praktisch ohne Empfehlungen ins Amt gekommen war, wurde allgemein als eine Marionette der Chefministerin betrachtet, die genau das tat, was diese ihr befahl. Doch Vincenti hatte schon vor mehreren Jahren gemerkt, dass der Schein trog.
    »Herzlich willkommen«, sagte Kamil. »Sie waren schon ein paar Monate nicht mehr hier.«
    »Ich habe viel zu tun, mein Freund. Die Liga beansprucht einen großen Teil meiner Zeit.«
    »Ich hatte einiges mit ihren Mitgliedern zu tun. Viele von ihnen haben begonnen, sich Grundstücke auszusuchen.«
    Eine der Abmachungen mit Zovastina ermöglichte, dass die Mitglieder der Liga in die Föderation übersiedeln konnten. Das war für beide Seiten von Vorteil. In diesem neuen Utopia wären die Geschäftsleute von jeglicher Steuerlast befreit, doch der Zufluss von Kapital in Form von Waren, Dienstleistungen und direkten Investitionen würde die Föderation für die entgangenen Steuergelder mehr als entschädigen. Besser noch, man etablierte damit auf einen Schlag eine komplette Oberschicht, ohne dass die von den westlichen Demokratien bemühte »Verteilungsgerechtigkeit« zum Zug kam, die – wie Vincenti fand, ungerechterweise – dafür sorgte, dass die wenigen für die vielen zahlten.
    Die Mitglieder der Liga waren dazu ermutigt worden, große Flächen Land zu erwerben, und viele, darunter auch er selbst, hatten diese dem Staat abgekauft, der seit der sowjetischen Besatzung fast das ganze Land der Föderation besaß. Vincenti hatte sogar mit zu der Kommission gehört, die diesen Aspekt des Vertrags mit Zovastina ausgehandelt hatte, und er hatte als einer der ersten Mitglieder der Liga in der Föderation Land gekauft: achtzig Hektar hügeliges Gelände im ehemaligen östlichen Tadschikistan.
    »Wie viele haben schon Verträge abgeschlossen?«, fragte er.
    »Bis jetzt einhundertzehn. Was die Lage der Grundstücke angeht, sind die Geschmäcker sehr verschieden, aber am beliebtesten waren bisher Samarkand und seine Umgebung.«
    »In der Nähe des Machtzentrums. Samarkand und Taschkent werden bald zu globalen Finanzzentren heranwachsen.«
    Der Wagen verließ den Flughafen und machte sich auf die vier Kilometer lange Fahrt in die Stadt. Als eine der nächsten Maßnahmen stand der Bau eines neuen Flughafens an. Drei Mitglieder der Liga hatten bereits Pläne für eine modernere Anlage entworfen.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte Kamil. »Als ich vorhin mit Mr. O’Conner sprach, hat er sich ziemlich bedeckt gehalten.«
    »Wir wissen Ihren Hinweis auf Zovastinas Reise sehr zu schätzen. Haben Sie eine Vorstellung, warum sie in Venedig ist?«
    »Sie hat nichts über den Zweck der Reise verraten und nur gesagt, dass sie bald zurückkehren würde.«
    »Also weiß niemand, was sie vorhat in Venedig.«
    »Und wenn sie herausbekommt, dass Sie hier sind und Intrigen schmieden, sind wir alle tot«, gab Kamil zu bedenken. »Vergessen Sie nicht, dass gegen Zovastinas nette kleine Krankheitserreger kein Mittel hilft.«
    Der Außenminister gehörte zum neuen Typus Politiker, der seinen Aufstieg der Föderation verdankte. Und auch wenn Zovastina die erste Chefministerin des Landes war, würde sie doch nicht die Letzte in dieser Funktion bleiben.
    »O doch, ich habe ein paar Gegenmittel.«
    Ein Lächeln trat ins Gesicht des Asiaten. »Können Sie Zovastina töten, ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen?«
    Vincenti schätzte Kamils ungezügelten Ehrgeiz. »Das wäre töricht.«
    »Was haben Sie dann im Sinn?«
    »Etwas Besseres.«
    »Steht die Liga hinter Ihnen?«
    »Der Zehnerrat hat mir eine Art Generalvollmacht für alles, was ich tue, gegeben.«
    Kamil grinste. »Nicht für alles, mein Freund. Das weiß ich besser. Dieser Anschlag auf Zovastina. Ich weiß genau, dass Sie hinter dieser Sache stecken. Und Sie haben den Attentäter verraten und verkauft. Wie hätte sie sonst auf den Anschlag vorbereitet sein können?« Er hielt inne. »Ich frage mich, ob Sie mich auch so verraten und verkaufen werden.«
    »Wollen Sie Zovastinas Nachfolger werden?«
    »Mein Leben ist mir wichtiger als meine Karriere.«
    Vincenti sah aus dem Fenster auf Flachdächer, blaue Kuppeln und hohe Minarette. Samarkand lag in einer Art Talkessel und war von Bergen umgeben. Die Dunkelheit verbarg den Smogschleier, der immer über dem uralten Landstrich lag. In der

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