Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Der Pfeil landete auf dem Päckchen, und die Flammen flackerten dicht neben der Plastikverpackung auf. Viktor wusste, dass es nur ein paar Sekunden dauern würde, bis die Tüte geschmolzen war.
Er suchte Zuflucht im Inneren des Treppenschachts.
Es knallte, und ein weiterer Feuerball explodierte.
Viktor sah das schmiedeeiserne Gitter brennen. Zum Glück schlugen die Flammen eher nach außen, und der Fensterrahmen hatte kein Feuer gefangen.
Das Obergeschoss brach ein und riss die Vitrine mit dem anderen Brennstoffpäckchen mit nach unten. Das Päckchen entflammte, und eine Hitzewolke schoss nach oben. Das Museo di Torcello würde nicht mehr lange stehen.
Viktor sprang zum offenen Fenster.
Dort griff er nach dem Gesims, das über dem Fensterrahmen verlief, suchte nach einem Halt für seine Finger und rammte, den ganzen Körper angespannt, die Füße gegen das brennende Gitter.
Das Gitter hielt.
Er zog sich wieder hoch und trat mit aller Kraft zu, doch er bekam kaum noch Luft.
Die Gitterstäbe gaben ein wenig nach.
Als er wieder zutrat, brach eine Ecke aus ihrer Verankerung in der Außenwand.
Seine nächsten zwei Tritte sprengten das Gitter aus der Wand. Es flog nach unten.
Wieder brach ein Teil des Bodens ein.
Die nächste Vitrine stürzte zusammen mit Säulenbruchstücken krachend nach unten und brodelte im Feuer wie ein Essensbrocken in einem riesigen Eintopf.
Er sah zum Fenster hinaus.
Es ging drei oder vier Meter in die Tiefe, und aus den Fenstern im Erdgeschoss schlugen Flammen.
Viktor sprang.
Malone lenkte das Boot weiter Richtung Nordosten und fuhr so schnell, wie das kabbelige Wasser es erlaubte, auf Torcello zu. Plötzlich erblickte er am Horizont einen flackernden Schein.
Feuer.
Qualmwolken wälzten sich in den Himmel, wo sie in der Feuchtigkeit zu dünnen Fahnen zerstoben. Sie würden noch gut zehn bis fünfzehn Minuten bis zur Insel brauchen.
»Sieht aus, als wenn wir zu spät kämen«, sagte er.
Viktor blieb hinter dem Museum. Von jenseits der Hecke, die den Hof von dem Garten trennte, der zwischen ihm und dem Kanal lag, an welchem sein Boot auf ihn wartete, hörte er Stimmen und Rufe.
Er zwängte sich durch die Hecke und betrat den Garten.
Zum Glück war der Garten zu Beginn des Frühjahrs noch nicht so bewachsen, und Viktor konnte auf direktem Weg zur Anlegestelle laufen. Dort sprang er ins Boot.
Er löste die Taue und stieß sich vom Kai ab. Niemand hatte ihn gesehen, niemand folgte ihm. Das Boot trieb auf den flussähnlichen Wasserweg, und die Strömung schob es an der Basilika und dem Museum vorbei zum nördlichen Ende der Lagune. Erst ein ganzes Stück hinter dem Kai warf er den Motor an. Dann wendete er und fuhr langsam und ohne Licht den Kanal entlang.
Die Ufer, die gut fünfzig Meter entfernt lagen, bestanden überwiegend aus schlammigen Sandbänken, seichten Stellen und Schilf. Er sah auf die Uhr. Es war 23.20 Uhr.
An der Mündung des Kanals gab er Gas und fuhr ins unruhige Wasser hinaus. Dann machte er endlich die Lichter an und lenkte das Boot in einem Bogen herum um die Insel, um von dort durch den Hauptkanal nach San Marco zu gelangen.
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren.
Aus der Achterkabine trat eine Frau.
Sie hielt eine Pistole im Anschlag.
44
Samarkand
02.30 Uhr
Vincenti rückte seinen Stuhl näher an den Tisch, als der Kellner das Essen vor ihn stellte. Die Hotels der Stadt waren zum größten Teil wie düstere Gruften, in denen kaum etwas funktionierte. Das Intercontinental dagegen bot einen Service wie ein europäisches Fünf-Sterne-Hotel, und sein Personal war berühmt für seine Freundlichkeit, die als asiatische Gastfreundschaft angepriesen wurde. Nach dem langen Flug von Italien war Vincenti hungrig, und so hatte er für sich und seinen Gast das Essen aufs Zimmer bestellt.
»Sagen Sie Ormand, dass dreißig Minuten Vorbereitungszeit für diese Vorspeisen zu lang sind, vor allem wo ich schon im Voraus bestellt hatte«, beschwerte Vincenti sich bei dem Kellner. »Oder besser noch, schicken Sie Ormand zu uns, wenn wir fertig sind, dann kann ich es ihm selbst sagen.«
Der Kellner nickte und zog sich zurück.
Arthur Benoit, der Vincenti gegenübersaß, breitete eine Stoffserviette auf seinem Schoß aus. »Musst du so hart mit ihm umspringen?«
»Es ist dein Hotel. Warum hast du ihn dir nicht zur Brust genommen?«
»Weil ich überhaupt nicht verärgert war. Sie haben das Essen so schnell wie möglich zubereitet.«
Das war Vincenti total egal. Die
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