Cotton Malone 04 - Antarctica
dadurch, dass sie aus der Antarktis kamen, also von einem Ort, der seit Jahrtausenden von Eis bedeckt war. Und doch hatten wir sie gefunden. Oder, besser gesagt, die Deutschen hatten sie gefunden. Sie machten 1938 eine Expedition in die Antarktis und fanden die entsprechenden Stätten. Wir kehrten 1947 und 1948 dorthin zurück und sammelten die Steine.«
»Und dann noch einmal 1971«, sagte Davis.
Scofields Gesicht verzog sich ungläubig. »Tatsächlich?«
Sie konnte sehen, dass er wirklich nichts davon wusste, und so beschloss sie, ihm eine Information zu geben, um ihn seinerseits zum Reden zu bringen. »Ein U-Boot fuhr dorthin, ging aber verloren. Das hat die jetzige Sache in Gang gesetzt. Jemand versucht, die damalige Mission streng unter Verschluss zu halten.«
»Davon habe ich nie etwas erfahren. Aber das ist keine Überraschung – ich musste es nicht wissen. Man hat mich dafür engagiert, die Schrift zu analysieren. Ich sollte versuchen, sie zu entziffern.«
»Und, ist es Ihnen gelungen?«, fragte Davis.
Scofield schüttelte den Kopf. »Ich konnte die Sache nicht zu Ende bringen. Admiral Dyals hat das Projekt unvermittelt beendet. Ich musste Geheimhaltung schwören und wurde entlassen. Das war der traurigste Tag meines Lebens.« Er sackte in sich zusammen. »Da hatten wir also den Beweis, dass eine erste Zivilisation existiert hatte. Sogar ihre Sprache lag uns vor. Wenn wir es irgendwie schafften, sie zu verstehen, konnten wir alles über diese Zivilisation herausfinden – dann würden wir mit Sicherheit erfahren, ob das die alten Könige der Meere gewesen waren. Etwas sagte mir, dass es so sein musste, aber ich bekam nie die Gelegenheit, es wirklich herauszufinden.«
Er klang gleichzeitig begeistert und unendlich traurig.
»Wie hätten Sie lernen sollen, die Sprache zu lesen?«, fragte Davis. »Das wäre, als würde man aufs Geratewohl Wörter niederschreiben und versuchen herauszubekommen, was sie bedeuten.«
»Genau da irren Sie sich. Verstehen Sie, auf diesen Steinen befanden sich auch Buchstaben und Worte, die ich erkannte. Sowohl lateinische als auch griechische. Sogar einige Hieroglyphen. Verstehen Sie nicht? Diese Zivilisation hatte mit uns interagiert. Es hatte Kontakte gegeben. Diese Steine waren Botschaften, Ankündigungen, Bekanntgaben. Was auch immer. Aber sie waren entzifferbar.«
Stephanies Verärgerung über ihre eigene Dummheit wich einer sonderbaren Unsicherheit, und sie dachte an Malone und was ihm wohl derzeit widerfuhr. »Haben Sie jemals den Namen Oberhauser gehört?«
Scofield nickte. »Hermann Oberhauser. Er fuhr 1938 mit den Nazis in die Antarktis. Er ist zum Teil der Grund dafür, dass wir Amerikaner mit Highjump und Windmill dorthin zurückkehrten. Admiral Byrd war fasziniert von Oberhausers Ansichten über Arier und verlorene Zivilisationen. Natürlich konnte man damals, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht allzu laut über so etwas reden, und so führte Byrd private Expeditionen durch, während er mit Highjump in der Antarktis war, und fand die Steine. Da er Oberhausers Theorien eventuell bestätigt hätte, setzte die Regierung einen Schlusspunkt unter die ganze Sache. Schließlich wurden seine Funde einfach vergessen.«
»Warum sollte irgendjemand diese Erkenntnisse abwürgen wollen?«, brummte Davis. »Das ist doch lächerlich.«
»Da ist noch mehr«, sagte Scofield.
Malone wachte mit einem Ruck auf und hörte, wie Christl sagte: »Komm, steh auf.«
Er schüttelte den Schlaf ab und sah auf die Uhr. Er hatte zwei Stunden geschlafen. Als seine Augen sich an die Beleuchtung im Zimmer gewöhnt hatten, merkte er, dass Christl ihn triumphierend ansah.
»Ich habe es geschafft.«
Stephanie wartete darauf, dass Scofield zum Ende kam.
»Wenn man die Welt durch eine andere Brille betrachtet, ändert sich die Sicht auf die Dinge. Wir bestimmen die Lage von Orten mit Längen- und Breitengraden, aber das sind relativ moderne Konzepte. Der nullte Längengrad verläuft durch Greenwich, England. Dieser Punkt wurde Ende des neunzehnten Jahrhunderts willkürlich festgelegt. Meine Studien alter Karten enthüllten dagegen etwas ganz anderes und ganz Außergewöhnliches.«
Scofield stand auf und nahm sich einen der Schreibblöcke des Hotels und einen Stift. Stephanie beobachtete, wie er eine grobe Skizze einer Weltkarte anfertigte und am Rand dieser Karte Markierungen für die Längen- und Breitengrade anbrachte. Dann zog er von einunddreißig Grad östlicher
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