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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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nach links. Die Jugend wird ermutigt, ihre natürliche Umgebung kennenzulernen. Man lehrt sie, ein Unwetter oder das Nahen einer Gefahr vorherzusehen, die jungen Leute werden zur Bewusstheit erzogen, sind in Frieden mit sich selbst und auf das Leben vorbereitet. Eines Tages schloss ich mich einem längeren Ausflug an. Wandern ist dort ein beliebter, wenn auch gefährlicher Zeitvertreib. Eine gute Orientierung und ein sicherer Schritt sind unerlässlich. Mir fiel auf, dass unser Führer zwar mehrmals bewusst nach rechts abbog, dass aber die Summe seines Abbiegens insgesamt nach links führte. Ohne Markierungspunkte, die in diesem Land vollständig fehlen, ist es also praktisch unmöglich, sich seinem Ausgangspunkt anders als von links zu nähern. Dies trifft gleichermaßen für Menschen, Vögel und Meeresgeschöpfe zu. Dieser Mechanismus des Abbiegens nach links scheint den Menschen völlig unbewusst zu sein. Keiner von denen, die dieses graue Land bewohnen, weiß auch nur das Geringste von dieser Gewohnheit, und wenn ich auf diese Beobachtung hinweise, zuckt man nur lächelnd die Schultern.
     
    Heute haben Bacchus und ich Adonai besucht, dem man von meinem Interesse an Mathematik und Architektur berichtet hatte. Er ist ein Lehrer handwerklicher Fähigkeiten und zeigte mir die Messstäbe, die sowohl zum Entwerfen als auch zum Bauen verwendet werden. Konsequent sein heißt exakt sein, sagte er mir. Ich berichtete ihm, dass der Entwurf der königlichen Kapelle in Aachen sehr von seinen Schülern beeinflusst worden sei, und das freute ihn. Wir sollten der Welt gegenüber nicht ängstlich, misstrauisch oder unwissend sein, sagte Adonai, sondern aus dem lernen, was die Natur geschaffen hat. Die Einbettung in die Landschaft, das Vorhandensein unterirdischer Wärmequellen, der Winkel, in dem die Sonne einfällt, und das Meer, all das sind Faktoren, die man bedenken muss, wenn man über die Lage einer Stadt oder eines Gebäudes entscheidet. Adonais Weisheit ist vernünftig, und ich danke ihm für die Lektion. Man zeigt mir auch einen Garten. Viele Pflanzen werden erhalten, aber noch viel mehr Pflanzen sind zugrunde gegangen. Pflanzen werden in Hallen gezogen, in einem Boden reich an Asche, Bimsstein, Sand und Mineralien. Es werden auch Pflanzen im Wasser angebaut, sowohl in Salzwasser als auch in Süßwasser. Fleisch wird nur selten gegessen. Man sagte mir, Fleisch entziehe dem Körper Energie und mache ihn für Krankheiten anfällig. Bei dieser vegetarischen Kost, die gelegentlich durch Fisch ergänzt wurde, habe ich mich so gut gefühlt wie nie zuvor.
     
    Welche Freude, die Sonne wiederzusehen. Die lange Winterdunkelheit ist zu Ende. Die kristallenen Wände erwachen mit einem Geglitzer farbigen Lichts zum Leben. Ein Chor singt eine langsame, süße, rhythmische Weise. Sie wird lauter, als die Sonne an den Himmel steigt. Trompeten verkünden den letzten Ton, und alle huldigen mit gesenktem Kopf der Kraft des Lebens. Die Stadt heißt den Sommer willkommen. Die Menschen spielen miteinander, gehen zu Vorträgen, besuchen sich gegenseitig und genießen das Jahrfest. Jedes Mal, wenn das zentrale Pendel auf dem Stadtplatz zum Stillstand kommt, schauen alle zum Tempel und beobachten, wie ein Kristall Farbe über die Stadt verteilt. Nach dem langen Winter weiß man dieses Schauspiel sehr zu schätzen. Die Zeit der Paare nähert sich, und viele kommen, um ihre Liebe und Treue zu geloben. Sie schenken sich gegenseitig Treuearmbänder und versichern einander ihre Liebe. Diese Zeit bringt große Freude. Harmonisch zu leben ist das Ziel, wie man mir sagt. Doch zu diesem Anlass verlangten auch drei Partnerschaften ihre Auflösung. Zwei hatten gemeinsame Kinder, und die Eltern kamen überein, die Verantwortung zu teilen, obgleich sie nicht länger zusammenlebten. Das dritte Paar verweigerte sich einer solchen Regelung. Keiner der beiden Partner wollte die Kinder. So wurden diese an andere Paare gegeben, die sich schon lange Nachwuchs wünschten, und wieder herrschte große Freude.
     
    Ich bin in einem Haus untergebracht, dessen vier Räume einen Innenhof umschließen. In keiner Wand sind Fenster, doch die Räume bekommen von oben durch eine kristallene Decke Licht und sind immer warm und hell. Rohre führen durch die Stadt und in jedes Haus wie Wurzeln, die sich über den Boden ziehen. Sie bringen eine nie nachlassende Wärme. Es gibt nur zwei Regeln, die im Haus regieren. Essen und sanitäre Anlagen sind dort verboten. Man darf die

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