Cotton Malone 04 - Antarctica
Er hatte wissen müssen, ob er in eine Falle lief, und so hatte er in Atlanta angerufen und den Mann engagiert, den er zuvor schon für andere Jobs eingesetzt hatte. Sein Helfer hatte eindeutige Anweisungen bekommen. Achten Sie auf ein Signal und lenken Sie dann die Aufmerksamkeit auf sich. Smith hatte den Mann und die Frau aus der Eingangshalle bemerkt, als sie in den Bus stiegen, der die Besichtigungsgruppe aus dem Hotel ins Château transportierte. Er hatte den Verdacht gehegt, dass die beiden ein Problem für ihn darstellten, und im Haus hatte sich dieser Verdacht dann bestätigt. So hatte er das Signal gegeben, und sein Helfer hatte eine oscarwürdige Show abgezogen. Smith selbst hatte auf der anderen Seite des riesigen Weihnachtsbaums im Bankettsaal gestanden und zugesehen, wie die Hölle losbrach.
Die Anweisungen an seinen Helfer waren eindeutig gewesen. Keine Waffen. Laufen Sie einfach nur weg. Lassen Sie sich fassen und sagen Sie dann, Sie wissen von nichts. Er hatte dafür gesorgt, dass sein Mann ein sicheres Alibi für den Abend vor zwei Tagen besaß, da er wusste, dass alles mehrfach überprüft werden würde. Die Tatsache, dass sein Helfer tatsächlich Eheprobleme hatte und mit einer Verheirateten schlief, hatte das Alibi dann wasserdicht gemacht und den perfekten Fluchtgrund geliefert.
Alles in allem war das Ganze perfekt gelaufen.
Und jetzt war er selbst gekommen, um die Sache zu Ende zu bringen.
Stephanie hämmerte gegen die Tür der Konferenzkoordinatorin, und die reagierte schließlich auf das heftige Klopfen. Vorne am Empfang hatte Stephanie die Zimmernummer bekommen.
»Wer zum Teufel sind …«
Stephanie zückte ihren Dienstausweis. »Bundesagenten. Wir müssen wissen, wo die Jagd heute Morgen stattfindet.«
Die Frau zögerte einen Moment und sagte dann: »Auf dem Biltmore-Gelände, etwa zwanzig Minuten von hier.«
»Eine Karte«, sagte Davis. »Zeichnen Sie uns bitte eine Karte, Miss …«
»Scholar, Sir, Sabi Scholar.«
»Danke schön, Miss Scholar. Bitte, lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Smith beobachtete die Jagdgesellschaft durch ein Fernglas, das er am Nachmittag zuvor in einem Kaufhaus erstanden hatte. Er war froh, dass er das Gewehr aus Herbert Rowlands Haus behalten hatte. Vier Schuss, mehr als genug. Tatsächlich würde er nur einen einzigen brauchen.
Die Jagd auf Wildschweine war gewiss nicht jedermanns Sache. Er wusste ein wenig über diesen Sport Bescheid. Wildschweine waren gemein, hinterhältig und hielten sich am liebsten in dicht bewachsenen Gebieten abseits der ausgetretenen Pfade auf. Sein Dossier über Scofield wies darauf hin, dass dieser die Wildschweinjagd liebte. Als Smith am Vortag von diesem Jagdausflug erfahren hatte, hatte er schnell den perfekten Plan gefasst, um sein Zielobjekt zu eliminieren.
Er blickte sich um. Die Umgebung war ideal. Es gab viele Bäume. Keine Häuser. Meilenweit erstreckte sich dichter Wald. Nebelschwaden umfingen die bewaldeten Gipfel. Zum Glück hatte Scofield keine Hunde dabei – die hätten ein Problem dargestellt. Smith hatte von den Mitarbeitern der Konferenz erfahren, dass die Teilnehmer sich immer auf einem drei Meilen vom Hotel entfernten Sammelplatz beim Fluss trafen und einem gut markierten Weg folgten. Sie hatten keine Gewehre, sondern nur Pfeil und Bogen dabei. Und sie kehrten nicht notwendigerweise mit einem Wildschwein zurück. Es ging eher darum, Zeit mit dem Professor zu verbringen, zu fachsimpeln und den Wintermorgen im Wald zu genießen. Daher war Smith zwei Stunden früher, also lange vor Tagesanbruch eingetroffen, hatte sich entlang des Pfades umgesehen und sich schließlich für den höchsten und besten Platz in der Nähe des Anfangs des Pfades entschieden. Er hoffte auf eine gute Gelegenheit.
Andernfalls würde er halt improvisieren müssen.
Stephanie fuhr und Davis dirigierte sie. Sie waren vom Hotel aus rasch Richtung Westen in das über 3000 Hektar große Gelände des Biltmore Estate aufgebrochen. Die Straße war ein schmales Asphaltband ohne Mittelstreifen, das schließlich den French Broad River überquerte und in dichten Wald führte. Die Konferenzkoordinatorin hatte gesagt, der Sammelplatz für die Jagd befinde sich kurz hinter dem Fluss und von dort könne man leicht dem Pfad in den Wald folgen.
Stephanie erblickte parkende Autos.
Nachdem sie auf einer Lichtung geparkt hatten, sprangen sie aus dem Wagen. Eine blasse Andeutung von Morgengrauen erhellte den Horizont. Ihr Gesicht war
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