Cotton Malone 04 - Antarctica
Malone ein. »Das Wetter ist großartig. Wir müssen das ausnutzen, so lange es geht.«
Christl hatte die neuere Antarktiskarte mitgebracht, mit der Isabel Malone in Ossau verlockt hatte, die Karte, die Isabel damals nicht aufgeschlagen hatte. Jetzt sah er, dass alle Forschungsstationen dort eingezeichnet waren, die meisten entlang der Küste, darunter auch Halvorsen.
»Großvater war hier und hier«, sagte Christl und zeigte auf zwei Stellen, die mit 1 und 2. gekennzeichnet waren. »Seinen Notizen zufolge kamen die meisten Steine, die er mitgebracht hat, von Standort 1, obwohl er sehr viel Zeit an Standort 2 verbracht hat. Die Expedition hatte eine in Einzelteile zerlegte Hütte dabei, die aufgebaut werden sollte, um Deutschlands Anspruch auf das Gebiet anzumelden. Man beschloss, die Hütte an Standort 2 zu errichten, hier, in der Nähe der Küste.«
Malone hatte Taperell gebeten dazubleiben. Jetzt sah er den Australier an und fragte: »Wo liegt das?«
»Ich kenne die Hütte. Sie befindet sich etwa fünfzig Meilen westlich von hier.«
»Steht sie noch?«, fragte Werner.
»Garantiert«, antwortete Taperell. »Holz verfault hier nicht. Die Hütte wird noch so da stehen wie an dem Tag, an dem sie erbaut wurde. Umso mehr, als es sich bei der ganzen Region um ein Schutzgebiet handelt. Um einen Ort besonderen wissenschaftlichen Interesses unter dem Antarktisschutzgesetz. Man kann die Gegend nur mit der Erlaubnis Norwegens besuchen.«
»Warum das?«, fragte Dorothea.
»Die Küste gehört den Robben. Sie ist ein Fortpflanzungsgebiet. Menschen sind dort nicht zugelassen. Die Hütte steht in einem der landeinwärts gelegenen Trockentäler.«
»Mutter sagt, Vater habe ihr erklärt, er bringe die Amerikaner zu Standort 2«, berichtete Christl. »Großvater wollte immer zurückkehren und die Stelle weiter erforschen, erhielt aber nie die Möglichkeit dazu.«
»Woher wissen wir eigentlich, dass das die richtige Stelle ist?«, fragte Malone.
Er bemerkte ein durchtriebenes Funkeln in Christls Augen. Sie griff in ihren Rucksack und holte ein dünnes Buch mit farbigem Cover und deutschem Titel heraus. Malone übersetzte ihn stumm für sich. Ein Besuch in Neuschwabenland. Fünfzig Jahre danach.
»Dies hier ist ein Bildband, der 1988 publiziert wurde. Ein deutscher Zeitschriftenverlag hat ein Kamerateam und einen Fotografen hingeschickt. Mutter ist vor fünf Jahren auf dieses Buch gestoßen.« Sie blätterte es auf der Suche nach einer bestimmten Seite durch. »Das hier ist die Hütte.« Sie zeigte ihnen ein eindrucksvolles, zweiseitiges Farbfoto eines grauen Holzbaus in einem schwarzen Felstal, in dem Streifen glänzenden Schnees lagen. Vor dem Hintergrund der grauen Berge wirkte die Hütte zwergenhaft klein. Sie blätterte um. »Hier ist eine Aufnahme des Hütteninneren.«
Malone betrachtete das Bild. Viel war dort nicht zu sehen. Ein Tisch, auf dem Zeitschriften verstreut lagen, ein paar Stühle, zwei Stockbetten, Kisten, die zu Regalen gestapelt waren, ein Ofen und ein Funkgerät.
Ihr belustigter Blick begegnete dem seinen. »Fällt dir etwas auf?«
Sie trieb mit ihm das gleiche Spiel wie er mit ihr in Ossau. Daher nahm er die Herausforderung an und betrachtete das Bild genauer. Das taten auch die anderen.
Dann sah er es. Auf dem Boden. In die Bodenbretter eingeschnitzt.
Er zeigte darauf. »Es ist dasselbe Symbol wie auf dem Einband des Buches, das im Grab Karls des Großen gefunden wurde.«
Sie lächelte. »Das hier muss der richtige Ort sein. Und dann ist da noch das hier.« Sie ließ ein gefaltetes Stück Papier aus dem Buch gleiten. Es war eine Seite aus einer alten Zeitschrift, vergilbt und brüchig. Ein grobkörniges Schwarz-Weiß-Foto aus dem Inneren der Hütte war darauf zu sehen.
»Das stammt aus den Ahnenerbe-Aufzeichnungen, die ich besorgt habe«, sagte Dorothea. »Ich erinnere mich daran. Ich habe mir das Foto in München angesehen.«
»Mutter hat die Aufzeichnungen an sich genommen«, erklärte Christl, »und dieses Foto bemerkt. Schaut auf den Hüttenboden – das Symbol ist deutlich sichtbar. Dieser Artikel wurde im Frühjahr 1939 veröffentlicht, Großvater hat darin über die Expedition des Vorjahrs geschrieben.«
»Ich hatte ihr ja gesagt, dass diese Aufzeichnungen die Mühe wert waren«, bemerkte Dorothea.
Malone sah Taperell an. »Dort müssen wir wohl hin.«
Taperell zeigte auf die Karte. »Dieses Gebiet hier an der Küste ist Schelfeis mit Meerwasser darunter. Es erstreckt sich etwa
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