Cotton Malone 04 - Antarctica
fünf Meilen landeinwärts und wäre eine große Bucht, wenn es nicht gefroren wäre. Die Hütte liegt auf der anderen Seite eines Bergkamms, etwa eine Meile weit landeinwärts, am westlichen Rand der Eisbucht. Wir können Sie dort absetzen und auch wieder dort abholen, wenn Sie fertig sind. Wie schon gesagt, Sie dürften mit dem Wetter Glück haben. Da draußen ist heute ein wirklich heißer Tag.«
Minus dreizehn Grad war nicht gerade das, was Malone sich unter tropischen Temperaturen vorstellte, aber er begriff, was der Australier sagen wollte. »Trotzdem brauchen wir für alle Fälle eine Notfallausrüstung.«
»Wir haben zwei Schlitten bereitgemacht, denn wir hatten ja mit Ihnen gerechnet.«
»Sie stellen nicht gerade viele Fragen, oder?«, bemerkte Malone.
Taperell schüttelte den Kopf. »Nein, Kumpel. Ich bin einfach nur hier, um meinen Job zu machen.«
»Dann lasst uns die Futteralien vernichten und dann los.«
84
Fort Lee
»Mr. President«, sagte Davis. »Wäre es Ihnen vielleicht möglich, einfach nur zu erklären, was Sie wollen? Keine Geschichten, keine Rätsel. Es ist schon schrecklich spät, und ich habe nicht mehr die Kraft, geduldig und außerdem noch respektvoll zu sein.«
»Edwin, ich mag Sie. Die meisten der Arschlöcher, mit denen ich zu tun habe, sagen mir entweder das, was ich ihrer Meinung nach hören möchte, oder Sachen, die ich nicht zu wissen brauche. Sie aber sind anders. Sie sagen mir das, was ich hören muss. Ohne Verschönerungen, einfach geradeheraus. Deshalb habe ich Ihnen zugehört, als Sie mir von Ramsey erzählt haben. Bei jedem anderen hätte ich gedacht: zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Aber nicht bei Ihnen. Ja, ich war skeptisch, aber Sie hatten recht.«
»Was haben Sie getan?«, fragte Davis.
Stephanie war ebenfalls etwas am Tonfall des Präsidenten aufgefallen.
»Ich habe Ramsey einfach gegeben, was er wollte. Ich habe ihn ernannt. Nichts wiegt einen Mann mehr in Sicherheit als Erfolg. Gerade ich sollte das wissen – mir gegenüber hat man dieses Mittel schon viele Male verwendet.« Daniels’ Blick wanderte zur Tür des Kühlraums. »Das, was dort drinnen ruht, fasziniert mich. Aufzeichnungen von Menschen, die wir nie kennengelernt haben. Sie haben vor langer Zeit gelebt. Haben gedacht und gehandelt. Und doch hatten wir keine Ahnung von ihrer Existenz.«
Daniels griff in seine Hosentasche und brachte ein Stück Papier zum Vorschein. »Schauen Sie sich das einmal an. Das Bild stammt von einem
Steinrelief im Hathor-Tempel in Dendera. Den habe ich vor ein paar Jahren besichtigt. Er ist riesig, mit hoch aufragenden Säulen. Für ägyptische Verhältnisse ist er relativ neu, erstes Jahrhundert vor Christus. Auf dem Relief halten zwei Diener jeweils etwas, das aussieht wie eine Art Lampe, die auf Pfeilern steht, also schwer sein muss. Die Lampen sind über Kabel mit einem Kasten verbunden. Schauen Sie sich die Pfeilerenden unterhalb der beiden Glühbirnen an. Sie sehen doch aus wie Kondensatoren, oder?«
»Ich hatte keine Ahnung, dass Sie sich so sehr für dergleichen interessieren«, sagte Stephanie.
»Ich weiß. Wir armen, dummen Jungs vom Land sind völlig ahnungslos.«
»So hatte ich das nicht gemeint. Es ist nur …«
»Machen Sie sich nichts draus, Stephanie. Ich hänge dieses Interesse nicht an die große Glocke. Aber ich bin fasziniert. All diese Gräber, die in den Pyramiden und in ganz Ägypten gefunden wurden – in keiner einzigen Grabkammer gibt es Beschädigungen durch Rauch. Wie zum Teufel hat man damals diese Orte beleuchtet, um dort zu arbeiten? Die Ägypter hatten nur offenes Feuer, und ihre Lampen brannten mit qualmendem Öl.« Er zeigte auf die Zeichnung. »Aber vielleicht benutzten sie ja doch etwas anderes. Im Hathor-Tempel wurde eine Inschrift gefunden, die sehr beredt ist. Ich habe sie hier notiert.« Er drehte das Blatt um. »Der Tempel wurde nach einem Plan erbaut, der in alter Schrift auf eine Ziegenhautrolle aus der Zeit der Gefährten von Horus geschrieben war. Können Sie sich das vorstellen? Hier steht, dass sie Hilfe aus einer weit zurückliegenden Epoche hatten.«
»Sie können doch nicht wirklich glauben, dass die Ägypter elektrisches Licht verwendet haben«, wandte Davis ein.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Und wer sagt denn, dass das Licht elektrisch war? Es könnte chemisch gewesen sein. Beim Militär verwendet man Tritiumgaslichtquellen, die jahrelang ohne Stromzufuhr leuchten. Ich weiß nicht, was ich
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