Cotton Malone 04 - Antarctica
hinunterzogen – die Nordostküste unter ihm stellte da keine Ausnahme dar.
Der Pilot kündigte an, dass sie sich der Halvorsen-Forschungsstation näherten. Es wurde Zeit, sich auf die Landung vorzubereiten.
»Ein seltener Glücksfall«, sagte der Pilot zu Malone. »Sie haben ausgezeichnetes Wetter. Auch die Winde sind günstig.« Er stellte die Parameter ein und griff nach dem Steuerknüppel. »Wollen Sie das Flugzeug landen?«
Malone winkte ab. »Nein danke. Das übersteigt meine Fähigkeiten.« Er hatte zwar schon Kampfjets auf schwankenden Flugzeugträgern gelandet, aber ein fünfzig Tonnen schweres Flugzeug auf gefährlichem Eis niederzusetzen, das konnte er sich verkneifen.
Der Streit zwischen Dorothea und Christl bereitete ihm immer noch Sorgen. Die beiden hatten sich in den letzten Stunden zwar zusammengerissen, aber der bittere Konflikt zwischen ihnen konnte noch ärgerlich werden.
Das Flugzeug begann einen steilen Abwärtsflug.
Dorotheas Angriff hatte bei ihm die Warnlämpchen aufleuchten lassen, aber etwas anderes, was er gesehen hatte, beunruhigte ihn noch stärker.
Ulrich Henn hatte überrumpelt gewirkt.
Malone hatte die Verwirrung gesehen, die einen Moment lang über Henns Gesicht gehuscht war, bevor dieses sich wieder maskenhaft verschloss. Henn hatte eindeutig nicht mit Dorotheas Attacke gerechnet.
Das Flugzeug flog nun flacher, und die Antriebsturbinen arbeiteten langsamer.
Die Hercules war mit Schneekufen ausgestattet, und Malone hörte, wie der Kopilot bestätigte, dass diese fest arretiert waren. Sie flogen weiter abwärts; der weiße Boden unten kam immer näher, und immer mehr Einzelheiten waren zu erkennen.
Ein Schlag. Dann noch einer.
Er hörte, wie die Schneekufen knirschend über die Eiskruste glitten. Bremsen war unmöglich. Nur die Reibung würde sie schließlich zum Stehen bringen. Zum Glück gab es massenhaft Platz zum Ausgleiten.
Endlich stand die Hercules still.
»Willkommen in der Antarktis«, sagte der Pilot.
Stephanie stand auf. Das machte die Gewohnheit.
Davis tat das Gleiche.
Daniels gab ihnen einen Wink, sitzen zu bleiben. »Es ist spät, und wir sind alle müde. Setzen Sie sich doch wieder.« Er nahm sich einen Stuhl. »Vielen Dank, Colonel. Würden Sie jetzt bitte dafür sorgen, dass wir nicht gestört werden?«
Gross verschwand in den vorderen Bereich des Lagerhauses.
»Sie beide sehen schrecklich aus«, bemerkte Daniels.
»Das kommt davon, wenn man mit ansehen muss, wie einem Menschen der Kopf weggepustet wird«, sagte Davis.
Daniels seufzte. »Das habe ich selbst ein- oder zweimal mitbekommen. Während meiner Dienstzeit in Vietnam. Damit wird man nie ganz fertig.«
»Ein Mann ist unseretwegen gestorben«, sagte Davis.
Daniels presste die Lippen aufeinander. »Aber Herbert Rowland hat Ihnen sein Leben zu verdanken.«
Das war nur ein kleiner Trost, dachte Stephanie und fragte dann: »Was machen Sie hier?«
»Hab mich aus dem Weißen Haus geschlichen und bin mit der Flugbereitschaft direkt nach Süden geflogen. Bush hat damit angefangen. Der ist die ganze Strecke bis in den Irak geflogen, bevor irgendjemand etwas davon mitbekommen hat. Wir haben inzwischen Standardverfahren dafür eingerichtet. Bevor überhaupt jemand merkt, dass ich weg war, bin ich schon wieder im Bett.« Daniels’ Blick wanderte zur Kühlraumtür. »Ich wollte selbst sehen, was sich dort drinnen befindet. Colonel Gross hat es mir gesagt, aber ich wollte es sehen.«
»Es könnte den Blick ändern, den wir auf die Zivilisation werfen«, sagte Stephanie.
»Das ist wirklich erstaunlich.« Sie sah, dass Daniels ehrlich beeindruckt war. »Hatte Malone recht? Können wir die Bücher lesen?«
Sie nickte. »Genug, um Sinn hineinzubekommen.«
Die übliche laute Art des Präsidenten wirkte gedämpft. Sie hatte gehört, dass er ein notorischer Nachtmensch war und kaum schlief. Seine Mitarbeiter beschwerten sich ständig.
»Wir haben den Killer verloren«, sagte Davis.
Sie merkte, wie niedergeschlagen seine Stimme klang. Er war diesmal ganz anders als beim ersten Mal ihrer Zusammenarbeit. Damals hatte er einen ansteckenden Optimismus versprüht, der sie motiviert hatte, bis nach Zentralasien zu reisen.
»Edwin«, sagte der Präsident, »Sie haben Ihr Bestes gegeben. Ich dachte, Sie wären verrückt, aber Sie hatten recht.«
Davis hatte den Blick von jemandem, der es aufgegeben hat, gute Nachrichten zu erwarten. »Scofield ist trotzdem tot. Und Millicent auch.«
»Die Frage ist:
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