Cotton Malone 04 - Antarctica
Konzept einer mythischen arischen Rasse geglaubt. Himmler hat diese fixe Idee manipuliert und zu einem Werkzeug ethnischer Säuberungen gemacht.«
»Mit dieser Rechtfertigung hat man es auch nach dem Krieg bei den Nürnberger Prozessen versucht, aber vergebens.«
»Glauben Sie, was Sie wollen, das ist ohne Bedeutung für das, was mich zu Ihnen geführt hat.«
»Ich warte schon – recht geduldig, wie ich hinzufügen muss – die ganze Zeit darauf, dass Sie mir erklären, was Sie hier suchen.«
Sie schlug die Beine übereinander. »Schrift- und Symbolstudien waren das Hauptinteresse des Ahnenerbes – es ging um die Suche nach Botschaften der alten Arier. Aber Ende 1935 fand Großvater tatsächlich etwas.« Sie deutete auf ihren Mantel, der neben Malone auf dem Bett lag. »Dort in der Tasche.«
Er griff hinein und zog ein in eine Plastiktüte gehülltes Buch heraus. Größe, Form und Erhaltungszustand waren wie bei dem vorherigen Buch, nur dass in den Deckel kein Symbol eingeprägt war.
»Wissen Sie über Einhard Bescheid?«, fragte sie.
»Ich habe sein Leben Karls des Großen gelesen.«
»Einhard stammte aus dem östlichen Teil des Frankenreichs, aus dem Teil, der eindeutig deutsch war. Er wurde in Fulda erzogen, einer der eindrucksvollsten Gelehrtenstätten im Frankenland. Gegen 791 wurde er am Hof Karls des Großen aufgenommen. Karl der Große war ein für die damalige Zeit einzigartiger Herrscher. Er war Bauherr, weltlicher Herrscher, religiöser Propagandist, Reformator und Schutzherr der Künste und der Wissenschaften. Er umgab sich gerne mit Gelehrten, und Einhard wurde sein verlässlichster Ratgeber. Als Karl der Große 814 starb, machte sein Sohn Ludwig der Fromme Einhard ebenfalls zu seinem persönlichen Schreiber. Doch sechzehn Jahre später, als Ludwig und seine Söhne um den Thron kämpften, zog Einhard sich vom Hof zurück. Er starb 840 und wurde in Seligenstadt bestattet.«
»Jetzt bin ich aber wahnsinnig beeindruckt von Ihren Kenntnissen.«
»Ich habe in mittelalterlicher Geschichte promoviert.«
»Was alles nicht erklärt, was zum Teufel Sie hier suchen.«
»Das Ahnenerbe suchte an vielen Orten nach diesen Ariern. In ganz Deutschland wurden Gräber geöffnet.« Sie zeigte auf das Buch. »In Einhards Grab fand Großvater das Buch, das Sie jetzt in der Hand halten.«
»Ich dachte, das hier stammt aus dem Grab Karls des Großen?«
Sie lächelte. »Wie ich sehe, hat Dorothea Ihnen ihren Band gezeigt. Der stammt tatsächlich aus dem Grab Karls des Großen. Das hier ist aber ein anderes Buch.«
Er konnte nicht widerstehen, holte das alte Buch aus der Tüte und schlug es behutsam auf. Die Seiten waren lateinisch beschriftet, dazu kamen Beispiele derselben unbekannten Schrift und der sonderbaren Zeichnungen und Symbole, die er zuvor schon gesehen hatte.
»1930 fand Großvater dieses Buch zusammen mit Einhards letztem Willen und Testament. Zur Zeit Karls des Großen hinterließen wohlhabende Männer bereits schriftliche Testamente. In Einhards Testament entdeckte Großvater ein Geheimnis.«
»Und woher wissen Sie, dass das nicht noch so eine seiner Einbildungen war? Ihre Schwester hat nicht allzu gut von Ihrem Großvater gesprochen.«
»Noch ein Grund, warum wir beide uns nicht ausstehen können.«
»Und warum sind Sie ihm so zugetan?«
»Weil er außerdem Beweise gefunden hat.«
Dorothea küsste Wilkerson sanft auf die Lippen. Sie bemerkte, dass er immer noch zitterte. Sie standen in den Trümmern des Hauses und sahen zu, wie der Wagen abbrannte.
»Wir stecken da jetzt zusammen drin«, sagte sie.
Das hatte er begriffen. Und noch etwas anderes. Für ihn würde es keine Admiralswürde geben. Dorothea hatte ihm gesagt, dass Ramsey ihn betrog, aber er hatte ihr nicht glauben wollen.
Inzwischen war er klüger.
»Ein privilegiertes Leben in Luxus kann ein guter Ersatz für die Admiralswürde sein«, sagte sie.
»Du bist verheiratet.«
»Nur dem Namen nach.« Sie sah, dass sie ihn aufbauen musste. So war es bei den meisten Männern. »Du hast dich im Haus gut gehalten.«
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich habe sogar einen der beiden getötet. Habe ihn in die Brust geschossen.«
»Was zeigt, dass du notfalls klarkommst. Ich habe gesehen, wie sie zur Hütte fuhren, als ich hier heraufkam. Da habe ich im Wald geparkt und bin vorsichtig näher geschlichen, während sie dich angriffen. Ich hatte gehofft, dass du sie aufhalten könntest, bis ich eines der Gewehre gefunden
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