Cotton Malone 04 - Antarctica
befand sich fünfzehn Kilometer nördlich von Füssen mitten im dunklen bayrischen Wald, nicht weit von Linderhof, einem der Märchenschlösser des verrückten Königs Ludwig II.
Er bremste und bog auf einen steinigen Weg ab, der tiefer in die verträumte Stille zwischen den Bäumen führte. Ein Bauernhaus kam in Sicht. Es war für die Gegend typisch: Giebeldach, bunte Farben und Mauern aus Stein, Mörtel und Holz. Die grünen Fensterläden im Erdgeschoss waren geschlossen, genau wie er sie früher am Tag zurückgelassen hatte.
Er parkte und stieg aus.
Der Schnee knirschte unter seinen Schuhen, als er zur Haustür ging. Drinnen schaltete er das Licht an und schürte das Feuer, das er im Herd hatte glimmen lassen. Dann kehrte er zum Wagen zurück, schleppte die Kisten aus Füssen ins Haus und stapelte sie in einem Küchenschrank auf.
Dann war er mit dieser Aufgabe fertig.
Er ging wieder zur Haustür und sah in die verschneite Nacht hinaus.
Bald würde er Ramsey Bericht erstatten müssen. Der hatte ihm gesagt, dass er in einem Monat nach Washington zurückbeordert würde und dort im Hauptquartier des Marinegeheimdienstes einen hohen Rang bekleiden sollte. Er würde zum nächsten Schwung Offiziere gehören, die für den Admiralsrang vorgeschlagen wurden, und Ramsey würde bis dahin, so hatte er versprochen, in der Position sein, für einen erfolgreichen Ausgang zu sorgen.
Aber würde er sein Versprechen auch halten?
Wilkerson konnte nur hoffen. Anscheinend hing sein ganzes Leben in letzter Zeit von anderen ab.
Und das kam ihm sehr ungut vor.
Die Glut im Herd rutschte mit einem Zischen zusammen. Er musste ein paar frische Scheite vom Holzstapel neben dem Haus holen. Später würde er ein kräftiges Feuer brauchen.
Er öffnete die Haustür.
Eine Explosion erschütterte die Nacht.
Instinktiv schirmte er sein Gesicht gegen ein plötzlich aufflammendes, grelles Licht und einen Ausbruch sengender Hitze ab. Als er aufblickte, sah er, dass der Volvo, von dem kaum mehr als das Fahrgestell übrig war, in Flammen stand.
In der Dunkelheit bemerkte er eine Bewegung. Zwei Gestalten kamen auf ihn zu. Bewaffnet.
Krachend schlug er die Tür zu.
Das Glas in einem der Fenster zerbrach, und etwas fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Holzboden. Er fasste den Gegenstand ins Auge. Es war eine Granate. Sowjetische Bauart. Er stürzte sich ins Nachbarzimmer, da explodierte der Sprengkörper auch schon. Die Wände des Hauses waren anscheinend sehr stabil – die Zwischenwand fing die Explosion ab –, aber er hörte, wie der Wind durch das ehemals gemütliche Wohnzimmer pfiff, da die Explosion offensichtlich eine Außenmauer eingerissen hatte.
Er kam auf die Beine und kauerte sich hin.
Er hörte Stimmen. Von draußen. Da waren zwei Männer. Einer auf jeder Seite des Hauses.
»Such nach der Leiche«, sagte einer der beiden auf Deutsch.
Er hörte, wie jemand die Trümmer durchstöberte, und der Strahl einer Taschenlampe drang durch die Dunkelheit. Die Angreifer bemühten sich nicht, ihre Anwesenheit zu verbergen. Wilkerson drückte sich gegen die Wand.
»Was gefunden?«, fragte einer der Männer.
»Nein.«
»Geh tiefer rein.«
Wilkerson machte sich bereit.
Ein schmaler Lichtstrahl fiel durch den Eingang. Dann sah er die Taschenlampe selbst, gefolgt von einer Pistole. Er wartete, bis der Angreifer in den Raum trat, packte dann nach der Waffe, verpasste dem Mann einen Kinnhaken und riss ihm die Pistole mit einem Ruck aus der Hand.
Der Mann taumelte vorwärts, die Taschenlampe noch immer in der Hand. Wilkerson verschwendete keine Zeit. Während der Angreifer noch sein Gleichgewicht suchte, schoss er ihm einmal in die Brust. Dann legte er die Waffe erneut an, als ein zweiter Lichtstrahl tastend auf ihn zukam.
Etwas Schwarzes zischte durch die Luft und fiel krachend zu Boden.
Noch eine Granate.
Er sprang über ein Sofa hinweg und rollte es schützend auf sich, als die Bombe explodierte und die Trümmer auf ihn herabregneten. Wieder wurden Außenwand und Fenster weggesprengt, und die bittere Nachtkälte drang unerbittlich herein. Das umgedrehte Sofa hatte ihn vor der Explosion beschützt, und er dachte schon, er hätte das Schlimmste hinter sich, als er plötzlich ein Bersten hörte und einer der Deckenbalken auf das Sofa niederkrachte.
Zum Glück war er nicht eingeklemmt.
Der Mann mit der Taschenlampe schlich sich näher.
Bei dem Angriff hatte Wilkerson die Pistole verloren und suchte jetzt die Dunkelheit danach ab. Als
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