Cotton Malone 04 - Antarctica
hätte.«
Das Tal, das sich kilometerweit in alle Richtungen erstreckte, gehörte Dorotheas Familie. Weit und breit gab es keine Nachbarn.
»Diese Zigaretten, die du mir gegeben hast, haben sofort gewirkt«, sagte sie. »Du hattest mit der Frau recht. Die hätte sonst nur Ärger gemacht.«
Komplimente hatten ihre Wirkung. Er beruhigte sich.
»Ich bin froh, dass du dieses Gewehr gefunden hast«, sagte er.
Die von dem brennenden Wagen aufsteigende Hitze erwärmte die eiskalte Luft. Dorothea hielt noch immer das Jagdgewehr in der Hand, nachgeladen und schussbereit, doch sie bezweifelte, dass heute Abend noch mehr Besucher zu erwarten waren.
»Wir brauchen diese Kisten, die ich hergebracht habe«, sagte er. »Sie waren zuletzt im Küchenschrank.«
»Ich habe sie gesehen.«
Interessant, wie Gefahr das Begehren weckte. Dieser Mann, ein Navy-Captain, gutaussehend, mäßig intelligent und nicht besonders mutig, zog sie an. Warum nur waren schwache Männer so begehrenswert? Ihr Mann war ein Nichts und ließ sie tun und lassen, was sie wollte. Die meisten ihrer Geliebten waren ähnlich.
Sie lehnte das Gewehr gegen einen Baum.
Und küsste Wilkerson erneut.
»Was für Beweise?«, fragte Malone.
»Sie sehen müde aus«, sagte Christl.
»Das bin ich auch. Und hungrig.«
»Dann lassen Sie uns etwas essen gehen.«
Er hatte es satt, dass Frauen versuchten, ihn an die Leine zu nehmen, und wenn es ihm nicht um seinen Vater gegangen wäre, hätte er Christl wie ihre Schwester aufgefordert, zu verschwinden. Aber er wollte mehr wissen.
»Einverstanden. Aber Sie zahlen.«
Sie verließen das Hotel und gingen zu einem Lokal, das ein paar Straßen entfernt in Garmischs Fußgängerzone lag. Drinnen bestellte er Schweinebraten mit Bratkartoffeln. Christl Falk ließ sich Suppe und Brot bringen.
»Haben Sie je von der Deutschen Antarktischen Expedition gehört?«, fragte sie. »Sie brach im Dezember 1938 von Hamburg aus auf. Offiziell ging es darum, in der Antarktis ein Gebiet für eine deutsche Walfangstation zu sichern, als Teil eines Plans, die deutsche Fettproduktion zu erhöhen. Können Sie sich das vorstellen? Das wurde tatsächlich geglaubt.«
»Eigentlich kann ich mir das sehr gut vorstellen. Walöl war damals der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Margarine und Seife. Deutschland war ein großer Abnehmer des norwegischen Walöls. Ein Krieg steht vor der Haustür, und dann gibt es eine Abhängigkeit in einem so wichtigen Punkt? Das hätte ein Problem werden können.«
»Wie ich sehe, sind Sie gut informiert.«
»Ich habe über die Nazis in der Antarktis gelesen. Die Schwabenland, ein Frachter, der als schwimmender Flugzeugstützpunkt diente, fuhr mit etwa sechzig Mann dorthin. Norwegen hatte kurz zuvor ein Gebiet der Antarktis für sich beansprucht, das den Namen Königin-Maud-Land erhielt, aber die Nazis kartierten dieselbe Region und benannten sie in Neuschwabenland um. Sie schossen viele Fotos und warfen überall deutsche Fallflaggen ab. Muss ein ziemlicher Anblick gewesen sein. Lauter kleine Hakenkreuze im Schnee.«
»Großvater war bei der Expedition 1938 dabei. Es wurde zwar tatsächlich ein Fünftel der Antarktis kartiert, doch der wahre Zweck der Expedition bestand in der Klärung der Frage, ob das, was Einhard in diesem Buch hier geschrieben hatte, stimmte.«
Malone erinnerte sich an die Steine in der Abtei. »Und er brachte behauene Steine zurück, auf denen dieselben Symbole abgebildet waren wie in dem Buch.«
»Sie waren in der Abtei?«
»Auf Einladung Ihrer Schwester. Aber warum nur habe ich das Gefühl, dass Sie das schon wussten?« Christl antwortete nicht, und so fragte er: »Und wie lautet das Urteil? Was hat Ihr Großvater gefunden?«
»Das ist ja gerade das Problem. Wir wissen es nicht. Nach dem Krieg wurden die Unterlagen des Ahnenerbes von den Alliierten konfisziert oder vernichtet. Großvater war bei einer Parteiversammlung 1939 von Hitler öffentlich angegriffen worden. Hitler stimmte mit einigen seiner Thesen nicht überein, insbesondere nicht mit Großvaters feministischer Annahme, dass die alten arischen Gesellschaften möglicherweise von Priesterinnen und Seherinnen geleitet worden waren.«
»Ein großer Gegensatz zu Hitlers Auffassung, nach der Frauen reine Gebärmaschinen waren.«
Sie nickte. »So wurde Hermann Oberhauser zum Schweigen gebracht und seine Ideen geächtet. Er erhielt ein Publikations- und Vortragsverbot. Zehn Jahre später wurde er allmählich dement und
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