Cotton Malone 04 - Antarctica
signalisierten, all seine Argumente zu widerlegen, spielte sie jetzt ihre Trumpfkarte aus, und das wussten sie beide.
»Mein Vater war der Kapitän eines U-Bootes«, sagte er. »Ihr Vater war ein Fahrgast auf diesem Boot. Einverstanden. Ich habe keine Ahnung, was die beiden in der Antarktis zu suchen hatten, aber umsonst gestorben sind sie jedenfalls.«
Und keiner hat sich darum geschert, fügte er lautlos hinzu.
Sie schob ihre Suppe weg. »Werden Sie uns helfen?«
»Wer ist uns?«
»Ich. Mein Vater. Und Ihr Vater.«
Er hörte die Auflehnung in ihrer Stimme, brauchte aber Zeit, um mit Stephanie zu reden. »Wie wäre es damit? Lassen Sie mich darüber schlafen, und morgen können Sie mir zeigen, was Sie wollen.«
Ihr Blick wurde sanfter. »Einverstanden. Es wird schon spät.«
Sie verließen das Café und kehrten über den verschneiten Bürgersteig zum Posthotel zurück. Weihnachten war in zwei Wochen und Garmisch schien dafür bereit zu sein. Die Feiertage betrachtete er mit gemischten Gefühlen. Die letzten zwei Weihnachten hatte er bei Henrik Thorvaldsen in Christlangade verbracht, und dieses Jahr würde er es wohl genauso halten. Er fragte sich, was für Weihnachtstraditionen Christl Falk wohl hatte. Sie wirkte melancholisch und bemühte sich kaum, das zu verbergen. Sie schien intelligent und entschlossen zu sein – nicht viel anders als ihre Schwester –, aber die beiden Frauen waren unbekannte Größen, und er musste vorsichtig sein.
Sie überquerten die Straße. Viele Fenster des fröhlich bemalten Posthotels waren erleuchtet. Sein Zimmer im ersten Stock über Restaurant und Lobby hatte vier Fenster zur Seite und drei nach vorne hinaus. Er hatte die Lampen brennen lassen, und jetzt erregte eine Bewegung hinter den Scheiben seine Aufmerksamkeit.
Er blieb stehen.
Jemand war da. Christl sah es ebenfalls.
Die Vorhänge wurden zurückgerissen.
Das Gesicht eines Mannes kam zum Vorschein, und sein Blick traf sich mit dem von Malone. Dann sah der Mann nach rechts auf die Straße, verließ das Fenster und floh, wie man an seinem Schatten erkannte, eilig aus dem Zimmer.
Malone entdeckte einen Wagen mit drei Insassen, der auf der Straßenseite gegenüber parkte.
»Kommen Sie«, sagte er.
Er wusste, dass sie verschwinden mussten, und zwar schnell. Gott sei Dank hatte er noch immer die Schlüssel seines Mietwagens bei sich. Sie eilten zu dem Fahrzeug und sprangen hinein.
Er ließ den Motor an und legte hastig den Gang ein. Mit aufheulendem Motor und Reifen, die auf dem vereisten Asphalt durchdrehten, jagte er los. Er ließ das Fenster herunter, bog auf die Hauptstraße ein und erblickte im Rückspiegel einen Mann, der aus dem Hotel herauskam.
Er zog die Pistole aus seiner Jackentasche, fuhr langsamer, als er sich dem geparkten Wagen näherte, und zerschoss den einen Hinterreifen, worauf die drei Gestalten im Inneren des Wagens in Deckung gingen.
Dann raste er davon.
22
Mittwoch, 12. Dezember
00.40 Uhr
Malone schlängelte sich aus Garmisch hinaus und nutzte dabei das Gewirr unbeleuchteter, schmaler Straßen und seinen Vorsprung vor den Männern, die vor dem Posthotel gewartet hatten, maximal aus. Er konnte nicht wissen, ob sie nicht ein zweites Fahrzeug zur Verfügung hatten. Als er sich vergewissert hatte, dass sie nicht verfolgt wurden, bog er auf die Straße nach Norden ein, über die er schon früher am Tag gefahren war, und merkte, als er nach Christls Anweisungen weiterfuhr, welches Ziel sie hatten.
»Befindet sich das, was Sie mir zeigen müssen, im Kloster Ettal?«, fragte er.
Sie nickte. »Es macht keinen Sinn, damit bis morgen zu warten.«
Er gab ihr recht.
»Ich bin mir sicher, als Sie vorhin mit Dorothea sprachen, hat die Ihnen nur das erzählt, was Sie ihrer Meinung nach wissen sollten.«
»Und Sie sind anders?«
Sie sah ihn an. »Vollkommen.«
Da war er sich nicht so sicher. »Diese Männer im Hotel. Hatten Sie die geschickt? Oder kamen die von Dorothea?«
»Sie würden mir nicht glauben, was auch immer ich sagte.«
Er schaltete herunter, als die Straße zur Abtei hin wieder abwärtsführte. »Wollen Sie einen ungebetenen Rat? Sie müssen endlich erklären, was Sie eigentlich wollen. Meine Geduld ist bald zu Ende.«
Sie zögerte. Er wartete ab.
»Vor fünfzigtausend Jahren entwickelte sich eine Zivilisation auf diesem Planeten, und zwar eine, die schnellere Fortschritte machte als der Rest der Menschheit. Sie ging uns voran, wenn Sie so wollen. War sie technologisch entwickelt?
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