Cotton Malone 04 - Antarctica
dann, es zu wagen.
Er ging zur Haustür und klopfte an.
Keine Reaktion.
Er klopfte wieder.
Er brauchte weniger als eine Minute, um das Schloss zu knacken. Dass es keine Alarmanlage gab, wusste er. Rowland erzählte gerne aller Welt, dass er so etwas als Geldverschwendung betrachtete.
Vorsichtig zog er die Tür auf, trat ein und sah den Anrufbeantworter. Er hörte sich die gespeicherten Nachrichten an. Die sechste, die ein paar Stunden alt war und von Rowlands Frau stammte, gefiel ihm. Sie war bei ihrer Schwester zu Besuch, hatte angerufen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, und endete mit der Bemerkung, dass sie übermorgen heimkommen würde.
Sofort änderte er seinen Plan.
Zwei Tage allein, das war eine ausgezeichnete Gelegenheit.
Er kam an einem Gestell mit Jagdgewehren vorbei. Rowland war ein passionierter Jäger. Smith betrachtete mehrere Schrotflinten und Jagdbüchsen. Auch er selbst jagte gerne, allerdings ging seine Beute auf zwei Beinen.
Smith betrat die Küche und öffnete den Kühlschrank. Genau wie im Dossier notiert, standen in der Tür vier Fläschchen mit Insulin. Die Hände in Handschuhen, untersuchte er jedes einzelne. Abgesehen von dem Fläschchen, das derzeit im Gebrauch war, waren alle voll und die Kunststoffsiegel intakt.
Er trug das Fläschchen zur Spüle und holte eine leere Spritze aus seiner Jackentasche. Nachdem er das Gummisiegel mit der Nadel durchstochen hatte, saugte er den Inhalt des Fläschchens mit der Spritze aus und entsorgte die Flüssigkeit in den Ausguss. Das wiederholte er zweimal, bis das Fläschchen leer war. Aus einer anderen Jackentasche zog er eine Flasche mit physiologischer Kochsalzlösung. Er füllte die Spritze damit und injizierte den Inhalt in das Fläschchen, bis dieses wieder dreiviertel voll war.
Anschließend reinigte er die Spüle und stellte das manipulierte Fläschchen in den Kühlschrank zurück. Wenn Herbert Rowland sich in acht Stunden seine Spritze setzte, würde er nichts Besonderes bemerken. Aber Alkohol und Diabetes vertrugen sich nicht. Exzessiver Alkoholgenuss und unbehandelte Diabetes waren absolut tödlich. In wenigen Stunden sollte er im diabetischen Koma liegen, und bis zum nächsten Morgen wäre er tot.
Smith hatte nicht mehr zu tun, als eine Nachtwache zu halten.
Plötzlich hörte er von draußen ein Motorgeräusch und stürzte zum Fenster.
Ein Mann und eine Frau stiegen aus einem Chrysler.
Dorothea machte sich Sorgen. Wilkerson war nun schon lange weg. Er hatte gesagt, er wolle eine Bäckerei suchen und Teilchen mitbringen, aber das war nun schon fast zwei Stunden her.
Das Zimmertelefon klingelte und schreckte sie auf. Keiner wusste, dass sie hier war, außer …
Sie nahm ab.
»Dorothea«, sagte Wilkerson. »Hör mir zu. Zwei Leute sind mir gefolgt, aber ich konnte sie abschütteln.«
»Wie haben sie uns gefunden?«
»Ich habe keine Ahnung, aber ich habe es zum Hotel zurückgeschafft und draußen Leute gesehen. Benutze dein Handy nicht. Es lässt sich überwachen. So was machen wir ständig.«
»Bist du dir sicher, dass du deine Verfolger abgeschüttelt hast?«
»Ich bin ihnen mit der U-Bahn vor der Nase weggefahren. Jetzt konzentrieren sie sich auf dich, da sie glauben, dass du sie zu mir führen wirst.«
Sie fasste einen Plan. »Warte ein paar Stunden und komm dann mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Warte in der Nähe der Touristeninformation auf mich. Ich komme um achtzehn Uhr.«
»Wie schaffst du es, ungesehen aus dem Hotel zu entwischen?«, fragte er.
»Wenn man bedenkt, wie sehr meine Familie hier das Geschäft belebt, sollte die Frau am Empfang alles regeln können, worum ich sie bitte.«
Stephanie stieg aus ihrem Wagen und ebenso Edwin Davis, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Sie waren aus Atlanta nach Charlotte gefahren und hatten für die 240 Meilen Highway kaum mehr als drei Stunden gebraucht. Davis hatte die Adresse des pensionierten Kapitänleutnants Herbert Rowland aus der Datenbank der Navy gezogen, und Google hatte ihnen die Wegbeschreibung geliefert.
Das Haus lag nördlich von Charlotte neben dem Eagles Lake, der nach seiner Größe und unregelmäßigen Form zu schließen ein künstlicher See war. Das Ufer war steil, bewaldet und felsig. Hier gab es nur wenige Häuser. Rowlands Holzhaus mit Walmdach lag eine Viertelmeile von der Straße entfernt zwischen kahlen Laubbäumen und grünen Nadelbäumen und bot eine großartige Aussicht.
Stephanie war nicht von ihrer
Weitere Kostenlose Bücher