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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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würde diesen Vorwurf nicht hier, an diesem geheiligten Ort, diskutieren. Sie trat zur Tür, doch er versperrte ihr den Weg und sagte: »Diesmal kannst du nicht weglaufen.«
    Eine Welle des Unbehagens stieg in ihr auf. Sie nahm es ihm zutiefst übel, dass er Georgs Kapelle entweihte. »Geh weg.«
    »Hast du die geringste Ahnung, was du eigentlich tust?«
    »Zum Teufel mit dir, Werner.«
    »Du hast keine Ahnung, was wirklich los ist.«
    Seine Miene wirkte weder wütend noch verängstigt, und so war sie neugierig. »Möchtest du, dass ich gegen Christl verliere?«
    Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. »Ich war mir nicht bewusst, dass es ein Wettkampf war. Ich hielt es eher für eine Herausforderung. Aber deswegen bin ich hier – um dir zu helfen.«
    Sie musste wissen, was er wusste und woher er es wusste, konnte sich aber nur zu den Worten bringen: »Ein totes Kind macht noch keine Ehe.« Ihr Blick bohrte sich in seinen. »Ich brauche deine Hilfe nicht. Nicht mehr.«
    »Da irrst du dich.«
    »Ich möchte gehen«, sagte sie. »Lässt du mich jetzt endlich vorbei?«
    Ihr Mann blieb stocksteif stehen, und einen Moment lang hatte sie wirklich Angst. Werner hatte sich immer an Emotionen geklammert wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Er war jemand, der mühelos Streit vom Zaun brach und sich nur schwer versöhnte. Als er daher von der Tür zurücktrat, war sie nicht überrascht.
    Sie ging an ihm vorbei.
    »Es gibt etwas, was du sehen musst«, sagte er.
    Sie blieb stehen, drehte sich um und bemerkte etwas, was sie an diesem Mann schon lange nicht mehr gesehen hatte. Selbstvertrauen. Wieder stieg Angst in ihr auf.
    Er verließ die Kirche und kehrte zum Auto zurück. Sie folgte ihm. Er griff nach dem Schlüssel und öffnete den Kofferraum. Drinnen enthüllte ein schwaches Licht das verzerrte, tote Gesicht von Sterling Wilkerson. In der Mitte seiner Stirn klaffte ein blutiges Loch. Sie keuchte auf.
    »Es ist mir sehr ernst mit allem, Dorothea.«
    »Warum?«, fragte sie. »Warum hast du das getan?«
    Er zuckte die Schultern. »Du hast ihn benutzt, er hat dich benutzt. Der entscheidende Punkt ist aber folgender: Er ist tot und ich lebe.«

40
Washington, D. C.
14.40 Uhr
    Ramsey wurde ins Wohnzimmer von Admiral Raymond Dyals junior geführt, einem pensionierten Vier-Sterne-Admiral. Der Vierundneunzigjährige aus Missouri hatte im Zweiten Weltkrieg, in Korea und in Vietnam gedient und war dann Anfang 1980 in den Ruhestand getreten. 1971, als die NR-1A verloren ging, war Dyals der Oberkommandierende der Navy gewesen und hatte den Geheimbefehl unterzeichnet, keine Such- und Rettungsmannschaft hinter dem vermissten U-Boot herzuschicken. Damals war Ramsey Lieutenant gewesen und hatte, von Dyals für die Mission der Holden ausgewählt, den Admiral anschließend persönlich über die Geheimfahrt in die Antarktis informiert. Kurz darauf war er zum Commander befördert und Dyals persönlichem Stab zugewiesen worden. Von da an war er die Karriereleiter schnell und mühelos hinaufgeklettert.
    Er verdankte diesem alten Mann alles.
    Und er wusste, dass Dyals noch immer sehr einflussreich war.
    Er war der älteste noch lebende Flaggoffizier. Präsidenten konsultierten ihn, auch der derzeitige bildete da keine Ausnahme. Dyals’ Urteil galt als fundiert und gewichtig. Die Presse hatte großen Respekt vor ihm, und Senatoren pilgerten routinemäßig in diesen Raum, in den nun auch Ramsey trat. Dort saß der alte Mann vor einem lodernden Feuer, eine Decke über die dürren Beine gebreitet und eine langhaarige Katze im Schoß. Er trug inzwischen sogar einen Beinamen – Winterfalke –, der ihm, wie Ramsey wusste, sehr gefiel.
    Die runzligen Augen leuchteten auf, als Dyals ihn kommen sah. »Ich freue mich immer, wenn Sie vorbeischauen.«
    Ramsey stand respektvoll vor seinem Mentor, bis dieser ihn bat, sich zu setzen.
    »Ich dachte mir schon, dass ich wahrscheinlich von Ihnen hören würde«, sagte Dyals. »Ich habe diesen Morgen von Sylvians Tod erfahren. Er hat einmal in meinem Stab gedient. Kein schlechter Berater, aber moralisch zu unflexibel. Er scheint damit jedoch nicht schlecht gefahren zu sein. Den ganzen Tag hört man nichts als lobende Berichte über sein Leben.«
    Ramsey beschloss, zur Sache zu kommen. »Ich möchte seinen Posten haben.«
    Die melancholischen Augen des Generals leuchteten zustimmend auf. »Mitglied des Vereinigten Generalstabs. So weit habe ich es nie gebracht.«
    »Sie hätten es gekonnt.«
    Der alte Mann

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