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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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bedeutend, dass ihr Äußeres keine Rolle spielte. Auf diesem schlichten Marmorthron mit einem Sitz aus Holz wurde der König des Heiligen Römischen Reiches gekrönt, und hier huldigten ihm seine Fürsten.«
    Sie zeigte auf einen schmalen Durchgang, der unter dem Thron hindurchführte.
    »Mit gebeugten Rücken krochen Pilger hier hindurch und huldigten dem Thron. Dieser Ort hier wurde jahrhundertelang verehrt.«
    Sie führte die Gruppe auf die andere Seite.
    »Jetzt schauen Sie einmal hier.« Die Führerin zeigte auf einen Stein. »Sehen Sie die Gravur.«
    Deswegen war er gekommen. In den Domführern waren Abbildungen und unterschiedliche Erklärungen zu finden gewesen, aber er wollte es mit eigenen Augen sehen.
    In der rauen Marmoroberfläche waren schwache Linien zu erkennen. Ein Quadrat, das ein weiteres Quadrat einschloss, in dem wiederum ein Quadrat eingeschlossen war. Von der Mitte der Seiten des größten Quadrats ging je eine Linie nach innen, durchschnitt das mittlere Quadrat und führte bis zum inneren Quadrat. Nicht alle Linien waren erhalten, doch es reichte, damit er das Bild vor seinem inneren Auge vervollständigen konnte.

    »Das hier ist der Beweis«, erklärte die Führerin, »dass die Marmorplatten ursprünglich römische Bodenplatten waren. Dies hier ist ein Spielbrett für das Mühlespiel, ein Spiel wie Dame, Schach oder Backgammon. Die Römer liebten dieses einfache Spiel. Sie ritzten die Quadrate in einen Stein und spielten los. Das Spiel war auch in der Zeit Karls des Großen beliebt und wird bis heute gespielt.«
    »Was macht es auf einem Königsthron?«, fragte jemand.
    Die Führerin schüttelte den Kopf. »Das weiß keiner. Aber es ist ein interessanter Aspekt, oder nicht?«
    Malone gab Christl ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Die Führerin ließ sich weiter über die obere Galerie aus, und noch mehr Blitzlichter zuckten auf. Der Thron schien ein großartiges Fotoobjekt zu sein, und zum Glück hatten alle ihre offiziellen Armbänder um.
    Malone und Christl wichen hinter einen der oberen Bögen zurück und waren nun von der Gruppe nicht mehr zu sehen.
    Er suchte das Halbdunkel mit den Augen ab.
    Unten im Chor hatte er vermutet, dass der Thron in der westlichen Galerie stehen würde. Irgendwo hier oben, so hatte er gehofft, würde er ein Versteck finden.
    Er führte Christl in eine dunkle Nische der Außenwand und zog sich mit ihr in den Schatten zurück. Mit einem Wink forderte er sie auf, still zu sein. Sie hörten zu, wie die geführte Gruppe die obere Galerie verließ und nach unten zurückstieg.
    Er sah auf die Uhr.
    19.00 Uhr.
    Um diese Zeit wurde der Dom geschlossen.

39
Garmisch
20.30 Uhr
    Dorothea saß in der Klemme. Ihr Mann wusste offensichtlich alles über Sterling Wilkerson. Was sie überraschte. Aber er wusste ebenfalls über ihren Wettkampf mit Christl Bescheid, und das bereitete ihr Sorgen – zusammen mit der Tatsache, dass Werner offensichtlich Wilkerson als Gefangenen festhielt.
    Was um alles in der Welt war da los?
    Sie hatten um 18.40 von München aus einen Zug nach Garmisch genommen. Während der rund anderthalbstündigen Fahrt hatte Werner kein Wort gesagt, sondern einfach nur ruhig dagesessen und eine Münchener Zeitung gelesen. Es hatte sie schon immer irritiert, wie er jedes Wort verschlang, sogar die Todesanzeigen und die Werbung las und dabei gelegentlich Kommentare zu Themen machte, die ihn interessierten. Sie hätte gerne gewusst, was er damit meinte, dass sie zu ihrem Sohn fahren würden, beschloss aber, nicht danach zu fragen. Zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren zeigte dieser Mann Rückgrat, und so beschloss sie, still zu sein und abzuwarten, wohin das alles führte.
    Sie fuhren jetzt auf einer dunklen Straße von Garmisch, dem Kloster Ettal und Reichshoffen weg. Vor dem Bahnhof hatte sie ein Wagen mit dem Schlüssel unter der vorderen Fußmatte erwartet. Sie begriff jetzt, wohin sie fuhren, nämlich zu einem Ort, den sie seit drei Jahren mied.
    »Ich bin nicht dumm, Dorothea«, sagte Werner endlich. »Das glaubst du zwar von mir, aber du irrst dich.«
    Sie beschloss, ihm keinerlei Befriedigung zu gewähren. »Eigentlich denke ich überhaupt nicht über dich nach, Werner.«
    Er überging diesen Seitenhieb und fuhr weiter durch die Kälte. Zum Glück schneite es nicht. Die Fahrt über diese Straße brachte Erinnerungen zurück, die sie nach Kräften verdrängt hatte. Erinnerungen an die Zeit vor fünf Jahren. Als Georgs Wagen von einer nicht durch

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