Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
getan.«
    »Glauben Sie, der Präsident versucht herauszubekommen, was damals geschehen ist?«
    »Nein. Die Sache ist ein paar Stufen tiefer angesiedelt, aber der Mann hat Daniels’ Ohr.«
    »Und Sie denken, dies alles könnte Ihre Chance auf eine Ernennung zunichtemachen?«
    »Ohne jeden Zweifel.«
    Das Offensichtliche brauchte er gar nicht hinzuzufügen. Und es würde auch Ihre Reputation vernichten.
    »Dann widerrufe ich meinen Befehl. Tun Sie, was Sie für richtig halten.«

41
Aachen
21.50 Uhr
    Malone saß in einem kleinen, leeren Raum, der von der oberen Galerie abging, auf dem Boden. Christl und er hatten sich dort versteckt, nachdem sie sich von der geführten Gruppe abgesetzt hatten. Durch einen fingerbreiten Spalt unter der Tür hatte er beobachtet, wie die Lichter im Dom gelöscht und die Türen für die Nacht verschlossen worden waren. Das war jetzt über zwei Stunden her, und seitdem hatten sie kein Geräusch gehört, außer dem gedämpften Stimmengewirr vom Weihnachtsmarkt, das durch das einzige Fenster des Raums hereindrang, und dem leisen Pfeifen des Windes, der die Außenmauern entlangstrich.
    »Es ist komisch hier«, flüsterte Christl. »So still.«
    »Wir brauchen Zeit, um den Dom genau zu untersuchen, ohne gestört zu werden.« Außerdem hoffte er, dass ihr Verschwinden Beilgesicht verwirren würde.
    »Wie lange warten wir noch?«, fragte sie.
    »Draußen muss erst Ruhe einkehren. Man kann nicht wissen, ob hier drinnen vor Ende der Nacht nicht doch noch Besucher zu erwarten sind.« Er beschloss, ihre Einsamkeit auszunutzen. »Ich muss einige Dinge wissen.«
    Im grünlichen Schein, der von der Außenbeleuchtung hereinfiel, sah er, wie ihr Gesicht aufleuchtete. »Ich hatte schon überlegt, wann Sie fragen würden.«
    »Die Heiligen. Wieso sind Sie der Meinung, dass die real sind?«
    Sie schien von seiner Frage überrascht, als hätte sie etwas anderes erwartet. Etwas Persönlicheres. Sie blieb aber gefasst und fragte: »Haben Sie je von der Karte des Piri Reis gehört?«
    Das hatte er. Sie war vermutlich von einem türkischen Piraten gezeichnet worden und stammte aus dem Jahr 1513.
    »Sie ist 1929 gefunden worden«, erzählte Christl, »wenn auch nur ein Fragment des Originals, aber sie zeigt Südamerika und Westafrika auf den korrekten Längengraden. Die Navigatoren des sechzehnten Jahrhunderts hatten keine Möglichkeit, den Längengrad zu bestimmen – dieses Konzept wurde erst im achtzehnten Jahrhundert perfektioniert. Gerardus Mercator war erst ein Jahr alt, als Piri Reis die Karte zeichnete, was heißt, dass Mercators Methode, den Globus auf einer Fläche abzubilden und alles mit Längen- und Breitengraden zu markieren, noch nicht entwickelt war. Dennoch tut die Karte des Piri Reis genau das. Außerdem ist die Nordküste der Antarktis verzeichnet. Dieser Kontinent wurde erst 1818 entdeckt. Erst 1949 wurden die ersten Sonarmessungen unter dem Eis durchgeführt. Inzwischen löst man dieselbe Aufgabe technisch ausgereifter mit Bodenradar. Es gibt eine nahezu perfekte Übereinstimmung zwischen der Piri-Reis-Karte und der eigentlichen Küstenlinie der Antarktis unter dem Eis.
    Auf der Karte steht außerdem eine Anmerkung, der sich entnehmen lässt, dass der Zeichner Informationen aus der Zeit Alexanders des Großen als Quelle verwendet hat. Alexander lebte zu Beginn des vierten Jahrhunderts vor Christus. Damals war die Antarktis schon mit kilometerdickem Eis überzogen. Jenes Quellenmaterial, das die ursprüngliche Küstenlinie zeigte, muss also aus einer Zeit zwischen ungefähr 10000 vor Christus, als es noch viel weniger Eis gab, und etwa 50000 vor Christus stammen. Man darf auch nicht vergessen, dass eine Karte ohne Erläuterungen dessen, was man sieht, nutzlos ist. Stellen Sie sich nur einmal eine Karte Europas ohne jede Beschriftung vor. Der könnten Sie nicht viel entnehmen. Man nimmt allgemein an, dass die Erfindung der Schrift etwa bis dreitausendfünfhundert vor Christus zurückreicht und den Sumerern zuzuschreiben ist. Dass Piri Reis Quellenkarten verwendet hat, die viel älter als fünftausendfünfhundert Jahre sein müssen, bedeutet, dass die Kunst des Schreibens älter ist, als wir dachten.«
    »In dieser Argumentationskette sind ganz schön viele logische Sprünge.«
    »Sind Sie immer so skeptisch?«
    »Das hat sich als gesund herausgestellt, wenn mein Arsch in der Schusslinie ist.«
    »Im Verlauf meiner Doktorarbeit habe ich mittelalterliche Karten studiert und bin dabei einer

Weitere Kostenlose Bücher