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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Endlich. »Sieht so aus, als hätten wir uns beide ziemlich viel aufgehalst.«
    Sie lächelte. »Es hat den Anschein.«
    Er zog seine Hand zurück und wunderte sich, dass sie sich so verletzlich zeigte. Per E-Mail hatten sie im vergangenen Jahr häufig kommuniziert. Er hatte geglaubt, sich mit einem Mann namens Jimmy Foddrell auszutauschen. Stattdessen war sein Mail-Partner eine faszinierende Frau gewesen. Wenn er recht darüber nachdachte, war sie ihm in manchen dieser Mitteilungen sehr offen begegnet. Nie so wie jetzt – aber doch so, dass er eine Verbindung gespürt hatte.
    Sie zeigte mit dem Licht nach vorn. »Wenn Sie diese Gänge entlanggehen, kommen Sie schließlich in die Katakomben. Dort sind die Gebeine von sechs Millionen Menschen gestapelt. Waren Sie jemals dort?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann lassen Sie es auch künftig sein.«
    Er schwieg.
    »Diese Wandzeichnungen«, sagte sie, »sind von ganz normalen Menschen gemalt worden. Aber sie sind das reinste historische Bilderbuch. Die Wände hier unten sind über Meilen hinweg mit Bildern bedeckt. Sie zeigen das Leben der Menschen und ihre Zeit, Ängste und Aberglauben. Sie sind ein historischer Bericht.« Sie hielt inne. »Wir haben die Chance, Sam, etwas zu tun, das reale Auswirkungen hat. Etwas, das von Bedeutung sein könnte.«
    Sie waren sich so ähnlich. Sie beide lebten in einer virtuellen Welt der Paranoia und der Spekulationen. Und beide waren sie voll guter Absichten.
    »Dann lassen Sie uns das tun«, sagte er.
    Ihre Antwort war ein Kichern. »Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache.«
    Sie schien aus diesem unterirdischen Anblick Kraft zu schöpfen. Vielleicht sogar auch etwas Weisheit.
    »Wollen Sie das näher erklären?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich eigentlich nicht. Es ist einfach nur ein Gefühl.«
    Sie kam näher. Jetzt war sie nur noch ein paar Zentimeter entfernt. »Wussten Sie, dass ein Kuss das Leben um drei Minuten verkürzt?«
    Er dachte über ihre sonderbare Frage nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Nicht ein Küsschen auf die Wange. Ein echter Kuss, mit dem es einem ernst ist, führt zu einem solchen Herzklopfen, dass das Herz in vier Sekunden härter arbeitet als normalerweise in drei Minuten.«
    »Echt wahr?«
    »Man hat eine Studie gemacht. Zum Teufel, Sam, es gibt eine Studie für alles. Vierhundertachtzig Küsse – wieder richtige, innige Küsse – verkürzen das Leben eines Menschen um einen vollen Tag. Zweitausenddreihundert kosten eine Woche. Hundertzwanzigtausend? Schon ist ein Jahr weg.«
    Sie rückte noch näher.
    Er lächelte. »Und worauf willst du damit hinaus?«
    »Ich kann auf drei Minuten meines Lebens verzichten, wenn du das auch kannst.«

45
London
    Malone beobachtete, wie Stephanie in die Nacht verschwand und wie sich sofort ein anderer Mann, der eine Einkaufstüte von Selfridges trug, Graham Ashby näherte. Malone hatte sich der Führung angeschlossen und sich mitten unter die plappernde Menge gemischt. Seine Aufgabe bestand darin, Stephanie zu decken und alles im Auge zu behalten; und jetzt waren sie vielleicht endlich auf etwas Wichtiges gestoßen.
    Er registrierte die Gesichtszüge von Ashbys Gesprächspartner.
    Rötliches Haar, schmale Nase, mittelgroß, Gewicht etwa siebzig bis fünfundsiebzig Kilo. Gekleidet war er wie alle anderen in einen Wollmantel, Schal und Handschuhe. Aber etwas sagte Malone, dass das hier nicht einfach irgendjemand war.
    Viele aus der geführten Gruppe gingen ins Ten Bells Pub, und Stimmengewirr schwappte in die Nacht hinaus. Straßenhändler versuchten, Jack-the-Ripper-T-Shirts und Andenkenbecher an den Mann zu bringen. Ashby und der Rothaarige standen auf dem Bürgersteig, und Malone schlich sich auf zehn Meter an sie heran, gedeckt durch eine Schar lärmender Menschen. Blitzlichter zuckten auf, da viele Teilnehmer der Führung vor der farbenprächtigen Fassade des Pubs Fotos schossen.
    Malone schloss sich dem Treiben an und kaufte ein T-Shirt von einem der Straßenhändler.

    Ashby war besorgt.
    »Mir scheint, wir sollten heute Abend einmal miteinander reden«, sagte Peter Lyon zu ihm.
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«
    »Die Frau. Ist sie eine Bekannte?«
    Ashby dachte an sein Gespräch mit Stephanie Nelle zurück. Sie hatten leise gesprochen und sich abseits der Menge gehalten. Keiner war in der Nähe gewesen. Ob Lyon irgendetwas gehört hatte?
    »Ich habe viele weibliche Bekannte.«
    Lyon kicherte.

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