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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Kensington hinaus.
    Weitere Fahrgäste kamen die Treppe herunter, als ein Zug eintraf.
    Malone hielt Abstand, stellte sich hinter andere Leute und folgte seinem Zielobjekt in den Wagen. Drinnen fand er einen Stehplatz und hielt sich an einer der Edelstahlstangen fest. Der Rothaarige tat zehn Meter entfernt dasselbe. Es drängten sich genug Menschen zwischen ihnen, dass ein einzelnes Gesicht wohl kaum Aufmerksamkeit erregte.
    Während der Zug unter der Stadt hindurchrumpelte, studierte Malone sein Zielobjekt, scheinbar ein älterer Herr, der abends unterwegs war, um London zu genießen.
    Aber Malone sah die Augen.
    Bernsteingelb.
    Er wusste, dass Peter Lyon ein ungewöhnliches Merkmal hatte. Er verkleidete sich gern, aber ein genetischer Augendefekt sorgte nicht nur für eine sonderbare Färbung seiner Iris, sondern machte die Augen auch ungewöhnlich empfindlich, so dass er keine Kontaktlinsen tragen konnte. Lyon zog es vor, ihren charakteristischen bernsteingelben Farbton mit einer Bille zu verdecken, doch heute Abend hatte er keine getragen.
    Malone beobachtete, wie Lyon ein Gespräch mit einer älteren Dame begann, die neben ihm stand. Malone bemerkte eine auf dem Boden liegende Times. Er fragte, ob die jemandem gehörte, und als sich niemand meldete, hob er sie auf und las die Titelseite, wobei er hin und wieder den Blick von den Worten hochwandern ließ.
    Außerdem zählte er die Stationen.
    Fünfzehn kamen und gingen, bevor Lyon bei der Station Earl’s Court ausstieg. Hier trafen sich die District Line und die Piccadilly Line. Blaue und grüne Hinweisschilder leiteten die Passagiere zur jeweiligen Strecke. Lyon folgte den blauen Hinweisschildern der Piccadilly Line in Westrichtung, und als er in den Zug stieg, nahm Malone den Wagen dahinter. Er hielt es nicht für klug, wieder im selben Waggon zu reisen, und konnte das Zielobjekt durch die Fenster im Wagen vor ihm sehen.
    Ein kurzer Blick auf den Plan über der Tür bestätigte, dass sie auf direktem Weg zum Heathrow Airport waren.

46
Paris
    Thorvaldsen studierte die beiden handschriftlichen Seiten aus dem Merowingerbuch. Er hatte erwartet, dass Malone Murad beim Treffen im Louvre das ganze Buch übergeben würde, doch aus irgendeinem Grund war das nicht geschehen.
    »Er hat mir nur Kopien dieser beiden Seiten gemacht«, sagte Murad. »Das Buch hat er mitgenommen.«
    Sie saßen wieder im Ritz, in der vollen Bar Hemingway.
    »Cotton hat nicht zufällig erwähnt, wohin er geht?«
    Murad schüttelte den Kopf. »Kein Wort. Ich habe den Tag im Louvre verbracht und weitere handschriftliche Texte verglichen. Diese Seite mit ihren vierzehn Zeilen hat Napoleon definitiv selbst geschrieben. Dass die römischen Zahlen ebenfalls seine Handschrift tragen, kann ich nur annehmen.«
    Thorvaldsen sah auf die Wanduhr hinter der Theke: beinahe dreiundzwanzig Uhr. Er mochte es nicht, wenn man ihn im Dunkeln tappen ließ. Das hatte er zwar weiß Gott anderen oft genug angetan, aber es war etwas anderes, wenn so etwas ihm selbst widerfuhr.
    »Der Brief, von dem Sie mir erzählt haben«, sagte Murad. »Ich meine den Brief, den Ashby auf Korsika gefunden hat und dessen nach oben verrückte Buchstaben auf Psalm 31 verweisen. Jeder Brief, den Napoleon seiner Familie schrieb, war eine Übung in Vergeblichkeit. Seine zweite Frau, Marie Louise, hatte 1821 das Kind eines anderen Mannes zur Welt gebracht, obwohl sie rein rechtlich gesehen noch immer mit Napoleon verheiratet war. Der Kaiser hat das gewiss niemals erfahren, da er in seinem Haus auf St. Helena ihr Porträt hängen hatte. Er hat sie verehrt. Natürlich war sie in Österreich bei ihrem Vater, dem österreichischen Kaiser, der sich mit Zar Alexander verbündet hatte und half, Napoleon zu besiegen. Es gibt keinen Beweis, dass der Brief, den Napoleon geschrieben hatte, sie oder ihren Sohn jemals erreichte. Tatsächlich reiste nach Napoleons Tod ein Gesandter mit letzten Botschaften von ihm nach Wien, und sie weigerte sich, ihn auch nur zu empfangen.«
    »Zu unserem Glück.«
    Murad nickte. »Napoleon war ein Dummkopf, wenn es um Frauen ging. Von der einzigen Frau, die ihm wirklich hätte helfen können, hatte er sich getrennt: Josephine.« Der Professor schwenkte die beiden Kopien. »Und nun schickt Napoleon also geheime Botschaften an seine zweite Frau, die er noch immer für eine Verbündete hält.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, was der Verweis auf Psalm 31 in dem von Ashby gefundenen Brief bedeuten könnte?«, fragte

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