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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Plan war ja gewesen, dass entweder Meagan oder er selbst sich einen Platz in Hörweite verschaffen sollte. Sam hatte beobachtet, wie Meagan es versucht hatte, aber von anderen Servicekräften dazu verdonnert worden war, beim Hinausfahren einiger Servierwagen zu helfen. Ihr frustrierter Blick hatte ihm gesagt, dass jetzt er am Zug sei, und er hatte entsprechend gehandelt.
    Im Saal war kein Sicherheitspersonal verblieben. Das stand jetzt draußen. Es bestand keine Gefahr, dass jemand durch die Türen eintreten konnte, die zum Aussichtsbalkon hinausführten, da der sich in beinahe sechzig Metern Höhe befand.
    Er hatte Eliza Larocques Rede angehört und genau verstanden, was sie beschrieb. Ein Leerverkauf sah so aus, dass jemand Aktien verkaufte, die er gar nicht besaß, in der Hoffnung, sie später zu einem niedrigeren Preis zurückerwerben zu können. Es ging dabei darum, von einem erwarteten Wertverlust der Aktie zu profitieren.
    In vielerlei Hinsicht ein riskantes Unterfangen.
    Zunächst einmal mussten die für den Leerverkauf vorgesehenen Finanzpapiere von ihrem Besitzer geliehen und zum aktuellen Preis verkauft werden. Wenn ihr Wert dann gefallen war, wurden sie zum niedrigeren Preis zurückgekauft und dem Besitzer zurückgegeben. Der Gewinn verblieb beim Leerverkäufer. Wenn aber die Preise stiegen, statt zu fallen, musste man die Aktien zum höheren Preis zurückkaufen, was zu einem Verlust führte. Wenn natürlich der Leerverkäufer wüsste, dass der Preis eines gegebenen Finanzpapiers fallen würde, und wenn er sogar den genauen Moment kennen würde, zu dem das passieren würde, gäbe es kein Verlustrisiko.
    Und das Potenzial für Gewinne wäre enorm.
    Das war eine der Finanzmanipulationen, vor denen sowohl Sams als auch Meagans Website gewarnt hatten.
    Sam hatte im Secret Service Gerüchte über bin Ladens eventuelle Manipulation gehört, aber diese Nachforschungen waren geheim und wurden weit oberhalb seiner Hierarchieebene durchgeführt. Vielleicht waren es gerade seine Internetbeiträge zu diesem Thema gewesen, die seine Vorgesetzten veranlasst hatten, ihn unter Druck zu setzen. Als er nun Eliza Larocque vieles von dem sagen hörte, worüber er selbst öffentlich spekuliert hatte, bestätigte das nur seine lang gehegten Vermutungen.
    Er war der Wahrheit näher gewesen, als er je geahnt hatte.

    Ashby hörte Larocque mit großem Interesse zu und machte sich allmählich ein Bild von dem, was sie planen mochte. Er hatte zwar die Aufgabe gehabt, die Absprachen mit Peter Lyon zu treffen, aber sie hatte ihn nicht in ihren Gesamtplan eingeweiht.
    »Das Problem bei bin Ladens Vorgehen war, dass er zwei Dinge nicht vorausgesehen hat«, dozierte sie. »Erstens wurde der amerikanische Aktienmarkt nach dem Angriff vier volle Tage lang vollständig geschlossen. Und zweitens gibt es automatische Prozeduren, die Leerverkäufe aufdecken. Eine davon, das sogenannte ›bluesheeting‹, eine Berichtspflicht an die Behörden, analysiert Handelsvolumen und erkennt potenzielle Bedrohungen. Die viertägige Schließung des Aktienmarkts verschaffte den Behörden Zeit, Manipulationen aufzudecken. Zumindest in Amerika. Aber in Übersee funktionierten die Märkte weiter, und die Gewinne wurden rasch realisiert, bevor jemand den Schachzug bemerkte.«
    Ashby rief sich die Zeit nach dem 11. September 2001 in Erinnerung. Larocque hatte recht. Munich Re, Europas zweitgrößter Rückversicherer, hatte durch die Zerstörung des World Trade Center beinahe zwei Milliarden Dollar verloren, und seine Aktien waren nach dem Anschlag in den Keller gefallen. Ein Leerverkäufer mit den richtigen Insiderinformationen hätte Millionen verdienen können.
    Er rief sich auch in Erinnerung, was auf anderen Märkten geschehen war.
    Der Dow Jones war um 14 % gefallen, der Standard & Poor Index der fünfhundert größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen war um 12% gesunken, der NASDAQ Composite um 16% – und auf beinahe jedem Aktienmarkt in Übersee waren die Ergebnisse noch Wochen nach dem Anschlag entsprechend gewesen. Sein eigenes Portfolio hatte stark gelitten – und das war dann tatsächlich der Beginn eines Niedergangs gewesen, der immer schlimmer geworden war.
    Auch was Larocque über Derivate sagte, stimmte vollkommen. Die waren nichts anderes als wilde Wetten mit geliehenem Geld. Zinssätze, ausländische Währungen, Aktien, Unternehmenspleiten – auf all das wetteten Investoren, Banken und Finanzmakler. Seine Finanzanalysten hatten

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