Cotton Malone 05 - Der Korse
ihm einmal gesagt, dass an jedem beliebigen Tag weltweit mit mehr als achthundert Billionen Euro spekuliert wurde.
Jetzt erfuhr er, dass es eine Möglichkeit gab, von all diesen Risiken zu profitieren.
Hätte er das doch nur schon vorher gewusst!
Malone sah, dass die Frau seine Pistole entdeckt hatte. Ihr Blick heftete sich in seinen.
»Los«, schrie er auf Französisch. »Tun Sie es.«
Sie drückte den Fernzünder.
Nichts. Nada. Niente.
Sie drückte erneut.
Keine Explosion.
Das verwirrte die gute Frau ganz schön.
52
Thorvaldsen saß aufrecht da, aber es fiel ihm schwer, die Fassung zu bewahren. Hier sprach eine Frau in aller Ruhe darüber, wie ein Terrorist von der Ermordung Tausender Unschuldiger profitiert hatte. Weder Empörung noch Ekel waren zu spüren. Vielmehr betrachtete Eliza Larocque diese Leistung eindeutig mit Ehrfurcht.
Genauso beeindruckt wirkte Graham Ashby. Nun, das war keine Überraschung. Angesichts seiner amoralischen Persönlichkeit machte es ihm bestimmt nichts aus, von anderer Menschen Unglück zu profitieren. Thorvaldsen fragte sich, ob Ashby je einen Gedanken an die sieben Toten in Mexico City verschwendet hatte. Oder hatte er einfach nur einen erleichterten Seufzer ausgestoßen, weil seine eigenen Probleme endlich gelöst waren? Offensichtlich kannte Ashby die Namen der Toten nicht. Andernfalls hätte er bei der Vorstellung vorhin anders reagiert. Aber nichts hatte auf ein Wiedererkennen hingedeutet. Warum sollte Ashby die Opfer auch kennen? Oder sich um sie scheren? Es war Amando Cabrals Aufgabe gewesen, das Problem zu beseitigen, und je weniger Ashby über die Einzelheiten wusste, desto besser.
»Warum haben wir nie davon gehört?«, fragte Ashby.
»Im Internet kursieren schon seit Jahren Gerüchte«, erwiderte Larocque. »In Les Echos, einem recht angesehenen französischen Finanzmagazin, ist 2007 ein Artikel zu diesem Thema erschienen. Mehrere amerikanische Zeitungen haben vage Andeutungen bezüglich der Story gemacht. Meine Bekannten aus dem Umkreis der US-Regierung sagten mir, dass die ganze Angelegenheit für geheim erklärt worden ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner eine Bestätigung dieser Gerüchte wünschen. Offiziell hat die Securities and Exchange Commission festgestellt, dass es keinen Insiderhandel gab.«
Ashby kicherte. »Typisch Yankee. Schwamm drüber und hoffen, dass sich das Problem einfach in Luft auflöst.«
»Was hier ja funktioniert hat«, sagte ein anderes Mitglied der Gruppe.
»Aber wir können aus diesen Anstrengungen lernen«, erklärte Larocque. »Tatsächlich studiere ich sie schon eine ganze Weile.«
Malone senkte die Waffe, als die Sicherheitsleute sich auf die Frau stürzten. Mit gefesselten Händen wurde sie vom Ehrenhof abgeführt.
»Woher wusstest du, dass es ein Bluff war?«
»Diese Bombe da draußen war nur ein Spielzeug. Die hätten die ganze Kirche in die Luft jagen können. Lyon hat mit geringen Sicherheitsvorkehrungen gerechnet und die Situation ausgenutzt.« Er zeigte mit der Beretta auf den Fernzünder, der am Boden lag. »Dieses Ding aktiviert gar nichts.«
»Und was, wenn du dich geirrt hättest?«
»Das habe ich aber nicht.«
Stephanie schüttelte den Kopf.
»Lyon hat uns nicht hierhergeführt, um uns zu töten«, sagte Malone. »Er wusste, dass Ashby für beide Seiten arbeitet. Er hat uns hierhergelenkt, weil er wollte, dass wir genau hier sind.«
»Diese Frau hatte keine Ahnung. Ihr Blick hat Bände gesprochen. Sie wollte wirklich etwas in die Luft jagen.«
»Für jeden Job gibt es einen Dummkopf, der ihn erledigt. Lyon hat sie benutzt, um Zeit zu schinden. Er will, dass wir zu tun haben, zumindest, bis er für uns bereit ist.«
Da sie auf dem Ehrenhof standen und von den dreistöckigen Gebäuden des Hôtel des Invalides umgeben waren, konnten sie den Eiffelturm nicht sehen. Was dort wohl mit Sam und Henrik geschah? Malone dachte an die Kuppel und den Transponder zurück. »Ich schätze, durch das Ausschalten dieses Peilsenders habe ich das Zeichen gegeben, die Show zu starten.«
Stephanies Funkgerät erwachte zum Leben.
»Sind Sie da?« Die Stimme war ein tiefer Bariton und sofort erkennbar. Präsident Danny Daniels.
In Stephanies Gesicht trat Überraschung.
»Ja, Sir, ich bin hier«, antwortete sie.
»Cotton ist auch da?«
»Ja.«
»Meine Mitarbeiter wollten mit Ihnen sprechen, aber ich dachte, ich mache das besser selbst. Wir haben keine Zeit für Übersetzungen und Interpretationen.
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