Cotton Malone 05 - Der Korse
hinunterlassen.«
»Das kann ich nicht zulassen.«
»Hast du eine bessere Idee?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe hier den höchsten Rang. Das Nein ist endgültig.«
»Cotton hat recht«, sagte Daniels durch die Kopfhörer. »Eine andere Option haben wir nicht. Sie müssen die Kontrolle über dieses Flugzeug übernehmen, Cotton. Wir können es nicht abschießen.«
»Du wolltest meine Hilfe«, sagte Malone zu Stephanie. »Dann lass mich auch helfen.«
Stephanie sah ihn mit einem Blick an, der bedeutete: Hältst du das wirklich für absolut notwendig?
»Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte er.
Also willigte sie mit einem Nicken ein.
Er nahm das Headset ab und schlüpfte in einen isolierten Fliegeroverall, den der NATO-Soldat ihm reichte, machte den Reißverschluss zu, streifte dann einen Gurt über die Brust und zog ihn fest. Der Soldat ruckte ein paar Mal kräftig daran, um zu überprüfen, ob er gut saß.
»Draußen bläst ein kräftiger Wind«, sagte der junge Mann. »Der wird Sie am Seil nach hinten wehen. Der Pilot wird dicht über dem Flugzeug bleiben, damit Sie nicht so stark abtreiben.« Der NATO-Soldat reichte Malone einen Fallschirm, den dieser über den Gurt zog.
»Freut mich, dass du immerhin ein bisschen Verstand hast«, schrie Stephanie über das Dröhnen der Turbinen hinweg.
»Keine Sorge. Ich habe so was schon früher gemacht.«
»Du bist kein guter Lügner«, sagte sie.
Er setzte sich eine Wollmütze auf, die zum Glück sein ganzes Gesicht bedeckte, als wäre er ein Bankräuber. Eine gelb getönte Schutzbrille schützte seine Augen.
Der NATO-Soldat fragte ihn mit einer Geste, ob er fertig sei.
Malone nickte.
Die Kabinentür wurde geöffnet. Kalte Luft strömte herein. Er zog ein Paar dicker, isolierter Handschuhe an. Dann hörte er das Klicken, mit dem der Stahlhaken der Winde an seinem Gurt befestigt wurde.
Er zählte bis fünf und trat hinaus.
55
Thorvaldsen ging von der Nord- zur Westseite der von einem Gitter umschlossenen Plattform. Er passierte Fenster zu seiner Rechten, in denen Wachsfiguren von Gustave Eiffel und Thomas Edison ausgestellt waren, die so aussahen, als plauderten sie in Eiffels ehemaliger Wohnung miteinander. Alles war ganz still und nur der Wind begleitete ihn.
Ashby war nirgends zu sehen.
Auf halbem Weg blieb er stehen und bemerkte, dass die Glastür des Ausgangs geschlossen war. Als die Gruppe hier vor ein paar Minuten hindurchgekommen war, war die Tür geöffnet gewesen. Er packte den Griff und drückte ihn herunter.
Die Tür war verriegelt.
Vielleicht hatte jemand vom Personal sie verschlossen? Aber warum? Der Turm würde bald für Besucher öffnen. Warum sollte man da einen der einzigen beiden Aufgänge zur obersten Plattform versperren?
Er ging zur Ostseite zurück, wo die anderen noch standen und auf das Panorama hinuntersahen. Auch die Tür beim zweiten Ausgang war zu. Er drückte versuchsweise den Türgriff herunter.
Versperrt.
Er hörte zu, wie Eliza Larocque auf einige Wahrzeichen der Stadt hinwies. »Das dort ist der Invalidendom. Vielleicht drei Kilometer entfernt. Dort liegt Napoleon begraben. Anscheinend hat sich dort irgendein Vorfall ereignet.«
Thorvaldsen sah vor der Kirche ein qualmendes Fahrzeug stehen, und auf den Avenuen, die von dem Baudenkmal wegführten, stand eine Ansammlung von Feuerwehr- und Polizeiwagen. Er fragte sich, ob das, was dort geschah, mit den beiden verschlossenen Türen in Verbindung stand. »Zufälle« waren nur selten zufällig.
»Madame Larocque«, machte er sie auf sich aufmerksam.
Sie sah ihn an.
»Beide nach unten führenden Ausgänge sind zugesperrt.«
Er bemerkte den verblüfften Ausdruck in ihrem Gesicht. »Wie ist das möglich?«
Er beschloss, ihre Frage auf eine andere Weise zu beantworten. »Und es gibt noch eine weitere beunruhigende Nachricht.«
Sie sah ihn durchdringend an.
»Lord Ashby ist verschwunden.«
Sam mischte sich auf der ersten Plattform unters Servierpersonal und fragte sich, was wohl zweihundert Meter weiter oben geschah. Als der Pariser Club den Sitzungssaal verlassen hatte und das Personal zurückgekehrt war, um das Essen vorzubereiten, hatte er sich den Servicekräften angeschlossen.
»Wie ist es gelaufen?«, flüsterte Meagan ihm zu, als sie auf den Esstischen Teller und Besteck zurechtrückten.
»Diese Leute haben große Pläne«, murmelte er.
»Würdest du mich darüber aufklären?«
»Jetzt nicht. Sagen wir einfach nur, dass wir recht
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