Cotton Malone 05 - Der Korse
anders. Er und Jesper hatten den Film vor ein paar Jahren gesehen, fasziniert von der Story, aber letztlich von der Gewalt abgestoßen. Bis vor ein paar Tagen wäre Gewalt für ihn allenfalls zur Selbstverteidigung in Frage gekommen. Aber dann hatte er ohne einen Hauch von Reue Amando Cabral und dessen bewaffneten Komplizen niedergeschossen.
Und das machte ihm Sorgen.
Malone hatte recht.
Er konnte doch nicht einfach Menschen ermorden.
Aber als er über die eisige Aussichtsplattform hinweg Graham Ashby betrachtete, der neben Larocque stand und auf Paris hinausblickte, merkte er, dass es ihm ein Vergnügen sein würde, diesen Mann umzubringen. Interessant, wie sehr sich seine Welt nun nur noch über den Hass definierte. Er zwang sich, an etwas Angenehmes zu denken. Sein Gesicht und seine Stimmung durften nicht verraten, was er im Kopf hatte.
Er war so weit gekommen.
Nun musste er die Sache nur noch zu Ende bringen.
Ashby wusste, was Eliza Larocque erwartete. Sie wollte, dass ein kleines, mit Sprengstoff beladenes Flugzeug in den Invalidendom auf der Südseite des Hôtel des Invalides krachte.
Ein großes Spektakel.
Die Gruppe von Fanatikern, die sich bereiterklärt hatte, die Verantwortung für den Anschlag zu übernehmen, war begeistert von der Idee. Die Geste erinnerte auf makabre Weise an 9/11, wenn auch in kleinerem Maßstab und ohne dass es Tote gab. Deshalb hatte man sich für den Weihnachtstag entschieden. An diesem Tag waren ja sowohl das Hôtel des Invalides als auch der Invalidendom geschlossen.
Gleichzeitig mit dem Anschlag in Paris würde es noch Angriffe auf zwei weitere Nationaldenkmäler geben, das Musée d’Aquitaine in Bordeaux und den Palais des Papes in Avignon. Beide waren heute ebenfalls geschlossen.
Jeder dieser Akte war rein symbolisch.
Als sie die Aussicht von der Aussichtsplattform in allen Richtungen genossen hatten, war ihm aufgefallen, dass vor dem Invalidendom ein Fahrzeug brannte, von dem eine Rauchfahne in die kalte Luft aufstieg. Es schien von Polizeifahrzeugen, Feuerwehrwagen und Krankenwagen zu wimmeln. Einige der anderen Mitglieder sahen es ebenfalls. Er hörte ein paar Kommentare, aber nichts, was große Sorge verriet. Die Situation schien unter Kontrolle zu sein. Für die Flammen trug sicherlich Lyon die Verantwortung, aber Ashby hatte keine Ahnung, was der Südafrikaner tatsächlich geplant hatte. Lyon hatte ihm keine Details mitgeteilt, und Ashby hatte auch keine wissen wollen.
Seine einzige Forderung war, dass es um zwölf Uhr mittags passierte.
Er blickte auf die Uhr.
Zeit zu gehen.
Er hatte sich absichtlich von den anderen abgesetzt, als Larocque ihnen die Aussicht erklärte. Sie hatte auf der Nordseite angefangen und war dann zur Westseite gegangen. Als die Gruppe sich zur Südseite begab, nahm er rasch den Ausgang zum überdachten Aussichtsbereich hinunter. Langsam schob er die Glastür hinter sich zu, bis der Verschlussriegel unten einrastete. Mr. Guildhall hatte die oberste Plattform gründlich erkundet und entdeckt, dass die beiden Türen, die aus dem überdachten Bereich nach oben führten, mit Riegeln versehen waren, die schon beim Zuschieben der Tür zuschnappten und nur mit Schlüsseln zu öffnen waren, die das Sicherheitspersonal bei sich führte.
Aber heute war kein Sicherheitspersonal da.
Larocque hatte vereinbart, dass der Club oben eine Stunde für sich hatte. Diese Zeit würde um zwölf Uhr vierzig enden, zwanzig Minuten bevor zweihundertfünfundsiebzig Meter weiter unten die Ticketschalter öffneten und die Besucher nach oben strömten.
Rasch stieg er vierzehn Metallstufen hinunter und ging zur Ostseite hinüber. Larocque und die anderen befanden sich noch immer auf der Südseite und genossen die Aussicht. Er stieg die Metalltreppe zur zweiten Glastür hoch und schob sie leise zu, so dass der Riegel einrastete.
Nun saß der Pariser Club oben in der Falle.
Er stieg die Treppe hinunter, trat in einen der wartenden Lifts und fuhr nach unten.
»Ich habe die Information«, sagte Daniels in Malones Kopfhörer. »Derzeit befinden sich sechs Flugzeuge im Pariser Luftraum. Vier sind kommerzielle Linienflugzeuge auf dem Weg zu den Flughäfen Orly oder Charles de Gaulle. Zwei sind Privatflugzeuge.« Der Präsident hielt inne. »Beide verhalten sich eigenartig.«
»Definieren Sie das«, bat Stephanie.
»Das eine reagiert nicht auf Anweisungen per Funk. Das andere hat zwar geantwortet, dann aber die Anordnung nicht befolgt.«
»Und beide sind auf
Weitere Kostenlose Bücher