Cotton Malone 05 - Der Korse
teilweise stimmt, warum sollte ich dann einer solchen Bitte nachgeben?«
Ihre Stimme klang gelassen und freundlich, ohne den kleinsten Hinweis auf ein Erschrecken. Daher verbarg er sein Gesicht nun hinter einer ähnlichen Maske der Gelassenheit.
»Die Antwort darauf ist recht einfach.«
Sie hörte zu.
»Sie haben ein Sicherheitsleck.«
21
Paris
Malone folgte Sam nach unten, wo sie eine Reihe vollgestopfter Regale mit der Aufschrift Ökonomie fanden.
»Foddrell und ich mailen uns oft«, sagte Sam. »Er ist ein großer Feind der US-Notenbank Federal Reserve. Er nennt sie eine gigantische Verschwörung, die zu Amerikas Untergang führen wird. Ein Teil von dem, was er sagt, macht Sinn, aber die meisten seiner Ansichten sind wirklich jenseits von Gut und Böse.«
Malone lächelte. »Gut zu sehen, dass es für Sie auch eine Grenze gibt.«
»Im Gegensatz zu dem, was Sie glauben, bin ich kein Fanatiker. Ich denke einfach nur, dass es da draußen Leute gibt, die unsere Finanzsysteme manipulieren können. Nicht, um die Macht über den Planeten zu erringen oder um die Welt zu zerstören, sondern einfach nur aus Gier. Es wäre eine Möglichkeit, mühelos reich zu werden oder es zu bleiben. Was diese Leute tun, kann die Wirtschaft von Staaten auf vielerlei Weise beeinflussen, und keine davon ist gut.«
Malone stimmte dem durchaus zu, aber da war immer noch die Frage der Beweise. Bevor sie Christiangade verlassen hatten, hatte er sowohl Sams als auch Jimmy Foddrells Website eingehend studiert. Sie waren gar nicht so verschieden, nur dass Foddrell, wie Sam gerade angemerkt hatte, die schreckliche Zukunft des Planeten in einem noch radikaleren Tonfall verkündete.
Er packte Sam bei der Schulter. »Wonach genau suchen wir eigentlich?«
»Der Hinweis oben spielt auf ein Buch an, das von einem geprüften Finanzberater geschrieben wurde, der sich mit denselben Dingen beschäftigt, über die auch Foddrell und ich uns auslassen. Vor ein paar Monaten habe ich eine Ausgabe gefunden und sie gelesen.«
Malone ließ Sam los und sah zu, wie dieser die Augen über die vollgestellten Regale wandern ließ.
Malone überflog die Bücher ebenfalls mit seinem geübten Blick. Er sah, dass es sich um ein wildes Sammelsurium von Titeln handelte, Bücher, die er den Leuten, die sie kistenweise in seinen Laden schleppten, niemals abgekauft hatte. Aber dass sie hier in Paris zum Verkauf standen, auf der linken Seite der Seine, nur ein paar hundert Meter von dem Fluss und Notre-Dame entfernt, machte sie wohl wertvoller.
»Hier ist es.«
Sam zog ein überdimensioniertes, goldfarbenes Paperback heraus. Es trug den Titel: Die Kreatur von Jekyll Island: Die US-Notenbank Federal Reserve.
»Foddrell muss das Buch hier zurückgelassen haben«, sagte Sam. »Es kann nicht sein, dass zufällig eine Ausgabe davon hier stand. Es ist ziemlich unbekannt.«
Die Leute stöberten weiter in den Regalen. Noch mehr kamen aus der Kälte herein. Malone suchte unauffällig nach Mr. Mager, sah ihn aber nicht. Er meinte ziemlich genau zu wissen, was ablief, beschloss aber, dass hier Geduld angebracht war.
Er nahm Sam das Buch aus der Hand und blätterte die Seiten durch, bis er darin einen Zettel fand.
Zurück zum Spiegel.
Er schüttelte den Kopf.
Sie kehrten in den ersten Stock zurück und fanden dort auf demselben rosa Zettel, der sie nach unten geschickt hatte, die Nachricht:
Café d’Argent, 34 Rue Dante
In dreißig Minuten
Malone ging wieder quer durch den ersten Stock zum Flügelfenster. Die Platanen unten standen reglos, die Zweige waren kahl wie Besen. Ihre schmalen Schatten wurden in der Nachmittagssonne bereits lang. Vor drei Jahren hatten er und Gary das International Spy Museum in Washington besucht. Gary hatte mehr über das erfahren wollen, womit sein Vater seinen Lebensunterhalt verdiente, und wie sich herausstellte, war das Museum faszinierend. Die Ausstellung hatte ihnen sehr gefallen, und er hatte Gary dort ein Buch gekauft – Handbuch der angewandten Spionage –, das einen heiteren Blick auf das Handwerk des Spions warf. Eines der Kapitel mit dem Titel »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste« beschrieb, wie man sich gefahrlos mit Kontaktpersonen in Verbindung setzen konnte.
Daher wartete er ab, denn er wusste schon, was jetzt kam.
Sam stellte sich zu ihm.
Malone hörte, wie sich unten die Tür öffnete und wieder schloss, und dann erblickte er den Mageren, der den Laden verließ, in den Händen etwas, das nach Größe und
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