Cotton Malone 05 - Der Korse
Farbe wie das Jekyll-Island-Buch von unten aussah.
»Das ist ein alter Trick, den aber eigentlich nie jemand anwendet«, erklärte Malone. »Eine Möglichkeit, die Person zu überprüfen, die sich mit einem treffen möchte. Ihr Freund hat zu viele Agentenfilme gesehen.«
»Er war hier?«
Malone nickte. »Er schien sich für uns zu interessieren, als wir draußen waren. Dann ist er reingekommen und hat sich wohl unten hinter den Regalen versteckt, während wir das Buch gesucht haben. Da Sie ihm Ihr Foto geschickt hatten, wusste er, nach wem er Ausschau halten musste. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich ungefährlich aussah, ist er vor uns wieder hier hochgekommen und dann gerade eben nach unten zurückgegangen.«
»Sie meinen, das da ist Foddrell?«, fragte Sam und zeigte auf den Mann.
»Wer sollte es sonst sein?«
Eliza schreckte auf. Nicht nur war Henrik Thorvaldsen über ihre Geschäfte informiert, er wusste anscheinend auch etwas, wovon sie selbst keine Ahnung hatte. »Ein Sicherheitsleck?«
»Eines der Mitglieder Ihres Pariser Clubs ist nicht, was es zu sein scheint.«
»Ich habe doch gar nicht gesagt, dass es irgendeinen Club gibt.«
»Dann haben wir beide nichts mehr zu besprechen.«
Thorvaldsen stand auf.
»Ich habe meinen Besuch auf Ihrem Château genossen. Falls Sie jemals nach Dänemark kommen, würde ich Sie sehr gerne bei mir zu Hause in Christiangade empfangen. Ich gehe jetzt, damit Sie sich von Ihrer Reise erholen können.«
Sie lachte verhalten. »Treten Sie immer so großspurig auf?«
Er zuckte die Schultern. »Heute, zwei Tage vor Weihnachten, habe ich mir die Zeit genommen, hierherzureisen, um mich mit Ihnen zu unterhalten. Wenn Sie darauf beharren, dass es für uns nichts zu besprechen gibt, gehe ich wieder. Ihr Sicherheitsproblem wird früher oder später offensichtlich werden. Ich wünsche Ihnen, dass der Schaden dann nur gering sein wird.«
Sie war äußerst vorsichtig vorgegangen, hatte ihre Mitglieder aufs Sorgfältigste ausgewählt und sie auf eine Gesamtzahl von sieben einschließlich ihrer selbst beschränkt. Jeder der von ihr Angeworbenen hatte durch die Zahlung von zwanzig Millionen Euro Einstandsgeld sein Einverständnis signalisiert. Außerdem hatten alle Schweigen gelobt. Erste Anstrengungen in Südamerika und Afrika hatten nie dagewesene Gewinne abgeworfen und dafür gesorgt, dass alle Mitglieder bei der Stange blieben, da nichts eine Verschwörung besser zusammenschmiedet als der Erfolg. Und doch schien dieser Däne mit seinem enormen Reichtum und Einfluss, ein Außenstehender, alles zu wissen.
»Sagen Sie mir, Herr Thorvaldsen, sind Sie ernsthaft an einer Mitgliedschaft interessiert?«
Seine Augen blitzten einen Moment lang auf. Sie hatte die richtige Saite angeschlagen.
Henrik Thorvaldsen war ein untersetzter Mann und wirkte durch sein verkrümmtes Rückgrat und die gebeugten Knie sogar noch kleiner. Er trug einen sackartigen Pullover, übergroße Cordhosen und dunkle Turnschuhe, vielleicht um die Missbildung zu kaschieren. Sein dichtes, silbriges Haar hing lang und zerzaust herunter. Seine buschigen Augenbrauen standen wie Drahtbürsten ab. Falten hatten sich als tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Man hätte ihn ohne weiteres mit einem Obdachlosen verwechseln können, aber vielleicht ging es ihm ja gerade darum.
»Können wir mit den Spielchen aufhören?«, fragte er. »Ich bin aus einem bestimmten Grund gekommen. Und zwar, wie ich hoffe, zu unserem beiderseitigen Vorteil.«
»Dann sollten wir unbedingt miteinander reden.«
Seine Ungeduld schien sich zu legen, als er spürte, dass sie ihm entgegenkam.
Er setzte sich wieder. »Ich habe durch sorgfältige Nachforschungen von Ihrem Pariser Club erfahren.«
»Und was hat Ihr Interesse erregt?«
»Mir waren bei bestimmten ausländischen Währungsoperationen einige gewiefte Manipulationen aufgefallen. Ganz eindeutig handelte es sich nicht um natürliche Vorkommnisse. Natürlich gibt es Seiten im Internet, die behaupten, wesentlich mehr über Sie und Ihre Aktivitäten zu wissen als ich.«
»Ich habe einige davon gelesen. Aber Sie wissen doch sicherlich, dass solche öffentlichen Anprangerungen Unsinn sind.«
»Ich würde Ihnen zustimmen.« Er machte eine Pause. »Aber eine Website ist mir ganz besonders ins Auge gefallen. Ich glaube, sie heißt GreedWatch. Sie ist der Wahrheit sicherlich ein bisschen zu nahe gekommen. Ich mag ein Zitat ganz oben auf der Homepage, es ist von Sherlock Holmes. Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher