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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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»Meine Familie arbeitet seit Jahrhunderten an diesem Ruf.«
    Ihre dunklen Augen ließen eine eigenartige Mischung von Neugier und Vorsicht erkennen. Sie fühlte sich offensichtlich unwohl und gab sich alle Mühe, das zu verbergen. Seine Privatdetektive hatten ihn über die Ankunft ihres Jets informiert. Sie waren ihr dann vom Flughafen Orly aus gefolgt, bis sie sicher wussten, wohin sie wollte. Während Malone und Sam also in Paris nach Informationen fischten, war er weiter südwärts gefahren, um dort seinerseits zu angeln.
    »Ich muss sagen, Herr Thorvaldsen«, bemerkte sie, beim Englischen bleibend, »dass ich nur aus Neugier bereit war, Sie zu empfangen. Ich bin heute Nacht von New York aus hierhergeflogen und infolgedessen ein wenig müde. Also nicht gerade in der Verfassung für einen Besuch.«
    Er beobachtete ihr anmutiges Gesicht und sah, wie ihre Mundwinkel sich zu einem manipulativen Lächeln nach oben verzogen.
    »Ist das hier der Landsitz Ihrer Familie?«, fragte er, bemüht, den Überraschungsmoment zu wahren, und bemerkte bei ihr ein kurzes Aufblitzen von Verärgerung.
    Sie nickte. »Er wurde im sechzehnten Jahrhundert erbaut. Nach dem Vorbild von Chenonceau, das nicht weit von hier steht. Noch so ein wunderbar idyllischer Ort.«
    Er bewunderte die dunkle Kamineinfassung aus Eichenholz auf der anderen Seite des Raums. Im Gegensatz zu anderen französischen Häusern, die er besucht hatte und die karg eingerichtet waren und an Gräber erinnerten, war dieses Heim hier definitiv keine Grabstätte.
    »Ihnen ist gewiss bewusst, Madame Larocque, dass meine finanziellen Ressourcen wesentlich größer sind als die Ihren. Vielleicht um ganze zehn Milliarden Euro.«
    Er studierte ihre hohen Wangenknochen, die ernsten Augen und den festen Mund. Er hielt den starken Kontrast zwischen ihrem hellen Teint und dem ebenholzschwarzen Haar für Absicht. In Anbetracht ihres Alters bezweifelte er, dass die Haarfarbe natürlich war. Sie war zweifellos eine attraktive Frau. Außerdem war sie selbstbewusst und klug. Sie hielt es für selbstverständlich, dass die Dinge so liefen, wie sie es wünschte – und war nicht an eine unverblümte Redeweise gewöhnt.
    »Und wieso sollte die Tatsache Ihres offensichtlichen Reichtums mich interessieren?«
    Er ließ eine Pause entstehen, um den natürlichen Gesprächsfluss zwischen ihnen zu unterbrechen, und sagte: »Sie haben mich beleidigt.«
    In ihre Augen trat Verblüffung. »Wie ist das möglich? Wir sind uns doch gerade zum ersten Mal begegnet.«
    »Ich kontrolliere eine der größten und erfolgreichsten Kapitalgesellschaften in Europa. Meine Tochterfirmen, die sich mit Öl und Gas, Telekommunikation und Industrieproduktion befassen, sind weltweit vertreten. Ich beschäftige mehr als achtzigtausend Arbeitnehmer. Meine jährlichen Einnahmen übersteigen die Ergebnisse all Ihrer Unternehmensteile zusammengenommen. Und doch beleidigen Sie mich.«
    »Herr Thorvaldsen, das müssen Sie näher erklären.«
    Sie war überrumpelt. Aber das war ja gerade das Schöne an einem Überraschungsangriff. Der Vorteil lag immer beim Angreifer. So war es in Mexico City vor zwei Jahren gewesen – und so war es auch heute hier.
    »Ich möchte bei dem, was Sie planen, mit dabei sein«, erklärte er.
    »Und was ist das?«
    »Ich war zwar gestern Abend nicht mit Ihnen in Ihrem Jet, doch trotzdem kann ich vermuten, dass Sie an Robert Mastroianni – übrigens ein Freund von mir – eine Einladung ausgesprochen haben. Mich dagegen meiden Sie.«
    Ihre Gesichtszüge blieben kalt und reglos wie ein Grabstein. »Was für eine Einladung?«
    »Mitglied im Pariser Club zu werden.«
    Er beschloss, gar nicht erst zuzulassen, dass sie ihm antwortete. »Sie haben eine faszinierende Vorfahrenschaft. Sie stammen direkt von Carlo Andrea Pozzo di Borgo ab, der am 8. März 1764 in der Nähe von Ajaccio geboren wurde. Er wurde zum unversöhnlichen Feind Napoleon Bonapartes. Mit großem Geschick manipulierte er die internationale Politik so, dass sein lebenslanger Feind schließlich vernichtet wurde. Eine klassische korsische Vendetta. Seine Waffen waren weder Gewehre noch Bomben, sondern diplomatische Intrigen. Sein Todesstoß wurde zum Schicksal von Nationen.«
    Er machte eine Pause, während sie über seine Worte nachdachte.
    »Erschrecken Sie nicht«, sagte er. »Ich bin kein Feind. Ganz im Gegenteil. Ich bewundere, was Sie tun, und möchte dabei mitmachen.«
    »Wenn wir einmal annehmen, dass das, was Sie sagen, zumindest

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