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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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konzentrieren.«
    »Wie um alles in der Welt bin ich bloß wieder in diesen Schlamassel hineingeraten?«
    »Sag du es mir.«
    Doch sie kannten beide die Antwort, und so fragte er einfach nur: »Was soll ich tun?«

33
17.15 Uhr
    Thorvaldsen wurde von dem Limousinenservice mit Chauffeur, der ihn aus dem Loire-Tal nordwärts ins Zentrum von Paris gefahren hatte, vor dem Hôtel Ritz abgesetzt. Unterwegs hatte er per Handy telefoniert und seinen nächsten Schritt geplant.
    Er eilte durch den kalten Spätnachmittag und betrat die berühmte Lobby des Hotels, in der sich eine Reihe museumswürdiger Antiquitäten befanden. Ganz besonders mochte er die Geschichte, wie Hemingway das Ritz 1944 befreit hatte. Mit Maschinenpistolen bewaffnet, hatten der Schriftsteller und eine Gruppe alliierter Soldaten das Hotel gestürmt und jeden Winkel durchsucht. Nachdem sie festgestellt hatten, dass die Nazis geflohen waren, hatten sie sich in die Bar zurückgezogen und eine Runde trockener Martinis bestellt. Zum Gedächtnis hatte die Hotelführung den Raum Bar Hemingway genannt, und diese betrat Thorvaldsen nun. Die Atmosphäre der Bar mit ihren warmen Holzwänden und den Ledersesseln erinnerte an eine andere Ära. An den Wänden hingen von Hemingway selbst geschossene Fotos; leise Klaviermusik sorgte dafür, dass man sich ungestört unterhalten konnte.
    Er erblickte seinen Mann an einem der Tische, trat zu ihm und setzte sich.
    Dr. Joseph Murad lehrte an der Sorbonne – er war ein bekannter Experte für das napoleonische Europa. Seit Thorvaldsen vor einem Jahr von Ashbys leidenschaftlichem Interesse erfahren hatte, zahlte er Murad ein Pauschalhonorar.
    »Single Malt?«, fragte er auf Französisch mit einem Blick auf Murads Glas.
    »Ich wollte sehen, wie ein zwanzig Euro teurer Drink schmeckt.«
    Thorvaldsen lächelte.
    »Und außerdem zahlen ja Sie.«
    »Stimmt.«
    Thorvaldsens Privatdetektive in Großbritannien hatten ihn im Wagen angerufen und ihm mitgeteilt, was sie über die in Caroline Dodds Arbeitszimmer platzierten Abhörgeräte erfahren hatten. Da diese Information ihm wenig sagte, hatte Thorvaldsen sie sofort per Handy an Murad weitergegeben. Der Gelehrte hatte ihn eine halbe Stunde später zurückgerufen und ihm ein persönliches Treffen vorgeschlagen.
    »In Napoleons letztem Willen und Testament war dieses Buch in der Tat erwähnt«, sagte Murad. »Ich habe das schon immer für merkwürdig gehalten. Napoleon hatte auf St. Helena an die sechzehnhundert Bücher bei sich. Und doch hat er sich die Mühe gemacht, Saint-Denis vierhundert Bücher zu vermachen, und hat dabei Das Königreich der Merowinger 450-751 n. Chr. eigens erwähnt. Das ist der Beweis für den Leitsatz, dass das von Bedeutung ist, was fehlt.«
    Thorvaldsen wartete auf eine Erklärung.
    »Es gibt in der Archäologie eine Theorie. ›Was fehlt, weist auf das hin, was wichtig ist.‹ Wenn zum Beispiel drei Statuen quadratische Sockel haben und die vierte einen runden, dann ist es normalerweise die vierte, die wichtig ist. Es hat sich immer wieder erwiesen, dass dieser Leitsatz richtig ist, insbesondere wenn man Artefakte studiert, die zeremonieller oder religiöser Natur sind. Dieser Hinweis im Testament auf ein ganz bestimmtes Buch könnte sehr wohl ebenso bedeutsam sein.«
    Er hörte zu, was Murad ihm über die Merowinger erklärte.
    Beginnend mit Merowech, der dem Königsgeschlecht den Namen verlieh, hatten sie die Franken vereinigt und anschließend deren germanische Vettern im Osten erobert. Im fünften Jahrhundert schaltete Chlodwig die Römer aus, beanspruchte Aquitanien für sich und jagte die Westgoten nach Spanien. Außerdem bekehrte er sich zum Christentum und erklärte eine kleine Stadt an der Seine, Paris, zu seiner Hauptstadt. Die Region um Paris, die eine strategische Lage hatte, gut zu verteidigen und fruchtbar war, wurde bald Francia genannt. Die Merowinger selbst waren ein sonderbarer Haufen – sie praktizierten merkwürdige Sitten, ließen sich Haar und Bart lang wachsen und bestatteten ihre Toten mit goldenen Bienen. Die herrschende Familie entwickelte sich zu einer Dynastie, machte dann aber einen erstaunlich raschen Niedergang durch. Im siebten Jahrhundert lag die wahre Macht in der Welt der Merowinger in den Händen ihrer Hofverwalter, der Hausmeier – Karolinger, die schließlich die Kontrolle erlangten und die Merowinger auslöschten.
    »Reich an Legenden, aber ihre Geschichte war nur kurz«, sagte Murad. »So ist das mit den Merowingern.

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