Cotton Malone 05 - Der Korse
dessen Landsitz verwanzt. Das ist wahrscheinlich nur möglich, weil Ashby sich in Sicherheit wiegt. Er glaubt, weder von uns noch von Eliza Larocque etwas befürchten zu müssen. Er hat keine Ahnung, dass Thorvaldsen ihn beobachten lässt. Aber der Präsident möchte, dass Thorvaldsen von der Bildfläche verschwindet.«
»Henrik hat gestern Abend zwei Männer getötet. Einer der beiden war in Cais Ermordung verwickelt.«
»Da kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Und ich werde mich auch nicht einmischen, außer eben, wenn er Ashby in Gefahr bringt.«
Eines wollte Malone noch wissen. »Was plant der Pariser Club eigentlich?«
»Genau das hat Ashby uns bisher noch nicht gesagt. Er hat uns nur mitgeteilt, dass etwas bevorsteht, und zwar bald. In den nächsten Tagen schon. Ich nehme an, so will er sicherstellen, dass er für uns wertvoll bleibt.«
»Und wer sind die beiden Toten da draußen im Museum?«
»Sie arbeiten für Eliza Larocque. Die andere Frau, die Frau im blauen Kittel, hat sie erschreckt und sie haben überreagiert.«
»Wie sauer sind die Franzosen?«
»Ziemlich.«
»Die Sache ist nicht meine Schuld.«
»Der Secret Service hat das Museum jetzt seit über einem Monat unter Beobachtung.« Sie zögerte. »Ohne jedes Problem.«
»Das Mädchen im blauen Kittel hat das alles in Gang gesetzt.«
»Ich habe auf dem Herflug erfahren, dass Eliza Larocque sich mit der GreedWatch-Webseite befasst hat. Ich nehme an, das ist der Grund, aus dem die beiden Männer diesem Foddrell gefolgt sind.«
»Wo ist Sam?«
»Jemand hat ihn einkassiert. Das habe ich durch die Überwachungskameras beobachtet.«
»Die Polizei?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das Mädchen im blauen Kittel.«
»Man sollte meinen, du hättest ihm helfen können.«
»Das Ganze ist kein Problem.«
Er kannte Stephanie gut. Sie hatten lange Zeit zusammengearbeitet. Er war einer der ursprünglichen zwölf juristisch ausgebildeten Agenten im Magellan Billet gewesen und sie hatte ihn persönlich engagiert. Daher lag die nächste Frage nahe. »Du weißt alles über sie, oder?«
»Nicht genau. Ich hatte keine Ahnung, was sie tun würde, aber ich bin verdammt froh, dass sie es getan hat.«
32
Sam war vom Obergeschoss des Museums die Treppe, die er anfänglich heraufgekommen war, bis zum Erdgeschoss hinuntergeführt worden. Von dort waren er und die Frau eine weitere Treppe in das geschlossene frigidarium hinuntergestiegen, wo Jimmy Foddrell sie erwartet hatte. Gemeinsam hatten sie ein schmiedeeisernes Tor in einem steinernen Torbogen passiert, das die Frau mit einem Schlüssel geöffnet hatte.
Die Pistole machte Sam ein wenig zu schaffen. Noch nie hatte eine Mündung direkt auf ihn gezeigt, und noch nie hatte er die Drohung, zu Schaden zu kommen, so unmittelbar gespürt. Dennoch fühlte er, dass er sich nicht in Gefahr befand. Vielmehr war es durchaus möglich, dass er auf der richtigen Spur war.
Er beschloss, der Sache nachzugehen. Er wollte ein richtiger Agent sein. Dann sei doch einer, sagte er sich. Improvisiere. Das ist das, was Malone tun würde.
Foddrell schloss hinter ihnen das Tor wieder ab.
Wände aus Backstein und Naturstein ragten fünfzehn Meter hoch um sie auf. Durch Fenster hoch oben, nahe der Gewölbedecke, sickerte etwas Licht herein. Es war kalt in dem Raum, und man hatte den Eindruck eines Kerkers. Offensichtlich waren Reparaturarbeiten im Gange, denn an einer der rauen Wände stand ein Gerüst.
»Sie können gehen oder bleiben«, sagte die Frau zu Sam. »Aber Tatsache ist, dass ich Sie brauche.«
»Wer sind Sie eigentlich?«
»Meagan Morrison. GreedWatch ist meine Website.«
»Nicht seine?«, fragte er und deutete auf Foddrell.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ganz allein meine.«
»Was macht er dann hier?«
Sie schien zu überlegen, was – und wie viel – sie ihm sagen sollte. »Ich wollte Sie sehen lassen, dass ich nicht verrückt bin. Dass wirklich Leute hinter mir her sind. Sie beobachten mich schon seit Wochen. Michael arbeitet mit mir an der Website. Den Namen Foddrell habe ich erfunden und Michael als Lockvogel eingesetzt.«
»Und so haben Sie Malone und mich hierhergelotst?«, fragte er den Mann, den sie Michael genannt hatte.
»Das ging eigentlich ziemlich leicht.«
Ja, das stimmte.
»Ich arbeite hier im Museum«, erklärte sie. »Als Sie mir eine Mail geschickt und mich um ein Treffen gebeten haben, war ich froh. Diese beiden Männer, die erschossen worden sind, sind Michael schon seit zwei Wochen
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