Cotton Malone 05 - Der Korse
gefolgt. Hätte ich Ihnen das gesagt, hätten Sie mir nicht geglaubt. Also habe ich es Ihnen gezeigt. Es gibt noch andere Männer, die ebenfalls beinahe täglich kommen und mich beobachten, aber die denken, dass ich nichts davon merke.«
»Ich habe Leute, die helfen können.«
Ihre Augen blitzten zornig auf. »Ich will keine Leute. Ja, wahrscheinlich sind diese zweiten Beobachter sogar gerade welche von Ihren Leuten. FBI. Secret Service. Wer weiß? Ich möchte mit Ihnen zu tun haben. Sie und ich« – nun klang ihre Stimme nicht mehr zornig –, »wir sind derselben Meinung.«
Er war fasziniert von ihrer Ernsthaftigkeit und dem attraktiven, verletzlichen Ausdruck ihres Gesichts. Aber trotzdem musste er sagen: »Da drin sind Menschen erschossen worden. Einer der Museumswärter wurde schwer verletzt.«
»Und das finde ich schrecklich, aber ich habe nicht damit angefangen.«
»Doch, eigentlich schon. Als Sie diese beiden Männer laut beschuldigt haben.«
Die zierliche, vollbusige Frau mit der schmalen Taille war lebhaft und reizbar. Ihre feurigen blauen Augen funkelten mit einem fast teuflischen Vergnügen – gebieterisch und selbstbewusst. Tatsächlich war er derjenige, der angespannt war; seine Handflächen waren feucht, aber er wollte seine Nervosität um keinen Preis zeigen. Daher nahm er eine lässige Haltung an und wägte seine Optionen ab.
»Sam«, sagte sie, nun mit sanfterer Stimme. »Ich muss mit Ihnen reden. Unter uns. Diese Männer waren hinter Michael her, nicht hinter mir. Die anderen, die Amerikaner, die mich beobachten, sind wir dadurch losgeworden, dass wir aus dem Museum verschwunden sind.«
»Sind das die Leute, die unsere beiden Angreifer erschossen haben?«
Sie zuckte die Schultern. »Wer sonst?«
»Ich möchte wissen, wer die beiden geschickt hat, denen wir hierhergefolgt sind. Für wen haben die gearbeitet?«
Sie sah ihm mit unverhüllter Dreistigkeit in die Augen. Er spürte, dass sie ihn taxierte. Zum Teil stieß ihn das ab, zum Teil hoffte er aber auch, dass sie wenigstens ein bisschen beeindruckt sein würde.
»Kommen Sie mit, dann zeige ich es Ihnen.«
Malone ließ sich von Stephanie über GreedWatch aufklären.
»Die Website wird von der Frau betrieben, die vorhin die Schießerei ausgelöst hat. Meagan Morrison. Sie ist Amerikanerin und hat an der Sorbonne Wirtschaftswissenschaften studiert. Mit dem jungen Mann, den sie vorgeschickt hat – Foddrell –, hat sie euch reingelegt. Foddrell ist ein Pseudonym, hinter dem sie sich als Betreiberin ihrer Website verbirgt.«
Er schüttelte den Kopf. »Da hat mich doch glatt ein Idiot an der Nase herumgeführt, der Nieren zu Mittag isst. Das ist die Lachnummer meines Lebens.«
Sie kicherte. »Ich bin froh, dass du darauf hereingefallen bist. Das hat es uns erleichtert, Verbindung aufzunehmen. Daniels sagte mir, Sam sei inzwischen seit über einem Jahr in Kontakt mit GreedWatch. Man hat ihn aufgefordert, aufzuhören, aber er hat nicht gehorcht. Durch sein Pariser Büro lässt der Secret Service seit ein paar Monaten die Website und Morrison selbst überwachen. Sie ist raffiniert. Der Mann, der euch hergeführt hat, spielt die Rolle des offiziellen Webmasters. Seit zwei Wochen wird er von Beschattern überwacht, die der Service auf Eliza Larocque zurückführen konnte.«
»All das erklärt nicht, warum du hier bist und über alles Bescheid weißt.«
»Wir glauben, dass die Betreiberin dieser Website Zugang zu Insiderinformationen hat, und offensichtlich glaubt das auch Larocque.«
»Du bist nicht hergekommen, nur um mir etwas über eine Webseite zu erzählen. Was ist eigentlich wirklich los?«
»Es geht um Peter Lyon.«
Malone wusste über den Südafrikaner Bescheid. Der war einer der meistgesuchten Straftäter der Welt. Er befasste sich mit Waffenschmuggel, politischem Mord, Terrorismus und allem, was der Kunde sonst noch wollte. Er nannte sich einen Makler des Chaos. Als Malone den Dienst vor zwei Jahren quittiert hatte, waren mindestens ein Dutzend Bombenattentate mit Hunderten von Toten mit Lyon verknüpft gewesen.
»Er ist immer noch im Geschäft?«, fragte Malone.
»Mehr denn je. Ashby hat sich mehrfach mit ihm getroffen. Larocque plant etwas, das Lyon involviert. Männer wie er tauchen nicht oft auf. Das hier könnte für uns die beste Chance sein, die wir jemals bekommen, ihn zu fassen.«
»Und dass Ashby Informationen über diese eventuelle Gelegenheit zurückhält, ist kein Problem?«
»Ich weiß. Ich habe die
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